16.12.2024 / Text-Beiträge

Woran ich glaube

Hält Gott meinen Fragen stand?

Seit über 7 Jahren bin ich mit Jesus unterwegs. Von allen Möglichkeiten der Welterklärung war diese mir am schlüssigsten und mir war klar: Mir bleibt nichts anderes übrig, als mich mit diesem Gott auseinanderzusetzen. Seitdem habe ich viel gelernt, habe mich verändert und neue Lebensweisen kennengelernt – und war dann ca. 2 Jahre später voll in der Christen-Bubble drin. Teilweise dachte ich, dass sich das so gehört, weil ich mich nicht mit den Dingen der Welt beschäftigen soll. Es war ja auch schön. Ich fand einen Safe Space und konnte behütet wachsen.

Abneigung

Nach einer Weile fiel mir aber auf, dass ich nicht ganz ehrlich war. Ich habe mich verstellt und versucht, immer mehr der perfekte Christ zu werden. Dabei ist es schwer, sich immer zu verstellen und Teile der eigenen Persönlichkeit auszuklammern. Es tut weh und es hinterlässt Wunden. So tiefe Wunden, dass ich bis an den Punkt gekommen bin, dass ich nichts mehr mit Christen zu tun habe wollte. Gott ja. Aber Christen wollte ich nicht um mich herum haben.

Es war mein Abwehrmechanismus gegen meine eigenen Taktiken, den ich auf andere projiziert habe. Deswegen habe ich mich innerlich zurückgezogen. Nach einiger Zeit habe ich meinen Fehler erkannt und verstanden, dass ich ich selbst sein und trotzdem ein Zuhause in Gemeinde und mit Christen finden kann.

Sprachfähig sein und Brücken bauen

In der Bibel steht, wir sind nicht mehr von der Welt, aber in der Welt. Wenn ich mich zurückziehe, öffne ich Menschen den Weg zu Jesus nicht. Ich selbst bin durch eine Freundin zum Glauben gekommen, die mich an ihrem Leben hat Anteil haben lassen und zugleich meine Interessen verstand und mitreden konnte. Ich beschloss also: Ich will verstehen, was in der Welt passiert und ich will sprachfähig werden. Wie soll die Welt Gott verstehen, wenn wir unverständlich reden oder nur aus der Ferne ab und an eine Nachricht schicken?

Die Gefahr

Deswegen beschäftige ich mich viel mit Trends, bin in den sozialen Medien unterwegs und schaue Unmengen an Dokumentationen, um zu verstehen, wie Menschen denken. Bestimmt nicht nur deswegen. Ich liebe es auch, Dinge zu verstehen. Aber das ist Teil meines Anliegens. Manchmal vergesse ich aber im endlosen Sog aus TikToks, Dokumentationen und Welterklärungen, was ich eigentlich denke. Meist fällt mir erst zu spät auf, dass ich meinen Verstand und mein Herz mit so vielen Dingen fülle, sodass ich vergesse, was zuerst da gewesen ist. Gott.

Die Differenz zur Wahrheit

Ich habe noch nie gerne Menschen plakativ und auf Ansage von Jesus erzählt. Outreaches waren eine Qual. Der Gedanke, ich könnte dafür sorgen, dass meine Familie Jesus begegnet, hat mich eher unter Druck gesetzt als fröhlich gestimmt.

Was muss ich dann alles machen? Man kann so viel falsch zu verstehen. Was, wenn ich ihnen Gott madig mache? Vielleicht mache ich alles nur schlimmer.

Das waren meine Gedanken. Deswegen habe ich es vermieden, es zu versuchen. Ich habe gedacht, ich beschäftige mich einfach weiterhin mit dem, was die Welt glaubt, und stelle die Differenz zu Gottes Wahrheit zwar fest, behalte sie aber lieber noch für mich. Vielleicht ergibt sich eines Tages etwas. Versteh mich bitte nicht falsch. Ich finde es immer noch wichtig sprachfähig zu sein und möchte nicht weltfremd werden. Es ist mir wichtig, Menschen dort zu begegnen, wo sie sind. Aber ich habe bemerkt, dass ich mein Herz und meine Gedanken beschützen muss.

