06.08.2025 / Bibel heute

Paulus in Ephesus

Er ging aber in die Synagoge und predigte frei und offen drei Monate lang, lehrte und überzeugte sie von dem Reich Gottes. Als aber einige verstockt waren und nicht glaubten und vor der Menge übel redeten von dem Weg*, trennte er sich von ihnen und sonderte auch die Jünger ab und redete täglich in der Schule des Tyrannus. Und das geschah zwei Jahre lang, sodass alle, die in der Provinz Asia wohnten, das Wort des Herrn hörten, Juden und Griechen.[...]

Apostelgeschichte 19,8–22

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Es lohnt sich, das Kapitel, das Sie eben hörten, noch einmal zu lesen, denn Details werden oft erst auf den zweiten Blick sichtbar. Der Missionar Paulus ist auf der 3. Missionsreise. Die jeweiligen Umstände und Begegnungen sind einmalig, können uns kaum als Muster zum Nachmachen dienen. Der Inhalt der Verkündigung schon eher. Es geht um Gottes Wirken in dieser Welt.

1. Gottes Wort wirkt (Apostelgeschichte 19,8-12)

Wo immer Paulus auf seinen Reisen hinkommt, geht er möglichst zuerst in die örtliche Synagoge. So ist es auch in Ephesus, wo er zunächst drei Monate offensichtlich regelmäßig predigt. Von Hause aus ist ja die jüdische Gemeinde seine geistliche Familie. Wenn sich  seine „Stammverwandten“ doch nur für Jesus gewinnen lassen! So schreibt Paulus einmal: „Ich wünschte verflucht und von Christus getrennt zu sein für meine Brüder …“ (Römer 9,3).

Nun aber predigt Paulus von Christus, lehrt und überzeugt manche. Lehren, das klingt für manche nicht besonders unterhaltsam. Es ist jedoch entscheidend für einen stabilen Glauben. Gelegentliche „Inputs“ reichen nicht. Ich muss doch wissen, warum, was und an wen ich glaube. Jedenfalls kommen in Ephesus viele zu den Gottesdiensten mit Paulus und manche glauben daraufhin an Jesus - sowohl Juden als auch interessierte Heiden.

Was predigt Paulus? Ich lese in Apostelgeschichte 8,8, dass es ein durchgängiges Thema gibt: Das „Reich Gottes“.

Als er später mit bewegten Worten von den Ältesten dieser Gemeinde endgültig Abschied nimmt, sagt er, er habe unter ihnen „das Reich Gottes gepredigt“. (Apostelgeschichte 20,25). Das Reich Gottes? Ist das wirklich so wichtig - alltagsrelevant? Auf jeden Fall ist es das Generalthema von Jesus Christus. Es lohnt sich, die vielen Stellen im NT nachzuschlagen. Der Bibleserver des ERF hilft, die Begriffe „Reich Gottes“ oder „Königreich Gottes“ zu finden. Im Matthäusevangelium wird dafür das Wort „Himmelreich“ verwendet, vielleicht um den Gottesnamen zu vermeiden, vielleicht aber auch als Gegensatz zu den irdischen Reichen.

Als Jesus seine Jünger einmal ins Praktikum schickt, sagt er: „Geht aber und predigt und sprecht: Das Himmelreich ist nahe herbeigekommen“ (Matthäus 10,7). Im Vaterunser lehrt Jesus sie zu beten: „Dein Reich komme“ (Matthäus 6,10). Es ist also schon da, aber noch nicht umfassend.

Was dieses Reich jedoch so einzigartig macht, ist Gott, so, wie er sich in Christus geoffenbart hat. Mit und in Jesus ist diese Herrschaft gegenwärtig. Als Jesus einmal von den Pharisäern gefragt wird: „Wann kommt das Reich Gottes?“ antwortet er ihnen: „Das Reich Gottes kommt nicht mit äußeren Zeichen; … es ist mitten unter euch.“ (Lukas 17,20).

„Wer kann das verstehen?“ Vielleicht spotten manche: „Dazu muss man wohl geboren sein.“ Und tatsächlich. Jesus sagt zu dem Pharisäer Nikodemus: Man muss „von neuem geboren sein“, um durch den Glauben an Jesus „in das Reich Gottes zu kommen“ (Johannes 3,3).

