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Christlicher Glaube heißt Freiheit!

Glaubens-FAQ / Lesezeit: ~ 7 min

Autor/-in: Ilona Mahel

Christlicher Glaube heißt Freiheit!

Christen dürfen nichts und haben schlechte Laune. So denken zumindest viele Zeitgenossen. Dabei hat der christliche Glaube doch Befreiung als Vorzeichen.


Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit. Diese Leitbegriffe der Französischen Revolution sind weithin bekannt. Auch den Dreiklang „Einigkeit und Recht und Freiheit“ kennen zumindest wir Deutschen sehr gut. Diese beiden Beispiele aus dem Bereich der Politik zeigen, dass Freiheit ein hohes Gut ist, für das sich über die Jahrhunderte der Menschheitsgeschichte hinweg immer wieder Leute sogar mit ihrem Leben eingesetzt haben. Was genau versteht man aber unter Freiheit? Und was zeichnet die Freiheit aus, die der christliche Glaube verspricht?
 

Der allgemeine Freiheitsbegriff

Allgemein gesprochen wird Freiheit oft als der Zustand verstanden, in dem ich tun und lassen kann, was ich will. Nicht gebunden sein, niemandem gegenüber Rechenschaft ablegen müssen, keinen Zeit- oder Leistungsdruck verspüren. Der Urlaub wird z.B. häufig als Zeit erlebt, in der man sich endlich einmal die Freiheit nehmen kann, gewisse Dinge zu tun oder zu lassen. So wird Freiheit oft mit Freizeit gleichgesetzt.
 

Freiheit: politisch, philosophisch, juristisch

Aber natürlich ist Freiheit noch viel mehr. Politisch gesehen bedeutet Freiheit, dass ein Volk selbstbestimmt handeln kann und nicht durch ein anderes Volk unterdrückt wird. Freiheit als Leitbegriff der Französischen Revolution bezog sich eben darauf, dass das ganze Volk an der politischen Gestaltung beteiligt wird – und nicht nur König, Adel und Klerus. Ebenso kennen wir auf der Ebene des Individuums die Befreiung aus der Sklaverei, also Freiheit von der kompletten Bestimmung durch einen anderen Menschen.

Auch Philosophen haben sich viele Gedanken über den Freiheitsbegriff gemacht. Immanuel Kant zufolge ist ein Mensch dann frei, wenn er das tut, was vernünftig ist – und eben nicht einfach seinen Trieben und Launen folgt. Sein sogenannter kategorischer Imperativ lautet dementsprechend: „Handle so, dass die Maxime deiner Handlung jederzeit zur Grundlage einer allgemeinen Gesetzgebung gemacht werden kann.“ Dementsprechend ist also auch nur der Mensch frei, der seinen eigenen Willen zugunsten dessen zurückstellen kann, was für die Allgemeinheit gut und vernünftig ist.

Ähnlich verhält es sich mit der juristischen Auffassung von Freiheit. Hier wird Freiheit als Freiraum verstanden, den jeder Mensch hat und in dem er so leben kann, wie er es für richtig hält. Da jedoch auch Andere diesen Freiraum haben, findet die eigene Freiheit ihre Grenze da, wo der Freiraum des Anderen beginnt.

Es wird deutlich, dass Freiheit nicht – wie so oft angenommen und auch praktiziert – Beliebigkeit oder Egoismus bedeutet. Es geht eher darum, einer praktischen Vernunft zu entsprechen und die Würde und Freiheit anderer Menschen zu achten.
 

Christliche Freiheit

Für viele Menschen ist es schwer vorstellbar, dass der christliche Glaube eine Religion der Freiheit sein soll. Oft wird er als eine rigide Weltanschauung voller Verbote und Auflagen verstanden. In der praktischen Ausübung zeichnen sich die Anhänger des christlichen Glaubens tatsächlich häufig eher durch das aus, was sie verbieten und ablehnen. Vom Grundgedanken her ist das Christentum aber voll und ganz von Freiheit durchdrungen.
 

