Navigation überspringen

/ Bibel heute

Jesu Kreuzigung und Tod

Thomas Klappstein über Lukas 23,32-49.

Es wurden aber auch andere hingeführt, zwei Übeltäter, dass sie mit ihm hingerichtet würden. Und als sie kamen an die Stätte, die da heißt Schädelstätte, kreuzigten sie ihn dort und die Übeltäter mit ihm, einen zur Rechten und einen zur Linken. [Jesus aber sprach: Vater, vergib ihnen; denn sie wissen nicht, was sie tun!]* Und sie verteilten seine Kleider und warfen das Los darum.[...]

Lukas 23,32–49

Es ist in über 2000 Jahren Kirchengeschichte viel gesagt und geschrieben worden über das Kreuz, an dem Jesus Christus die Schuld aller Menschen – der Vergangenen, der Gegenwärtigen und der Zukünftigen – auf sich genommen hat und einen qualvollen Sühnetod gestorben ist. Einen Tod, der die Trennungslinie zwischen Gott und den Menschen ein für alle Mal weggewischt hat.

Es ist viel diskutiert und gestritten worden über dieses Kreuz, an dem Jesus hing und von dem im biblischen Grundlagentext für die „Bibel heute“-Sendung an diesem Karfreitag 2025 zentral die Rede ist. Musste Gott unbedingt diesen Weg gehen?

Der neutestamentliche Theologe und Autor Paulus schreibt in seinem 1. Brief an eine Gemeinde in Korinth, eine der ersten Christengemeinden: „Denn das Wort vom Kreuz ist eine Torheit denen, die verloren werden; uns aber, die wir selig werden, ist’s eine Gotteskraft.“ Dieser polarisierende Satz prägt die Diskussion ums Kreuz im Grunde genommen bis heute.

Aber wenn ich die Bibel ernst nehme, das Neue Testament ernst nehme, dann ist dieses Kreuz, an dem Jesus hing, das Geschenk an die Menschheit. Auch wenn man vielleicht nicht 100%ig versteht, warum Gott gerade diese Vorgehensweise gewählt hat. Da gibt es auch bei mir immer wieder mal Fragen. Sicher ist, Gott hat diese Vorgehensweise wegen uns, wegen Ihnen und mir gewählt. Besagter Paulus macht dies in einem seiner anderen Briefe, dem Brief an die Christen in Ephesus, deutlich. Ich zitiere mal einige Verse aus dem 2. Kapitel des „Epheserbriefes“:

„... Aber Gottes Barmherzigkeit ist groß. Wegen unserer Sünden waren wir in Gottes Augen tot. Doch er hat uns so sehr geliebt, dass er uns mit Christus neues Leben schenkte. Haben wir das verdient? Niemals! Das verdanken wir allein der Gnade Gottes. Durch den Glauben an Christus sind wir dem Tod entrissen und haben einen Platz in Gottes Reich. ... weil Jesus am Kreuz sein Blut vergossen hat, gehört ihr jetzt zu ihm. Ihr seid ihm jetzt nahe, obwohl ihr vorher so weit von ihm entfernt lebtet. Christus ist für alle Menschen am Kreuz gestorben, damit wir alle Frieden mit Gott haben. In seinem neuen Leib, der Gemeinde Christi, können wir nun miteinander leben. Christus ist gekommen und hat seine Friedensbotschaft allen gebracht, die fern von Gott lebten, und allen, die nahe bei ihm waren.“

Dieses Kreuz ist das Geschenk an die Menschheit. Seit diesem Ereignis auf Golgatha, quasi der erste „Karfreitag“, ist viel gesagt und geschrieben worden über dieses Geschenk. Aber neben diesem Kreuz an dem Jesus hing, gab es noch zwei weitere Kreuze rechts und links von Jesu Kreuz. An denen zwei Verbrecher hingen. Und an ihrem Verhalten, an ihren Aussagen im Angesicht des eigenen bevorstehenden Todes, wird für mich ein anderes großes Geschenk Gottes an die Menschheit sichtbar: Der freie Wille des Menschen. Die Unabhängigkeit sich für oder gegen etwas zu entscheiden.  Gott sagt quasi: DU KANNST WÄHLEN.

Haben Sie sich schon einmal darüber gewundert, warum nur zwei Kreuze neben dem Kreuz von Jesus aufgestellt wurden? Warum nicht sechs oder zehn? Wie damals sonst oft üblich – Kreuzigungen waren häufig Massenhinrichtungen. Oder warum das Kreuz von Jesus in der Mitte stand? Warum nicht rechts außen oder links außen? Könnte es sein, dass die beiden Kreuze auf dem Hügel, rechts und links von Jesus, auch für eines der weiteren großen Geschenke Gottes stehen? Das Geschenk der Wahl, der freien Entscheidung – des freien Willens?

