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/ Wort zum Tag

„Versprochen ist versprochen“

Silke Stattaus über 1. Könige 8,24.

Salomo betete: So hast du an deinem Diener, meinem Vater David, gehandelt. Der heutige Tag ist Zeuge dafür, dass du dein Versprechen gehalten hast.

1. Könige 8,24

Es ist schon viele Jahre her. In der wöchentlichen Bibelstunde unserer Gemeinde sitze ich neben meinem alt gewordenen Vater. Wie immer hat er seine Bibel mitgebracht, aus der er den Abschnitt mitliest. Einen Zettel und Bleistift nutzt er, um sich Notizen zu machen. Manchmal schreibt er direkt in seine Bibel.

„Wer wird diese wertvollen Gedanken einmal lesen, wenn er sie nicht mehr lesen kann?“, überlege ich. „Wer erbt dieses kostbare Buch?“

Während die Bibelstundenbesucher über den Text nachdenken, kommt mir ein anderer Gedanke. Und so nehme ich ein Lesezeichen aus meiner Bibel und schreibe folgende Anfrage darauf: „Darf ich in deiner Bibel weiterlesen, wenn Du im Himmel bist?“. Das schiebe ich ihm zu. Er lächelt und legt es in seine Bibel.

Als ich am nächsten Tag unseren Briefkasten öffne, finde ich mein Lesezeichen wieder. Vater hat über meine Anfrage „Erbschein“ geschrieben und darunter seinen Namen und das Datum.

Diese Begebenheit fällt mir ein, als ich das heutige Bibelwort aus den Herrnhuter Losungen lese, das im Alten Testament im 1. Buch der Könige, Kapitel 8, 24 steht:

„So hast du an deinem Diener, meinem Vater David, gehandelt. Der heutige Tag ist Zeuge dafür, dass du dein Versprechen gehalten hast.“

Mein Vater konnte noch einige Jahre selber in seiner Bibel lesen. Später habe ich ihm daraus vorgelesen. So lange, bis er mit seinen satten 98 Lebensjahren in den Himmel umgezogen ist. Und jetzt gehört mir seine Bibel. Er hat sein Versprechen gehalten und mir diesen kostbaren Schatz vererbt.

Ich zweifelte keinen Augenblick daran, dass ich sie einmal erben werde, weil ich ja den Erbschein besaß. „Mit warmer Hand verschenken“ war seine Überzeugung. Auch wenn das meiste erst nach seinem Tod verteilt wurde.

Wie viel glücklicher wird Salomo gewesen sein, der auch erlebt hat, dass Gott sein Versprechen hält. Er, als der Sohn von David, war dafür vorgesehen, den Tempel einzuweihen. Und nun ist der große Tag da, an dem alle sehen können, wie verlässlich der Gott Israels ist.

Salomo stimmt ein langes Dankgebet an. Er erinnert die Israeliten daran, was Gott versprochen hat. Dabei wird deutlich, dass vieles schon erfüllt ist. Aber auch, worauf sie noch hoffen dürfen. Salomo lässt keinen Zweifel daran, dass er diese göttlichen Zusagen auch wirklich erwartet.

So war das damals.

Wie sieht es aber heute mit dem Erbe aus, das Gott mir schenkt? Mit der Aussicht auf ein Leben in seiner Nähe nach meinem Tod? Beeinflusst mich das in meinem Hier und Jetzt? Da bin ich dann doch über mich erschrocken, weil ich diesen Gedanken so selten in mein Leben integriere. Ich mache mir zwar Sorgen um die Geschehnisse von heute und morgen. Aber webe ich meine Lebensgeschichte in die große Geschichte ein, die Gott mit uns Menschen schreibt?

Salomo erinnert mich daran, dass ich Gott beim Wort nehmen darf. Seine Zusagen sind wahr und ich kann ihnen glauben. Das will er und dazu fordert er mich auf. Allerdings geht das nur, wenn ich die Versprechen Gottes auch kenne. Wenn ich weiß, was er mir zusagt. Denn nur dann kann ich mich darauf berufen.

So ist die Bibel für mich etwas Ähnliches wie der Erbschein meines Vaters. Ein Vermächtnis, das hundertprozentig verlässlich ist.

Damit lässt es sich getrost auch in eine Zeit hineingehen, von der ich nicht weiß, wie sie aussehen wird.

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Anstoß

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Kommentare (2)

Dieter B. /

Ich habe nicht keine Bibel vorliegen, jedoch das Gesangbuch der Ev. Kirche, welches mir mein Pate 1956 zu meiner Konfirmation schenkte mit der Widmung "Befiehl dem Herrn deine Wege." Nach 64 Jahren mehr

Pfr.i.R Dietrich T. /

Danke für diese so bewegende Andacht. Hat mein Herz weiter mit Hoffnung erfüllt. Für so einen irdischen Vater kann man auch wirklich dankbar und glücklich sein. Der himmlische Vater segne Sie und mehr