Navigation überspringen

/ Wort zum Tag

Denkzettel

Heinz-Werner Neudorfer über Amos 7,2-3.

Amos sprach: Ach, HERR, sei gnädig! Wie soll Jakob bestehen? Er ist ja so klein. Da reute es den HERRN. Der HERR sprach: Es soll nicht geschehen!

Amos 7,2–3

Als Prophet war er ein echter Quereinsteiger, dieser Amos. „Ich bin ein Rinderhirt“, sagt er von sich selbst, ein Viehzüchter also (Am 7,14f). Und er fährt fort: „Aber der HERR nahm mich von der Herde und sprach zu mir: Geh hin und weissage meinem Volk Israel!“ Und das hat Amos dann auch getan.

Es waren nicht gerade angenehme Botschaften, die er auszurichten hatte. Ein Gerichtsprophet wurde er. Nicht weil ihm das Spaß gemacht hätte, o nein! Sondern weil er musste, von innen her musste. Originalton Amos: „Der Löwe brüllt, wer sollte sich [da] nicht fürchten? Gott der HERR redet, wer sollte [da] nicht Prophet werden?“ (Am 3,8).

Gericht – Gottes „Denkzettel“ für seine Menschen, mit denen er sie erinnert, dass es ihn immer noch gibt. Diese „Denkzettel“ waren (und sind bis heute) manchmal ziemlich heftig. Sie tun richtig weh. Da kommt zum Beispiel so ein riesiger Heuschreckenschwarm, wie es sie heute noch in Afrika gibt. Sie fressen alles, was gewachsen ist, und sie lassen die Menschen hilflos und ratlos zurück. Amos soll das ankündigen, damit sie sich auf das besinnen, was am Ende wirklich zählt, und das ist – Gott. Amos sieht das also kommen. Und was tut er?

Amos sprach: „Ach, HERR, sei gnädig! Wie soll Jakob bestehen? Er ist ja so klein.“ (Am 7,2).

Mich beeindruckt die Unbekümmertheit, mit der Amos betet. Wir machen uns viele Gedanken: dass Gott uns schließlich erhören müsse, wenn wir nur richtig beten; oder dass Gott in unserer Sache längst anders entschieden haben könnte und deshalb gar nicht mehr erhören kann und so weiter. Amos betet einfach drauflos. Ein einziges Argument kann er vorbringen. Nicht, dass die Israeliten es ja gar nicht böse gemeint hätten, als sie Gott ignorierten; dass sie doch nur intellektuell auf der Höhe der Zeit sein wollten; dass es in einer Gesellschaft eben Leitende und Leidende geben müsse. Nein, Amos erinnert Gott ganz schlicht: „Er (Jakob) ist ja so klein.“ „Klein“ hier wohl im Sinn von „hilflos“. Er appelliert an Gottes Mitleid. Verdient hätten sie’s ja nicht gerade, aber „sei gnädig!“ Kein Mensch hat Gottes Gnade verdient. Aber jeder Mensch braucht sie!

„Da reute es den HERRN“, heißt es weiter (Am 7,3), und: „Der HERR sprach: Es soll nicht geschehen!“  

Kann es sein, dass Gott etwas ankündigt und es sich dann doch noch mal anders überlegt? Für Amos war es gut, dass er frei war von Systemzwängen, von eingeschliffenen Festlegungen. Er beschreibt einfach, was er erlebt: Gott zieht sein Ding nicht ohne Rücksicht auf Verluste durch. Für uns heißt das: Es lohnt sich, noch einmal oder immer wieder bei Gott vorstellig zu werden, anzuklopfen, um Hilfe zu bitten. „Bittet, so wird euch gegeben“, hat Jesus gesagt. Das gilt immer noch.

Sie möchten noch tiefer in die Bibel eintauchen? Wir empfehlen unsere Sendereihe:

Anstoß

Ihr Kommentar

Die E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Alle Kommentare werden redaktionell geprüft. Wir behalten uns das Kürzen von Kommentaren vor. Ein Recht auf Veröffentlichung besteht nicht.