16.09.2025 / Bibel heute
Mose richtet die eherne Schlange auf
Da brachen sie auf von dem Berge Hor in Richtung auf das Schilfmeer, um das Land der Edomiter zu umgehen. Und das Volk wurde verdrossen auf dem Wege und redete wider Gott und wider Mose: Warum habt ihr uns aus Ägypten geführt, dass wir sterben in der Wüste? Denn es ist kein Brot noch Wasser hier, und uns ekelt vor dieser mageren Speise. Da sandte der HERR feurige Schlangen unter das Volk; die bissen das Volk, dass viele aus Israel starben.[...]
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Wir begleiten Israel bei seiner Wüstenwanderung. Gott befreit Israel aus Ägypten, rettet das Volk durch den Durchzug durchs Rote Meer und teilt ihm dann das Land zu.
Immer wieder habe ich versucht, die Wanderroute des Volkes über die Bibeltexte und mithilfe der Landkarten zu verstehen. Und es war lange unklar für mich.
Doch dann hat sich mir ein neues Verständnis aufgetan: Der Berg Sinai bzw. der Berg Horeb, an dem Mose die zehn Gebote und weitere Gesetze von Gott empfangen hatte, liegt gar nicht am Südende dessen, was wir heute Sinai-Halbinsel nennen. Diese Lokalisierung des Sinai-Berges gibt es erst seit dem 4. Jh. nach Christus. Das dort angesiedelte Katharinen-Kloster kam erst im 6. Jh. dazu.
Viele andere und weit ältere Hinweise und archäologische Funde verweisen uns auf einen Berg östlich des Golfes von Akaba. Gleich in der Region Midian. Die Region heißt auch heute noch so. Und grade da, wo wir vermuten würden, wenn Paulus schreibt: Der Berg Sinai in Arabien (Galater 4,25). Am Berg, der heute Dschabal al-Lauz (Jabal al Lawz) heißt, finden wir entsprechende Erzählungen rund um den Berg und klare archäologische Funde. Der Zwillingsgipfel erinnert an Kamelhöcker und das ist auch das, was der Name „Sinai“ bedeuten könnte: Höcker. Touristen kommen nur mit Sondergenehmigung in diese Region.
Wenn dort der Berg Horeb, der Berg der 10 Gebote, liegt, erschließt sich mir auch leicht, dass der Durchzug durchs Rote Meer ein Durchzug durch den Golf von Akaba war. Und auch dazu gibt es entsprechende archäologische Funde. Der Golf ist bis zu 1,5 km tief. Aber in der Mitte gibt es eine Art Furt, die nicht so tief ist. Vielleicht nur 100 m unter der Meeresoberfläche. Da wäre ein Durchzug recht flach möglich. Und schon finde ich große Übereinstimmungen mit den Berichten aus der Bibel.
Nun nach dem Durchzug durch das Rote Meer waren also Mose und das Volk Israel am Berg Horeb in der arabischen Wüste. Gott begegnete Mose im Feuer. Und tatsächlich ist der Gipfel dieses Berges durch Hitze schwarz glasiert. Manche erinnert das an Vulkangestein.
Gott übermittelte Mose und dem Volk zehn wertvolle Gebote für die ganze Menschheit. Und weitere Verhaltensweisen und Ordnungen sollten die Israeliten kennenlernen. Zum Beispiel die Einehe, den Sieben-Tage-Wochenrhythmus und anderes. Die ganze Schulung dauerte etwa zwei Jahre. Und dann sollte Israel in das Land gehen, das Gott für das Volk vorbereitet hat.
Aber mit dem Training und dem Einüben der neuen Ordnungen gab es Schwierigkeiten. Die Israeliten vertrauten Gott doch nicht so ganz. Deshalb stoppte Gott den Einzug in das verheißene Land. „Ihr seid auch nicht besser als die anderen Völker,“ sagt Gott. „Aber euch habe ich erwählt, um der Menschheit zu zeigen, dass ich jeden aus jeder Pasche und an das Ziel des Lebens führen kann, zu Liebe und Gerechtigkeit.“ Und so musste Israel 40 Jahre lang in der Wüste die neuen Ordnungen einüben. Zum Beispiel 40 Jahre lang einüben, dass am siebten Tag keine Arbeit getan, keine Nahrung gesammelt, sondern Gottesdienst gefeiert wird. Dieser sieben Tage Rhythmus sollte in Fleisch und Blut übergehen. Und tatsächlich, wie die Geschichte belegt: Israel hat diesen sieben Tage Rhythmus in die ganze Welt getragen, sodass wir auch heute diesen Wochenrhythmus leben und als Geschenk Gottes betrachten können. So wird Israel zum Segen für alle Nationen.
