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/ Bibel heute

Moses Berufung (1)

Jörg Gerhard Muhm über 2. Mose 3,1–22.

Mose aber hütete die Schafe Jitros, seines Schwiegervaters, des Priesters in Midian, und trieb die Schafe über die Wüste hinaus und kam an den Berg Gottes, den Horeb. Und der Engel des HERRN erschien ihm in einer feurigen Flamme aus dem Dornbusch. Und er sah, dass der Busch im Feuer brannte und doch nicht verzehrt wurde. Da sprach er: Ich will hingehen und diese wundersame Erscheinung besehen, warum der Busch nicht verbrennt.[...]

2. Mose 3,1–22

Wer bin ich? Wer ist Gott?

Diese zwei Fragen aus der Berufungsgeschichte des Moses möchte ich heute herausgreifen. Beide Fragen finden in der Begegnung Gottes mit Mose eine erstaunliche Antwort.

„Wer bin ich?“ – Mose hatte mit allem gerechnet, aber mit Sicherheit nicht mit diesem Auftrag. Was Mose bisher erlebt hatte, war außergewöhnlich. Als Kind einer hebräischen Sklavin geboren, wuchs er doch als Sohn einer ägyptischen Prinzessin auf, erkannte dann aber seine wahre Herkunft und wurde zum Mörder, weil er einen hebräischen Sklaven vor der Gewalt eines Ägypters beschützen wollte.

Dann floh Mose, aus Angst, verurteilt zu werden, kam an den Sinai, lernte dort Jitro und seine Töchter kennen. Er heiratete Zippora, bekam Kinder und hütete die Schafe der Familie. Vermutlich hat sich Mose sehr wohl in seinem neuen Leben gefühlt. Er konnte sein altes konfliktbeladenes Leben hinter sich lassen und einen Neuanfang machen. Er war im Hafen der Ehe und Familie angekommen. Haus und Hof und Tiere waren ihm sicher. Es ging ihm gut in dem, wo er und was er war. So sollte es bleiben.

Und nun das, da brennt ein Dornbusch und Gott spricht zu ihm: „Geh wieder nach Ägypten und führe mein Volk aus der Sklaverei!“

„Wer bin ich?“

„Wer bin ich?“ – Ich kann Moses Reaktion verstehen. „Wer bin ich denn, dass ich zum Pharao gehen und die Israeliten aus Ägypten führen soll?“

Ich kann mich noch gut erinnern, als ich zum ersten Mal als junger Pfarrvikar eine Beerdigung halten musste. Ich hatte Theologie studiert, war verheiratet, hatte schon zwei Kinder und dann stand ich da in der Sakristei, jung und unerfahren, hatte Mühe meinen Talar richtig zuzuknöpfen und mein Bäffchen anzuziehen. Und nun sollte ich rausgehen und Menschen in ihrem Verlust und ihrer Trauer Trost spenden.

„Wer bin ich, dass ich solches tun soll?“ – Sicherlich nicht genau diese Worte, aber vergleichbare Gedanken gingen mir durch den Kopf.

Vielleicht erleben Sie das auch in beruflichen und privaten Herausforderungen Ihres Lebens, dass Sie solche Selbstzweifel haben: Wer bin ich schon, dass ich solches tun soll? – Wer bin ich denn schon, dass ich nun meine Kinder erziehen und ihnen Vorbild sein soll? – Wer bin ich denn schon, dass ich meinem niedergeschlagenen Kollegen Trost spenden könnte? – Wer bin ich denn schon, dass ich in meinem Betrieb Verantwortung für so viele Mitarbeitende übernehmen könnte?

„Ich will mit dir sein.“

Gott gibt Mose eine Antwort. Es ist eine Antwort, die allen Selbstzweifel mit einem Mal in sich zusammenfallen lässt. Er sagt: „Ich will mit dir sein.“ Eine Zusage, die eine ganz neue Perspektive gibt. Es kommt nicht auf Dich an, was und wer Du bist, sondern entscheidend ist, was ich für Dich bin: Ich werde mit Dir sein!

Diese großartige Zusage gab Gott auch vielen anderen Gestalten der Bibel. Abraham und Sara, Isaak und Rebekka, Jakob und seinen Frau Lea und Rahel, genauso, wie Josua, der Moses Werk vollenden sollte, den Propheten und nicht zuletzt den Aposteln, die ersten Jünger Jesu, denen Jesus den Auftrag gab: „Gehet hin in alle Welt … Und siehe ich bin bei euch, alle Tage, bis an der Welt Ende.“ Und glauben Sie mir, die allermeisten von ihnen fragten sich genauso wie Mose: „Wer bin ich denn, dass ich solches tun soll?“

Gott sagt: „Ich will mit dir sein!“ – So einfach ist das. Und so herausfordernd zugleich. Menschen, die sich von Gott zu einem Leben in der Nachfolge rufen lassen, bekommen diese eine großartige Zusage Gottes: „Ich will mit dir sein!“ Sie stehen aber auch in der Herausforderung, auf Gott zu vertrauen.

Gott bürgt für seine Zusage mit seinem Namen. Als Mose Gottes Namen erfragte, antwortete Gott: „Ich werde sein, der ich sein werde.“ So die Übersetzung Martin Luthers. Andere Bibelausgaben, übersetzen: „Ich bin, der ich bin.“

„Nomen est omen“, so zitieren viele gerne ein lateinisches Sprichwort: „Der Name ist ein Vorzeichen.“ Gott gibt Mose mit seinem eigenen Namen ein Vorzeichen für sein Leben. Und dieses Vorzeichen bestimmt von nun an sein Leben: Denn Gott ist mit ihm. Wer Mose hört, der hört Gott. Wer sich Mose entgegenstellt, der stellt sich Gott entgegen. Denn Gott ist mit ihm.

Wer bin ich? Wer ist Gott? – Es ist eine überraschende Antwort, die Gott dem Mose gegeben hat. Eine Antwort auf beide Fragen zugleich: Ich bin, der ich bin. Ich werde mit dir sein.

In Jesus Christus hat Gott sich allen Menschen zugewandt. Seine Zusage: „Ich will mit dir sein“ gab er in Jesus Christus allen Menschen, die ihm nachfolgen. Jesus hat versprochen: „Und siehe, ich bin bei euch, alle Tage, bis an der Welt Ende.“

Im Glauben an Jesus Christus dürfen Sie, wie Mose, mit dieser Zusage Gottes in Ihren Alltag gehen: Ich bin dein Gott und ich werde mit dir sein!

Wer bin ich? Wer ist Gott? – Die Antwort ist: Gott ist mit mir!

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