Die beiden Kriminellen rechts und links am Kreuz von Jesus hatten viel gemeinsam. Beide waren Schwerverbrecher, die wohl eine harte Strafe verdient hatten. Beide waren vom selben System überführt. Zum selben Tod verurteilt. Von derselben Menge umgeben. In derselben nahen Entfernung zum selben Jesus. Für beide schien in diesen Stunden ein verkorkstes Leben sein unrühmliches Ende zu finden. Einer der beiden Verbrecher am Kreuz verhöhnte Jesus und schrie: „Der Christus, der Messias willst Du sein? Na bitte, dann befreie dich und uns!“

Der andere allerdings machte in seiner letzten Stunde eine bemerkenswerte Wendung. Er sprach, zunächst zu seinem Verbrecherkollegen: „Fürchtest Du Gott nicht einmal jetzt, kurz vor dem Tod? Wir hängen hier zu Recht und haben den Tod verdient. Der hier aber ist unschuldig, er hat nichts Böses getan.“ Und dann wandte er sich an Jesus und bat: „Jesus denke an mich, wenn du in dein Reich kommst.“ Und Jesus antwortete ihm: „Ich versichere dir: noch heute wirst du mit mir im Paradies sein.“

Seither ist dieser Verbrecher am Kreuz für unzählige Menschen eine große Hoffnung. Es ist also möglich, auch als sogenannter hoffnungsloser Fall noch umzukehren. Und unzählige Menschen schöpften durch die Antwort von Jesus Mut, ihm ihr Leben anzuvertrauen und auf ein neues Leben zu hoffen. Was für eine unglaubliche Liebe spricht aus Jesus, selbst im Angesicht unerträglicher Schmerzen, der Last der Sünde und seines nahen Todes. Diese Liebe gilt dem eigentlich Verlorenen, der seine ganze Hoffnung auf ihn setzte.

Aber auch dem, der sich anders entschieden hat. Ich kann fragen: „Was ist mit ihm, Jesus?“ Wäre eine persönliche Einladung nicht angemessen gewesen? Wäre es nicht höchste Zeit gewesen, ihn zu überreden? Hat nicht z. B. der Schafhirte 99 Schafe zurückgelassen, um das eine Verlorene zu finden? Ein Gleichnis, was Jesus erzählt hat. Ja, hat er. Weil das Schaf arglos vom Weg abgekommen ist und eher unschuldig verloren gegangen ist. Trifft das auf diesen Verbrecher zu?

Aber der Vater vom „verlorenen Sohn“, ein anderes prägnantes Gleichnis von Jesus, hat nichts getan. Er hat seinen Sohn gewähren lassen, ihn mit Vorsatz zu verlassen. Er hat ihm die Wahl gelassen. Aber nachher auch kein Problem gehabt, ihn wieder aufzunehmen, als er reumütig nach Hause zurückwollte. Ohne Vorhaltungen. Weil er ihn nach wie vor liebte.

Jesus gab in seinen letzten Momenten beiden Kriminellen dieselbe Wahlmöglichkeit. Uns wurde kein größeres Privileg gegeben, als das der Möglichkeit zu wählen.

Der Verbrecher am Kreuz, der innerlich eine Kehrtwendung vollzogen hat, hat sicherlich einige üble Fehler in seinem Leben begangen, eine Reihe falscher Entscheidungen getroffen. Würden Sie sein Leben deshalb als überflüssig betrachten? Wird er die Ewigkeit damit verbringen, all die Früchte seiner falschen Entscheidungen zu ernten? Aus meiner Überzeugung heraus sage ich: Nö, genau das Gegenteil. Er wird diese eine Frucht seiner vielleicht einzig guten und richtigen Entscheidung genießen. Am Ende seines Lebens – letztlich auf der Zielgeraden.

So lange muss man nicht warten. Vielleicht haben Sie einige schlechte, einige falsche Entscheidungen getroffen in Ihrem Leben. Schauen vielleicht gerade auf ihr Leben zurück und denken: „Hätte ich damals ... / wenn ich doch nur meine falschen Entscheidungen irgendwie neutralisieren oder ausgleichen könnte ...“

Können Sie. Eine gute Wahl, eine richtige Entscheidung für die Ewigkeit zu treffen, dann gleicht Jesus selbst tausend schlechte und falsche hier auf der Erde aus. Die Entscheidung, die Wahl, liegt bei Ihnen. 

Es ist richtig, Jesus hat genug Liebe, beide Entscheidungen zu akzeptieren. Aber er wünscht sich nichts mehr und nichts sehnlicher, als die Ewigkeit mit uns, mit mir – auch mit Ihnen – zu verbringen. Deshalb ist er ans Kreuz gegangen. Deshalb starb er diesen Tod. Deshalb gibt es Karfreitag. Da musste Jesus durch.

Aber das war ja noch nicht das Ende. Der Sonntag, der Auferstehungsmorgen kam ja noch. Um es mit den Worten des 2024 verstorbenen amerikanischen Theologen Tony Campolo aus seiner Predigt „Sunday’s comin“ – zu deutsch: „Der Sonntag kommt“ zu sagen: „Es ist erst Freitag – der Sonntag aber kommt“. Und dieser Sonntag, den wir heute Ostersonntag nennen, änderte alles. Aber das ist noch mal ein ganz anderes Thema. Für heute soll reichen: Jesus hätte sich zu jeder Zeit anders entscheiden können. Aber er entschied sich für Sie. Dafür, dass Sie jederzeit Ihre eigene Entscheidung für oder gegen Jesus treffen können.

Ihr Kommentar

Die E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Alle Kommentare werden redaktionell geprüft. Wir behalten uns das Kürzen von Kommentaren vor. Ein Recht auf Veröffentlichung besteht nicht. Bitte beachten Sie beim Schreiben Ihres Kommentars unsere Netiquette.