Das Alte Testament

Im Alten Testament spielen Befreiungserfahrungen eine wichtige Rolle. Der Exodus, also die Befreiung und Herausführung aus der Sklaverei in Ägypten, war für die Geschichte des Volkes Israel ein Meilenstein. Hier wird bereits deutlich, welches Gottesbild das Christentum hat: Gott ist nicht fern und distanziert, sondern er kümmert sich um das Wohlergehen derer, die zu ihm gehören. Einen Schritt weitergedacht bedeutet das eben auch: Gott ist an der Freiheit seiner Geschöpfe interessiert.
 

Das Neue Testament

Dieser Gedanke und der Freiheitsbegriff an sich werden im Neuen Testament an mehreren Stellen erwähnt und weiter entfaltet. In Römer 8,21 etwa spricht Paulus von der „herrlichen Freiheit der Kinder Gottes“, offensichtlich also von etwas, das ihn begeistert. Und den Galatern teilt er mit: „Zur Freiheit hat uns Christus befreit! So steht nun fest und lasst euch nicht wieder das Joch der Knechtschaft auflegen!“ (Galater 5,1).
 

Jesus – der Grundstein der Freiheit

Dieser Vers zeigt, dass das Leben und Wirken Jesu die Grundlage der christlichen Freiheit bilden. Das wird z.B. daran deutlich, dass sich Jesus mit Zöllnern und Sündern abgegeben hat (Markus 2,13-17), die dadurch eine befreiende Lebensveränderung erleben. Man kann also sagen, dass Jesus die Freiheit von den falsch verstandenen ethischen und religiösen Maßstäben der damaligen Zeit gelehrt und praktiziert hat. Dies zeigt sich auch in seinem Umgang mit der Sabbatruhe: Als die Schriftgelehrten ihn angriffen, weil seine Jünger am Sabbat Ähren vom Feld abrissen, betonte er, dass der Sabbat für den Menschen gemacht ist – und nicht umgekehrt (Markus 2,27). Ihm ging es um den eigentlichen Sinn des Sabbats und auch darum, dass Menschen sich nicht zu Sklaven penibler Vorschriften machen.
 

Freiheit vom Gesetz

Allerdings geht es beim christlichen Freiheitsverständnis nicht nur um die Ebene des ethisch richtigen Handelns. Sich – wie in Galater 5,1 (siehe oben) angemahnt – nicht wieder das „Joch der Knechtschaft“ auflegen zu lassen, hat auch eine eher geistliche Dimension, denn es geht um die Freiheit vom Gesetz und die Zugehörigkeit zu Gott, die Jesus ermöglicht hat und in der sich die Freiheit verwirklicht. Dazu heißt es in Galater 4,4: „Als aber die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einer Frau und unter das Gesetz getan, damit er die, die unter dem Gesetz waren, erlöste, damit wir die Kindschaft empfingen.“ Weiter ausgeführt wird dieser Gedanke in Römer 8,2: „Denn das Gesetz des Geistes, der lebendig macht in Christus Jesus, hat dich frei gemacht von dem Gesetz der Sünde und des Todes.“

Konkret ergibt sich daraus Folgendes: Für einen Christen hat der Tod nicht mehr das letzte Wort, denn durch Jesus ist ewiges Leben zur Realität geworden. Zudem ist die Trennung zwischen Gott und Mensch, die durch die Schuld des Menschen entstanden war, durch Jesus aufgehoben. Frei vom Gesetz zu sein bringt außerdem die (befreiende) Erkenntnis mit sich, dass nicht unser eigenes Tun und Lassen uns rettet, sondern die Gnade Gottes.

Letztlich sind es auch nicht die äußeren Umstände, die das entscheidende Hindernis für unsere Freiheit darstellen. Unfrei sind wir eher dann, wenn wir uns dem Diktat dieser Welt unterwerfen und z.B. nach immer mehr Geld, Macht oder Ruhm streben. Wer sich Jesus zugehörig weiß und ihm untersteht, für den ist ein durch den Geist der Freiheit bestimmtes Leben möglich: „Der Herr ist der Geist; wo aber der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit.“ (2. Korinther 3,17) Dabei ist es wichtig zu sagen, dass Jesus kein autoritärer Herrscher ist, der seine Untertanen knechtet und unterdrückt. Vielmehr ist er ein Gott, der die Freiheit der Menschen achtet, ihnen treu ist und uns die Möglichkeit gibt, ihm aus freien Stücken unser Vertrauen zu geben. Durch die Bindung an Gott entsteht Freiheit.
 