Das Reich Gottes ist also ein Herrschafts-Bereich, in dem der Wille Gottes anerkannt und getan wird. Teilweise ist das schon verwirklicht, im umfassenden Sinn ist es jedoch noch Zukunft.

Das Reich Gottes -Thema umfasst im Grunde das ganze Alte Testament und das Evangelium von Jesus Christus.

Dies alles ist die Botschaft des Paulus in Ephesus. Und Gottes Wort wirkt.

Die Menschen merken: Das ist ewigkeitsrelevant. Dieses Wort stellt mich vor Gott und kann mich verändern. So werden viele Juden von Jesus überzeugt.

Doch einige von ihnen verschließen sich und sind nicht bereit, sich dem Wort Gottes zu unterstellen. Im Gegenteil. Sie reden so böse über diese Christenlehre, dass Paulus keine andere Möglichkeit sieht, als sich von der Synagoge zurückzuziehen und einen privaten Vortragsraum zu mieten. Es gibt Grenzen, wo man sich trennen muss.

Jedenfalls haben die zwei Jahre Unterricht in Ephesus (Apostelgeschichte 19,10) gewaltige Auswirkungen. Menschen in der ganzen Provinz Asia, das ist die heutige Türkei, sind beeindruckt und betroffen. Zur Bestätigung schenkt Gott spektakuläre Heilungen. Sogar Kleidungsstücke des Apostels werden herumgereicht und wirkten heilend und befreiend. Ich weiß nicht, warum Paulus diese magisch scheinenden Praktiken nicht unterbunden hat. Nicht immer, aber manchmal bestätigt Gott sein Wort auch auf außergewöhnliche Weise. Das ist zum Staunen, Danken und Loben.

Gottes Wort wirkt.

2. Jesu Name ist keine Zauberformel (Apostelgeschichte 19,13-17)

Ich kann den Namen Jesus rühmen, aber auch missbrauchen, zum Beispiel, indem ich ihn „auf eigene Rechnung verwende“ und mit angemaßter Vollmacht handle. So versuchen sieben jüdische Beschwörer den Jesusnamen als Zauberformel zu gebrauchen (Apostelgeschichte 19,13). Sie denken: „Jesus“ als Zauberwort für dämonische Fälle - das müsste doch funktionieren. Doch wer Jesus als Werkzeug benutzt, ohne durch ihn erlöst zu sein und sich ihm unterstellt zu haben, kann nicht mit ihm rechnen. Der Bereich des Okkulten ist ein gefährliches Terrain, bis heute. Es braucht Vollmacht von oben.

Die Macht Satans ist jedenfalls größer als die dieser selbsternannten Exorzisten. Der Besessene überwältigt die sieben „Zauberlehrlinge“ aus Ephesus auf blamable Weise (Apostelgeschichte 19,16). Jesus ist HERR. Er beauftragt und bevollmächtigt Menschen. Aber nie soll jemand meinen, er könne Jesus für eigene Zwecke gebrauchen.

Gott ist gut! Selbst durch diese befremdliche Geschichte kommt nicht nur blankes Entsetzen auf, sondern Menschen werden frei vom Götzendienst und finden zum Glauben an Jesus. Gott sei Lob und Dank. Wo Jesus sich als Herr erweist, hat das Folgen, nämlich Gottesfurcht und Gotteslob.

3. Umkehr bedeutet  Abkehr (Apostelgeschichte 19,18-20)

Nach dieser misslungenen Teufelsaustreibung kommt es in Ephesus zu einer spektakulären Aktion. „Bücherverbrennung“, klingt das nicht nach Inquisition? Für viele Beobachter ist das sicher ein Skandal. Allein schon der riesige Marktwert der Zauberbücher macht fassungslos. Allerdings: Die Bücher werden nicht konfisziert, sondern von den Leuten selber zum Scheiterhaufen gebracht. Etwas, das ich als Gift erkannt habe und von dessen zerstörerischer Wirkung ich mich eigentlich distanziert habe, kann ich doch nicht gewinnbringend veräußern. Sollte das, was mir zur Versuchung wird, weiterhin Platz im Haus beanspruchen? Ich denke, die Antwort ist klar und die Umkehr zu Jesus hat immer Folgen. „Jesus und Satan“, das geht nicht.

Wenn Jesus allein bei mir das Sagen hat, dann haben andere es eben nicht. Das ist höchst alltagsrelevant und hat durchaus etwas mit dem Reich Gottes zu tun. 

Autor/-in: Reinhold Wennagel