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/ Bibel heute

Gottes Gericht über die Irrlehrer

Hartwig Schult über Judas 1–16.

Judas, Knecht Jesu Christi und Bruder des Jakobus, an die Berufenen, die geliebt sind in Gott, dem Vater, und bewahrt für Jesus Christus: Gott gebe euch viel Barmherzigkeit und Frieden und Liebe! Ihr Lieben, da es mich drängt, euch zu schreiben von unser aller Heil, halte ich’s für nötig, euch in meinem Brief zu ermahnen, dass ihr für den Glauben kämpft, der ein für alle Mal den Heiligen anvertraut ist.[...]

Judas 1–16

„Da hat sich was eingeschlichen!“

Diese Aussage meint in der Regel nichts Positives. Gutes muss sich ja nicht einschleichen. Gibt es das, dass sich auch in eine christliche Gemeinde etwas einschleicht? Judas, der Halbbruder von Jesus, schreibt davon. Es haben sich Menschen eingeschlichen und mit ihnen hat sich etwas in die Gemeinde eingeschlichen. Eigentlich will Judas viel lieber über etwas Positives schreiben, nämlich: „Von unser aller Heil“, was wir durch unseren Glauben an den HERRN Jesus Christus haben. Das hätte er viel lieber gemacht, aber er fühlt sich dazu gedrängt, zuerst über etwas anderes zu schreiben. Er will damit nicht die Stimmung vermiesen. Gerade weil ihm die Gemeinde am Herzen liegt, hält er es für nötig.

Aus der Medizin wissen wir, dass Früherkennung wichtig ist. Dass sich, wenn sich etwas eingeschlichen hat, dieses nicht weiter ausbreitet. Schleichendes Gift hat, je länger es sich ausbreiten kann, immer schwerwiegendere Folgen. Krankheit führt zu: Verlust von Energie, Handlungsfreiheit und Gewicht.

Es haben sich Menschen in die Gemeinde eingeschlichen und mit ihnen hat sich etwas eingeschlichen. Judas ist ihnen auf die Schliche gekommen. In seiner Analyse nimmt Judas Begebenheiten und Personen aus dem Alten Testament zu Hilfe. Es wird manchmal gefragt, warum wir uns mit diesen alten Geschichten aus dem Alten Testament immer noch beschäftigen. Judas macht das auf jeden Fall. Er nimmt sie als Grundlage, um die Irrlehrer und die Irrlehre zu entlarven. Es ist nicht dasselbe, aber das gleiche.

Er nimmt auch auf zwei außerbiblische Schriften Bezug, um deutlich zu machen, dass über die Abtrünnigen nicht gleich das Gericht verkündet wird. Das letztgültige Gericht zu sprechen, überlassen sie Gott.

Was schleicht sich heute so ein?

Ich möchte mal zwei Sachen, die Judas hier nennt, herausgreifen:

1. Gotteslästerung: In einem Gebot heißt es: Du sollst dir kein Bild von Gott machen. Wenn ich einen Gott verkünde, wie ich ihn mir vorstelle oder wünsche, mache ich mir ein Bild von ihm. Gott ist so, wie er in der Bibel beschrieben wird und wie er sich selbst offenbart: Gott ist heilig. Gott ist Liebe. Gott ist aber nicht für alles offen.  Wenn Gott für eine menschliche Ideologie in Beschlag genommen wird, ist das Gotteslästerung. Wir müssen aufpassen bei dem, was heute so alles verkündigt wird.

2. Sie murren und hadern mit ihrem Geschick: Wir haben gelegentlich Menschen in den Gemeinden, die mit ihrem Schicksal unzufrieden sind. Das hat sicher auch seine Berechtigung und es gilt, das auch ernst zu nehmen. Aber manche bringen ihren Unmut immer wieder in die Veranstaltungen ein. Sie vergiften zunehmend die Atmosphäre. Sie ziehen zunehmend die Aussagen der Bibel in Zweifel. Sie gebärden sich zunehmend als der Nabel der Gemeinde. Alles soll sich möglichst um sie drehen. Die anderen nervt es zunehmend. Auch der Widersacher kennt Schliche, wie er Unmut in die Gemeinde tragen kann.

Wozu Ermahnungen?

Seine Ermahnungen richtet Judas nun nicht an die Menschen, die sich eingeschlichen haben, sondern an die Gemeinde. Warum wird man z.B. in der Schule ermahnt? Warum sind manchmal Ermahnungen nötig?

  • Wenn man unaufmerksam und nicht bei der Sache ist; nicht mitarbeitet, abgelenkt ist oder andere ablenkt; wenn man müde ist; wenn man den Ablauf des Unterrichts stört.
  • Ermahnen meint ja nicht, den anderen fertig zu machen oder bloßzustellen. Es meint, jemanden durch eindringliches Zureden aufzufordern, etwas zu tun oder einzuhalten.

Die Gemeinde soll jetzt nicht sagen: Du hast dich hier eingeschlichen. Ich bin dir auf die Schliche gekommen und nun schleich dich.

Judas ermahnt die Gemeinde: „… dass sie für den Glauben kämpft, der ein für alle Mal den Heiligen anvertraut ist.“ Sie soll kämpfen, nicht mit militärischen Mitteln. Das Bild kommt eher aus dem sportlichen Bereich. Es geht um eine geistig-geistliche Auseinandersetzung. Besonders ist hier das Wort: ἄπαξ – hạpax – einmal, 1-mal, ein für alle Mal. Fritz Rienecker fügt im Griechischen Sprachschlüssel hinzu: außer den Neuerungen. Es gibt Grundlagen des Glaubens, die bestehen von Anfang an. Sie sind von Anfang an gültig und haben eine Ewigkeitsgarantie.

Grundlagen

Es sind Grundlagen, die jede Generation von Früheren übernommen hat. Um sie muss gekämpft werden, nicht aus Traditionalismus, sondern weil es auch heute noch trägt.

Natürlich gibt es auch Dinge, die sich verändern im Laufe der Zeit. Aber es gibt Dinge, die sich nicht ändern. Das wird heute angezweifelt. Eine junge Christin sagt: „Ich will meinen Glauben allein auf meine persönlichen Erfahrungen aufbauen. Ich will keine Lehre und keine Vorgaben.“

Eine Folge daraus ist: Es können sich zwei Christen über ihren Glauben unterhalten und sie kommen nicht mehr auf einen Nenner. Weil die gemeinsame Basis fehlt und es fehlt das, was wirklich trägt.

Kämpfe den guten Kampf des Glaubens …, so beginnt mein Konfirmationsspruch. Für den Glauben kämpfen, dazu ermahnt Judas die Gemeinde. Sich für den Glauben starkmachen, dazu ermutigt Judas uns. Und Judas sagt auch zu uns, dass wir geliebt sind in Gott und dass wir uns in der Liebe bewahren sollen. Wir werden nicht immer vermeiden können, dass sich etwas einschleicht. Aber wir müssen mit Gottes Hilfe nicht tatenlos zusehen.

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Kommentare (1)

Sigrid K. /

Lieber Bruder Schult, Sie sprechen mir aus dem Herzen. Schon lange beobachte ich, dass oft verkündet wird, dass jeder nach seiner Fason seelig werden soll.
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