Ein regelmäßiger Standort n diesen 40 Jahren Wüstenzeit war eine Region südlich des heutigen Israels, in Kadesch-Barnea. Von hier aus versuchten die Israeliten immer wieder Richtung Norden in das neue Land einzudringen. Gott und die dortigen Fürsten verhinderten das immer wieder. So brechen sie auf zu einem neuen Versuch, um mit eigener Kraft in das Land zu kommen. Sie wollen das Land der Edomiter umgehen. Von Hor, in der Region von Kardesch Barnea, gehen sie zunächst in Richtung Südosten. Aber die ständigen Misserfolge, das Warten, die Wüste sind frustrierend. Sie versuchen ein Ziel zu erreichen. Aber sie kommen nicht an. Nochmal eine Ehrenrunde nach einer Prüfung usw. Das frustriert, ja demotiviert sogar manchmal.
In dieser Situation treffen wir die Israeliten an.
Ihren Frust lassen sie an Gott aus und dann auch an Mose. Die Leiter sind wohl oft die Leidtragenden. Sie bekommen den Frust der Mitarbeiter ab. Gegenüber Gott ist es dann immer wieder die Frage nach dem Leid. Warum lässt er das jetzt zu? Ich habe genug. Ich möchte nicht mehr so leben. Diese Eintönigkeit, diese Wüste hängen mir zum Hals raus. Doch Gott lässt noch Schlimmeres zu, ja er benutzt das Böse. Der Tod steht den Menschen vor Augen. Der Tod wird vermittelt durch feurige Schlangen, oder auch: Feuer-Drachen. Der Name der Drachen erinnert an die Schlange im Paradies. Sie bedrohen das Leben. Es ist die Macht des Bösen, das Raum in dieser Welt gewinnt.
Wie ist jetzt Rettung möglich? Leid, Sterben und Tod sind die ultimative Möglichkeit, sich an Gott zu wenden. Israel erkennt seine eigene Schuld an der ganzen Misere. Und wendet sich an Gott: Wir hatten uns von dir abgewandt. Sind unseren Ideen gefolgt. Wir haben nicht auf dich gehört.
Herr, Hilf uns! Und Gott bietet eine Lösung, eine Hilfe an.
Das Böse muss getötet werden. Hängt die Schlange auf. Kreuzigt den Drachen. Besiegt das Böse um euch und in euch. Vertraut darauf, dass der Böse besiegt ist. In der Wüste war das erst noch symbolisch, indem Mose das Sinnbild des Bösen, die eherne Schlange an den Pfosten aufgeknüpft.
Als es später zu einem magischen Missbrauch dieses Gegenstandes kam, schiebt Gott diesem Missbrauch einen Riegel vor. Denn 800 Jahre nach Mose muss König Hiskia diesen Pfosten mit der Schlange vernichten.
Aber in Jesus trifft dieses Zeichen auf die Realität. Jesus nimmt Bezug auf dieses Geschehen bei Mose. (Johannes 3,14). „Wie Mose in der Wüste die Schlange erhöht hat, so muss der Menschensohn erhöht werden.“
In Jesus und in seinem Kreuz wird der Tod getötet. Das Böse unter uns erhält seine Todesstrafe. Und das Volk braucht nicht mitzusterben. Jesus stirbt dafür. Jeder, der sich an ihn wendet, wird leben.
Ein letzter Gedanke: In dieser Geschichte aus der Wüste zeigt es sich deutlich, wie eng Altes und Neues Testament verbunden sind. Wir können das Alte Testament vom Neuen Testament herauslegen. Dieser Bericht aus der Wüste schlägt einen weiten Bogen von der ersten bis zur letzten Seite der Bibel. Er findet Anklänge bei den Propheten und dem leidenden Gottesknecht. Er wird aufgenommen von Jesus und von Paulus und findet nicht zuletzt in der Apokalypse des Johannes seinen Zielpunkt: Wer sich an den Gekreuzigten wendet, wird leben mit ihm.