/ Anstoß - Gedanken zum Tag
Höhenangst
Oliver Jeske über 1. Chronik 16,31
Es freue sich der Himmel, und die Erde sei fröhlich, und man sage unter den Völkern, dass der HERR regiert!
Im letzten Herbst sind meine Familie und ich auf einen Leuchtturm gestiegen. Statt den Ausblick zu genießen, habe ich mich innerlich verkrampft und irgendwo festgeklammert. Mein Problem: Ich habe Höhenangst.
Höhenangst – vielleicht beschreibt dieser Begriff ganz gut das Empfinden auch mancher meiner Zeitgenossen hier in Deutschland: Vor 30 Jahren fiel die Mauer – und der Ein- oder Andere aus der ehemaligen DDR ist auf der Strecke geblieben. 2015 und 2016 kamen hunderttausende Menschen fremder Nationalität und Kultur als Asylsuchende zu uns. Wird der Kuchen für alle reichen? Ist unser Wohlstand in Gefahr? Wir jammern auf hohem Niveau und mancher fühlt sich im freien Fall – Höhenangst.
Das Problem gibt’s offensichtlich schon länger, schon seit mindestens 3.000 Jahren. Damals hat der Dichter und Musiker Asaf am Hof des Königs David zusammen mit seinen Brüdern ein Loblied gegen die Höhenangst geschrieben. Es erzählt von den Anfängen des Volkes Israel. Wie Gott es – klein an Zahl – erwählt und beschützt hat. Gegen allen Augenschein ist ein großes Volk daraus geworden, das jetzt sein politisches und spirituelles Zentrum in Jerusalem findet. Und dann bricht in diesem Lied der Jubel aus:
„Der Himmel soll sich freuen,
die Erde jauchzen!
Sagt es allen Menschen: Der HERR ist König!“
Das ist die Botschaft: So wie sich Gott einem ursprünglich kleinen Volk zugewandt hat, so bietet Gott jedem seine Freundschaft an, der denkt: Jeder Halt geht mir verloren. Ich fühle mich im freien Fall.
Auf einen Leuchtturm werde ich zwar so schnell nicht wieder steigen. Aber ich baue auf Gott, wenn mich sonst in meinem Leben mal wieder Angst – Höhenangst packt.
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