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/ Wort zum Tag

Mit aller Macht

Kerstin Offermann über 1. Chronik 13,8.

David und ganz Israel tanzten mit aller Macht vor Gott her, mit Liedern, mit Harfen, mit Psaltern, mit Pauken, mit Zimbeln und mit Trompeten.

1. Chronik 13,8

„Mit aller Macht tanzen“, das ist eine merkwürdige Formulierung. Sie erinnert mich an die Fernsehshow „Let's Dance“. Da lernen Prominente mit aller Macht, das heißt mit viel Engagement und Fleiß und mit viel Übung tanzen. Da kommt es nicht nur auf die richtigen Schritte und die richtige Körperhaltung an, sondern auch darauf, etwas von sich zu zeigen, seine Gefühle zu offenbaren. Sowohl Freude als auch Schmerz werden vertanzt, geteilt, gezeigt.

David wird beschrieben, dass er ekstatisch getanzt hat, mit aller Macht, so dass mancher am Königshof ein bisschen peinlich berührt war. Mit aller Macht und allen Sinnen, mit allen Gefühlen zu tanzen, hat etwas Ekstatisches. Denn Ekstase heißt wörtlich übersetzt: „aus sich heraustreten“. So haben David und Israel getanzt: ihre ganze Freude, ihren Schmerz, ihre Trauer, ihre Erwartungen, ihren Glauben vertanzt. Sie haben die ganze Lebendigkeit und Begeisterung, die in ihnen war, aus sich herausgelassen.

Nicht immer ist Tanz so dramatisch. Bei uns geschieht tanzen meist zu bestimmten Gelegenheiten, zu denen wir im letzten Jahr allerdings wenig Gelegenheit hatten. Alles war geschlossen: die Tanzschulen und die Clubs. Es fanden keine Hochzeiten statt und auch keine Konzerte. Diese Form von Lebensfreude fehlte so sehr! Wenn wir wieder tanzen können, dann werden darin unsere Sehnsucht und der Schmerz des letzten Jahres mitschwingen, aber auch unsere Freude und Erleichterung darüber, jetzt wieder aufzuleben.

Tanz ist ein Ausdruck von Leben. Für David ist es auch ein Gebet. In seinem Tanz offenbart er Gott sein Lob. Seine Freude an Gottes Gegenwart. David legt sein Leben offen vor Gott hin. Schleudert Gott seine Freude entgegen. Ob Gott wohl mitgetanzt hat?

Es gibt einen philosophischen Witz aus der Serie „Good Omens“: Wie viele Engel können auf einer Nadelspitze tanzen, ohne herunterzufallen? Antwort: Gar keine, weil Engel nicht tanzen.

Ich glaube das nicht. Ich bin überzeugt, dass im Himmel getanzt wird. Ich bin überzeugt, dass wir keine Angst davor zu haben brauchen, was womöglich an die Oberfläche kommt, wenn wir unser ganzes Wesen aus uns heraus ans Licht tanzen. Jedenfalls Gott gegenüber brauchen wir es nicht zu verbergen. Gott kennt uns und freut sich an uns. Denn Liebe und Freude, Kreativität und Lebendigkeit sind Gottes Wesen. Wie sollte da in Gottes Nähe nicht getanzt werden?

Ich freue mich darauf, wieder zu tanzen. Mit anderen zusammen das Leben zu feiern. Und so Gott mit Körper und Seele zu ehren, indem die Freude, die Gottes Geist in mein Leben legt, mit aller Macht aus mir raus ans Licht tanzt.

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Anstoß

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Kommentare (2)

Stefan K. /

Guten Morgen und lieben Dank für die gelungene Andacht, vor allem als leidenschaftlicher ehemaliger Tänzer und der heutigen Gesinnung zum Himmel und den Engeln, das passt 1 : 1

Sonja Z. /

Die lateinamerikanischen Tänze habe ich als junges Mädchen gelernt. Gerne getanzt habe ich nie. Ich weiß nicht warum, tanzen ist irgendwie nicht mein Ding. Und trotzdem tut es gut die Auslegung von Frau Offermann zu lesen.
Ich bin dankbar dafür. Es gibt mir viel Kraft und neue Energie zu beten.