07.11.2025 / Anstoß - Gedanken zum Tag

Weg vom Angesicht des Herrn

Aber Jona machte sich auf und wollte vor dem HERRN nach Tarsis fliehen und kam hinab nach Jafo. Und als er ein Schiff fand, das nach Tarsis fahren wollte, gab er Fährgeld und trat hinein, um mit ihnen nach Tarsis zu fahren, weit weg vom HERRN.

Jona 1,3

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„Doch Jona machte sich auf den Weg, um vor dem HERRN nach Tarsis zu fliehen.“

Jona – ein Prophet im Alten Testament. Gott gibt ihm einen Auftrag: Er soll nach Ninive gehen. Ninive – die Hauptstadt des Assyrerreiches, groß, mächtig und gefürchtet. Viele Israeliten sahen die Menschen dort als grausam und gottlos an. Und genau dorthin soll Jona gehen und Gottes Botschaft ausrichten.

Aber Jona will nicht. Stattdessen läuft er weg. Er bezahlt die Überfahrt nach Tarsis – so weit wie nur möglich von Ninive entfernt. Weg vom Angesicht des HERRN.

Das Angesicht Gottes – eigentlich ein Symbol für Segen. Für seine Nähe. Für Liebe, Gnade und Güte. Aber Jona will genau diesem Blick entkommen. Er möchte Gottes Auftrag nicht annehmen. Also flieht er.

Und da frage ich mich: Kenne ich das nicht auch? Wenn ich weiß, was richtig wäre – und mich trotzdem bewusst anders entscheide? Wenn ich Gottes Weg nicht für gut halte? Wenn er nicht in meine Pläne passt?

Von einer jungen Frau habe ich es kürzlich gehört: Sie ist christlich erzogen worden, wollte aber nicht so leben. Also zog sie weg – so weit wie möglich. Doch die Prägung aus der Kindheit konnte sie nicht hinter sich lassen. Mit der Zeit merkte sie: Es bringt nichts, ein Leben zu führen, das so ganz anders ist, als Gott es sich gedacht hat.

Genau das ist die Erfahrung, die auch die Jona-Geschichte zeigt: Vor Gottes Angesicht kann man nicht fliehen. Und das ist keine Drohung, sondern eine Zusage. Denn Gottes Angesicht bedeutet Segen. Liebe. Güte. Barmherzigkeit. Und Gott ist da – auch wenn ich weglaufe.

Autor/-in: Susanne Thyroff