17.09.2025 / Bibel heute

Sieg über die Könige Sihon und Og

Und Israel sandte Boten zu Sihon, dem König der Amoriter, und ließ ihm sagen: Lass mich durch dein Land ziehen. Wir wollen nicht abbiegen in die Äcker noch in die Weingärten, wollen auch vom Brunnenwasser nicht trinken; die Königsstraße wollen wir ziehen, bis wir durch dein Gebiet hindurchgekommen sind. Aber Sihon gestattete den Israeliten nicht den Zug durch sein Gebiet, sondern sammelte sein ganzes Kriegsvolk und zog aus, Israel entgegen in die Wüste. Und als er nach Jahaz kam, kämpfte er gegen Israel.[...]

4. Mose 21,21–35

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Israel ist auf dem Weg in das Land, das Gott ihnen versprochen hat. Es ist ein mühsamer Weg: Als die Kundschafter ihnen berichten, welche Feinde dort auf sie warten, bekommen es viele mit der Angst zu tun. Das Volk nimmt deshalb nicht den direkten Weg. Ein Umweg weit Richtung Osten wird nötig – durch das Gebiet anderer Völker. Die sind ihnen nicht freundlich gesonnen. Dazu kommen Konflikte im Inneren: Das Volk murrt gegen Gott und auch gegen Mose und Aaron. Das Manna, Gottes Versorgung in der Wüste, reicht ihnen nicht mehr. Einige missachten Gottes Gebote. Wichtige Menschen, Mirjam und Aaron, sterben. Sie fehlen und werden schmerzlich vermisst.  Jede Menge Druck und Konflikte also, von innen und außen!

Die nächste Herausforderung lässt nicht lange auf sich warten: Israel muss durch das Land der Amoriter ziehen, um den Jordan überqueren zu können. Dahinter liegt das gelobte Land. Israel bemüht sich um eine friedliche Lösung: Sie sichern zu, nichts von den Gütern des Landes zu rauben. Im Gegenzug erbitten sie ungehinderten Durchzug. Heute nennen wir das eine faire Vereinbarung. Beide Parteien haben Sicherheit. Eine Vereinbarung auf Augenhöhe. Aber die ausgestreckte Hand wird ausgeschlagen. Der König der Amoriter bringt seine Armee gegen Israel in Stellung. Jetzt muss sich das Volk verteidigen. Und es besiegt die Amoriter – mit Gottes Hilfe.

Mir begegnen immer wieder Vorurteile über das Erste Testament – so nenne ich das Alte Testament lieber. Schließlich ist dieses Buch die Bibel Jesu. Es bleibt die Grundlage auch unseres Glaubens an Christus. Ein Vorurteil besagt: Es handelt sich um ein gewalttätiges Buch voller Mord und Totschlag im Namen Gottes. Gott segnet die Waffen. Ja, diese für uns schwer nachvollziehbaren Aussagen gibt es – auch in unserem Abschnitt heute. Aber ein genauerer Blick lohnt sich: Hier versucht Israel, zunächst eine friedliche Übereinkunft zu schließen. Ein Kapitel zuvor geht Israel einem Volk, das den Durchzug verwehrt, aus dem Weg. Lieber sich zurückziehen als einen militärischen Konflikt riskieren. Auch so gelangt Israel in das Land, das Gott ihm versprochen hat. Es ist ja gar nicht so, dass das Volk Israel bei der Einnahme des Landes ständig Angriffskriege im Namen Gottes führt.

Ich gestehe: Mir bleibt es fremd, dass immer wieder im Ersten Testament ganz unbefangen davon gesprochen wird, dass Gott die Feinde in die Hand Israels gegeben hat. Krieg im Namen Gottes? Gott ein Kriegsherr? Wenn ein Land angegriffen wird, muss es sich verteidigen können. Aber im Namen Gottes? Ich verstehe diese kriegerische Seite in der Geschichte Gottes mit seinem Volk so: Gott hält seine Hand über seine Leute. Gott beschützt sein Volk auf dem Weg in das Land, das seine Heimat werden soll. Eben weil die besten Friedensabsichten schon damals nicht immer erwidert werden. Etwas ganz anders ist es, wenn Christen in der Geschichte der Kirche Waffen gesegnet haben. Gott ist dann immer – so die fromme Propaganda – auf der eigenen Seite. Mein Großvater hat sich als überzeugter Christ im Dritten Reich spät kritisch zur Nazi-Ideologie geäußert. Aber lange Zeit hat er, ein Offizier in der vierten Generation, die Teilnahme am Angriffskrieg Hitlers als Gehorsam gegenüber Gottes Ordnungen verstanden. Sehr spät hat er erkannt, wem er da auf den Leim gegangen ist. Ich verurteile ihn dafür nicht. Er war ein Kind seiner Zeit – so wie ich heute. Ich bete darum, dass Gott mir meine eigenen blinden Flecke zeigt.

Ist diese Geschichte aus dem 4. Buch Mose ganz weit weg für uns? Was hat sie mit unserer Lebenswirklichkeit zu tun? Ich höre aus unserem Abschnitt zwei Ermutigungen heraus. Die eine: Gott hält auch heute seine Zusagen. Das, was er verspricht, setzt er um. Gott hält seinen Leuten die Treue – auch wenn wir wie Israel damals krumme Wege gehen. Er lässt uns nicht im Stich. Konflikte, Herausforderungen, Enttäuschungen, Umwege – das alles bleibt uns nicht erspart. Aber Gott sorgt für uns – wenn auch nicht mehr mit militärischen Mitteln.

Die zweite Ermutigung ist die: Israel steht unter Druck – von außen und von innen. Trotzdem haben sie nicht gleich zugeschlagen. Sie haben zuerst das Gespräch gesucht – Vermittlung, Lösungen, die beiden Seiten helfen. Menschen, die dem Friedefürsten Jesus nachfolgen, sind aufgerufen, sich um Frieden zu bemühen. Auch und gerade dann, wenn sie von innen und außen unter Druck stehen. Friede ist immer Gottes erste Absicht. Der Epheserbrief schreibt (2, 14): „Er, Christus, ist unser Friede. Durch sein Sterben hat er die Mauer eingerissen, die Juden und Nicht-Juden voneinander trennte und zu Feinden machte.“ Nachfolger Jesu sind aufgerufen, für den Ausgleich verschiedener Interessen zu sorgen. Wer bei Jesus in die Schule geht, kann andern auf Augenhöhe begegnen. Christen sollten die ersten sein, die sich für einen fairen Umgang miteinander einsetzen. Manche hitzige Debatte im Internet auch unter Christen könnte so erheblich an Respekt gewinnen. Christen können Brüdern und Schwestern aus anderen Meinungsblasen zuhören und sich schnelle Urteile und Verunglimpfungen schenken. Dann leuchtet etwas auf von der ursprünglichen Friedensabsicht Gottes. Jesus ermutigt uns in der Bergpredigt dazu, eine zweite Meile mit denen zu gehen, mit denen es schwierig wird. Ist das einfach? Nein! Trifft das immer auf Gegenliebe? Auch hier Nein. Aber werden die Bemühungen um Frieden dadurch überflüssig? Ich finde nicht. Es braucht Menschen, die Jesus, dem Sohn Gottes, auch auf dem anstrengenden Weg des Friedens folgen. Denn wir leben davon, dass Gott treu ist. Er hält unter allen Umständen zu uns.

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Buchvideo: Numeri (4. Mose)

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Autor/-in: Matthias Lange