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/ Bibel heute

Von den Arbeitern im Weinberg

Stefano Fehr über Matthäus 20,1-16.

Vorschaubild: Matthäus 20

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Matthäus 20

Denn das Himmelreich gleicht einem Hausherrn, der früh am Morgen ausging, um Arbeiter anzuwerben für seinen Weinberg. [...] (Mt 20,1-16; LUT)

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Niemand will unfair behandelt werden. Für viele Menschen ist es enorm wichtig, dass sie Gerechtigkeit erfahren. Wenn das ihrer Meinung nach nicht der Fall ist, dann werden sie schnell unglücklich und beklagen sich. In unserem heutigen Bibeltext geht es darum, was denn ein fairer Lohn für Christen sein könnte.

Im vorigen Kapitel 19 des Matthäusevangeliums fragt Petrus Jesus: „Du weißt, wir haben alles zurückgelassen und sind dir nachgefolgt. Was werden wir dafür bekommen?“, und Jesus antwortet: „Jeder, der um meines Namens willen Häuser, Brüder, Schwestern, Vater, Mutter, Kinder oder Äcker zurücklässt, wird alles hundertfach wiederbekommen und wird das ewige Leben erhalten.“
 

Was ist ein fairer Lohn?

Gottes Lohn für Christen ist das ewige Leben. Mehr geht ja nicht. Als Kinder Gottes werden wir aus Gnade von Gott das ewige Leben geschenkt bekommen. In Ewigkeit dürfen wir später einmal für immer bei Gott sein. Wenn ich dieses Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg lese, beschleicht mich zunächst schon kurz der Eindruck, dass ich das als nicht ganz fair empfinde. Da arbeitet ein Tagelöhner 12 Stunden lang in der Sonne im Weinberg. Er verrichtet harte körperliche Arbeit in der Mittagshitze und erhält am Ende des Tages gleich viel, nämlich einen Denar, wie einer, der nur eine Stunde gearbeitet hat.

Das klingt doch unfair, oder? Tatsache ist, dass ein Denar genau der Lohn war, den der Arbeitgeber mit dem Tagelöhner, der den ganzen Tag gearbeitet hat, vereinbart hatte. Ein Denar war auch kein Hungerlohn, sondern ungefähr das, was eine Familie pro Tag zum Leben benötigte. Somit war der Lohn total fair. Als die ersten Tagelöhner aber sahen, dass all die anderen, die weniger gearbeitet hatten, auch einen Denar als Lohn erhielten, da hatten sie die große Hoffnung, mehr als die anderen zu erhalten.

Das ist zwar verständlich, aber tatsächlich erhielten sie ihren vereinbarten, fairen Lohn. Der Hausherr im Gleichnis ist ein Bild für Gott,. Dienst für Gott ist auch heute kein Zuckerschlecken. Ob das nun ein Engagement in der Gemeinde oder in der Mission ist, sich für Gott einzusetzen, ist oftmals anstrengend und nervenaufreibend.
 

Ein Geschenk mit Folgen

Ich arbeite bei der Evangelischen Karmelmission, unsere einheimischen Mitarbeiter setzen sich dafür ein, dass auch Muslime das Wort Gottes hören und verstehen können. In einem islamischen Umfeld Menschen von Jesus Christus zu berichten, kann sehr gefährlich und mit vielen Anfeindungen verbunden sein. Unsere Mitarbeiter wissen, was es bedeutet, sich für Gott einzusetzen und dafür Schwierigkeiten und Verfolgung auf sich zu nehmen. Die meisten von ihnen sind ehemalige Muslime, die von Jesus Christus gehört haben, ihr Leben dann Jesus anvertrauten und jetzt anderen von Jesus berichten, der allein ewiges Leben schenkt.