Verwässerung

Die eigenen Gedanken füllen sich mit dem, was man ihnen zuführt, und mit der Zeit verwässert im Angesicht aller anderen Möglichkeiten auch die Wahrheit. Ich habe begonnen, mich nicht mehr mit Glaubensinhalten auseinanderzusetzen aus Angst, Gott könnte meinen Nachfragen nicht Stand halten. Als könnte ich ihn jetzt durchschauen oder er würde verpuffen wie eine Illusion. Vielleicht bemerke ich ja plötzlich, dass alle anderen Recht hatten und ich mir alles nur eingebildet habe. Das fing ganz schleichend an und verbreitete sich.

Ich biete gerade einen Alpha-Kurs an. Es ist gerade genau das Richtige für mich. Ein Alpha-Kurs behandelt Glaubensgrundlagen und stellt sie auch Menschen vor, die noch nicht mit Gott unterwegs sind. Er stellt sich Zweifeln und den kritischen Nachfragen anderer. Ich darf als Zeugin von dem berichten, was ich glaube. Puh, in Anbetracht dessen, was ich hier gerade schreibe, ganz schön spannend. Was glaube ich denn?

Gott steht fest

Ich glaube, dass es einen Gott gibt, der mich liebt. Ich glaube auch, dass er seinen Sohn gegeben hat, der für meine Schuld gestorben ist und wieder auferstanden ist. Ich glaube, dass der Heilige Geist in mir lebt. Aber ich habe mich zurückgezogen in einen Glauben, der lieber nicht nachfragt und hofft, dass die Nachfragen nicht anfangen Zweifel zu säen.

Ich muss mich jetzt im Rahmen des Kurses diesen Nachfragen stellen. Wohl oder übel. Wenn ich ehrlich bin, hatte ich ziemliche Angst davor. Wir haben noch nicht viel behandelt, aber ich merke schon jetzt, dass es mir guttut.

Ich erkenne, dass Gott ein festes Fundament bietet. Ich kann nicht schlauer fragen, als Gott ist und dann beweisen, dass er nicht existiert. Das haben etliche vor mir nicht geschafft. Mein Verstand ist nicht höher als Gottes Wahrheit.

Gott hält Nachfragen aus

Ich scheue mich davor von Gott zu erzählen, weil ich befürchte, dass er den Nachfragen meiner Mitmenschen nicht standhält. So ein Blödsinn! Gott hält alle Nachfragen und alle Zweifel aus. Ich muss Gott nicht verstecken und um ihn herum lenken. Und ich muss ihn auch nicht verteidigen. Er ist so viel stärker als ich. Gott sei Dank!

Da sprach nun Jesus zu den Juden, die an ihn glaubten: Wenn ihr bleiben werdet an meinem Wort, so seid ihr wahrhaftig meine Jünger und werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen. (Johannes 8,31-32)

Gottes Wahrheit ist nicht schwach, sie muss nicht versteckt und behütet werden vor den Nachfragen der Welt. Die Wahrheit macht frei. Und sie besteht ewig. Dass ich Gott als Wahrheit erkenne, sorgt nicht dafür, dass ich ein neues Geheimnis habe, auf das ich aufpassen muss. Er macht mich frei. Neben ganz vielen Dingen heißt es auch das: Ich darf ganz neu verstehen, dass Gott Nachfragen aushält und ich mein Haus auf einem Felsen baue, wenn ich auf ihn hoffe. Was soll ich fürchten? Er ist da.

Ich will auch dir Mut machen ihn zu suchen! Schau selbst, ob Gott deinen Nachfragen standhält. Ich glaube fest daran.

Dieser Text von Marie Wandelt wurde zuvor auf www.keineinsamerbaum.org veröffentlicht.