Freiheit & Verantwortung

Mit der christlichen Freiheit geht allerdings auch eine große Verantwortung einher, wie Galater 5,13 zeigt: „Ihr aber seid zur Freiheit berufen. Allein seht zu, dass ihr durch die Freiheit nicht dem Fleisch Raum gebt; sondern durch die Liebe diene einer dem andern.“ Der Theologe Hans-Joachim Eckstein hat es so formuliert: „Wenn ich nicht mehr unter dem Gesetz bin, sondern unter der Gnade, dann kann ich endlich tun und lassen … was Christus will.“

Wer frei im christlichen Sinne ist, hat demnach noch lange nicht das Recht, sich wie die Axt im Walde zu benehmen. Auch ist Freiheit nicht etwas, das einzelne Menschen für sich haben, sondern das sich in der Beziehung zu Gott, den Mitmenschen und letztlich auch zu sich selbst entfaltet. Wer ausschließlich auf sich selbst bezogen lebt, kann diese Freiheit nicht erleben. Freiheit darf also nicht als Mittel zur Selbstbestimmung des Einzelnen verstanden werden, sondern soll als Verantwortung für gemeinsam gestaltetes Leben wahrgenommen werden. Verantwortung bzw. verantwortliches Handeln ist somit ein unverzichtbarer Bestandteil von Freiheit im christlichen Sinne.
 

Auswirkungen der christlichen Freiheit

Die von Vertrauen und Freiheit geprägte Beziehung zwischen uns Menschen und Gott widerspricht einer Gesetzlichkeit nach dem Motto „Du musst das tun!“ und „Das darfst du nicht!“ und damit der Vorstellung von Freiheit, wie sie in der Bibel, vor allem eben dem Neuen Testament, dargestellt wird.

Christliche Freiheit ist etwas, das Gott einem Menschen zuspricht. Sie muss folglich nicht mühsam erkämpft werden. Letztlich kann durch diese Erfahrung das ganze Leben auf den Kopf gestellt werden, denn befreit zu sein, bedeutet eben auch, befreit leben und handeln zu können.

Wenn ich weiß, dass z.B. Geld, Besitz, Modetrends usw. nicht alles sind, wenn mir klar ist, dass ein ewiges Leben auf mich wartet, dann muss ich nicht auf Biegen und Brechen das Maximum aus dem Leben auf dieser Erde herausholen. Gnadenlosem Konkurrenzkampf und Ellenbogenmentalität kann ich so ganz anders begegnen. Ich kann meine Prioritäten anders setzen, und bin dadurch z.B. frei zu geben, für Andere da zu sein, letztlich auch frei von Egoismus.

Ein gutes Beispiel dafür, wozu christliche Freiheit befähigen kann, ist das Leben von Dietrich Bonhoeffer, evangelischer Theologe zur Zeit des Nationalsozialismus. Weil er Hoffnung auf das ewige Leben hatte, konnte er selbst im Gefängnis und angesichts seiner nahenden Hinrichtung radikal christliche Werte vertreten. Vielleicht kann man sogar sagen, dass er seine eigenen Ansprüche aufgeben konnte, um der christlichen Sache zu dienen.

Zu guter Letzt steht christliche Freiheit auch für Lebensfreude. Moralinsaures Verhalten und ideologische Enge haben in ihr keinen Platz. Gott ist verschwenderisch mit seiner Liebe, seiner Gnade und seiner Freude. Er jubelt, wenn er an uns denkt (Zefanja 3,17). Er freut sich an seiner Schöpfung (Psalm 104,31). Wenn Christen von diesem Gott geprägt sind, können sie nicht anders, als das von Gott gegebene Leben und seine Schöpfung zu genießen und ihre Freiheit in Freude und Dankbarkeit zu leben.