Ich erinnere mich noch sehr gut daran, wie ich auf einer meiner ersten Missionsreisen aufs Missionsfeld vor über 20 Jahren in Tansania ins Gespräch mit einem jungen ehemaligen Muslim kam. Sein Name ist Jummah Ali. Er erzählte mir, wie er zum Glauben an Jesus fand und was dies für Konsequenzen nach sich zog. Eines Tages bekam Jummah Ali von einer Frau ein Johannesevangelium geschenkt. Auf der ersten Seite des Buches war die Adresse unseres Büros in Tansania eingedruckt. Jummah Ali begann zu lesen. Er war so beeindruckt, dass er mehr wissen wollte und an die angegebene Adresse schrieb. Das Wort Gottes überzeugte ihn, und nach vielen Briefen und Gesprächen kam er zum Glauben an Jesus Christus.

Jummah Ali erzählte mir, dass er zwar einen inneren Frieden und Freude darüber hatte das ewige Leben zu erhalten, die Probleme für ihn aber sofort begannen. Als seine Eltern erfahren hatten, dass Jummah den Islam verlassen hatte, warfen sie ihn samt seiner Frau und den zwei Kindern unverzüglich aus dem Haus. Jummah ging regelmäßig zum Gottesdienst und besuchte den Taufunterricht. Dies blieb auch seinem Arbeitgeber nicht verborgen. Auf der Stelle wurde er gekündigt. Seine Frau, machte ihm große Vorwürfe, dass er den Islam verlassen hatte. Sie fürchtete um ihre Existenz. Aufgrund seines Glaubens an Jesus hatte Jummah Ali alles verloren.
 

Das Wichtigste im Leben

Da ich noch recht neu im Dienst war, stellte ich Jummah Ali eine Frage, die ich heute sicher nicht mehr stellen würde. Ich fragte ihn: „Hast du während dieser schwierigen Zeit darüber nachgedacht, wieder zum Islam zurückzukehren und deine Entscheidung, Jesus nachzufolgen, zu revidieren?“ Jummah Ali schaute mich völlig entsetzt an. Er sagte: «Darüber nachgedacht, Jesus wieder zu verlassen? Nein, niemals! Als ich begriffen habe, was Jesus für mich getan hat, dass er mich liebt, dass er mich erlöst hat, dass er mir ewiges Leben schenkt, da war mir Jesus zum Wichtigsten in meinem Leben geworden. Keinen Moment habe ich daran gedacht, dies je wieder aufzugeben». Das ewige Leben zu erhalten ist Jummah Ali das Wichtigste. Auch mir sollte es das Wichtigste sein, das ewige Leben als Gnadenlohn zu erhalten.

Hier in unserem Gleichnis sagt Jesus: „Als nun die Ersten an der Reihe waren, dachten sie, sie würden mehr bekommen; aber auch sie erhielten jeder einen Denar. Da begehrten sie gegen den Gutsbesitzer auf.“ Man kann ja dieses Murren verstehen. In unserer Welt führt mehr Leistung zu mehr Lohn. Wenn es um das ewige Leben geht, ist das aber anders. Diesen Lohn kann man sich nicht verdienen. Das ist ein Geschenk, das Gott uns aus Gnade zukommen lässt. Die Antwort des Gutsbesitzers im Gleichnis ist ja sehr interessant. Er sagt: „Mein Freund, ich tue dir kein Unrecht. Hattest du dich mit mir nicht auf einen Denar geeinigt? Nimm dein Geld und geh! Ich will nun einmal dem Letzten hier genauso viel geben wie dir. Darf ich denn mit dem, was mir gehört, nicht tun, was ich will? Oder bist du neidisch, weil ich so gütig bin?“.

Dass wir ewiges Leben erhalten, ist Gottes Güte, und ich darf mich über jeden freuen, der an Jesus Christus glaubt und ewiges Leben erhält. Die Arbeit im Reich Gottes ist ja kein Verdienst, auf das ich mir etwas einbilden könnte, sondern es ist Gottes Gnade, dass Er mich dazu berufen hat, an Ihn zu glauben und in Seinem Dienst zu stehen. Ich darf mich darüber freuen, dass alle an Jesus Gläubigen ewiges Leben erhalten werden und muss mir nicht die Frage stellen, ob ich als Lohn Gottes mehr oder weniger verdient hätte, als jemand anderes. Das ewige Leben zu erhalten ist in diesem Sinne nicht nur fair, sondern es ist Gottes Gnade, über die ich mich von ganzem Herzen freuen kann!

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