12.11.2025 / Bibel heute

Die Wiedervereinigung Israels und Judas

Und des HERRN Wort geschah zu mir: Du Menschenkind, nimm dir ein Holz und schreibe darauf: »Für Juda und die Israeliten, die sich zu ihm halten.« Und nimm noch ein Holz und schreibe darauf: »Für Josef, das Holz Ephraims, und das ganze Haus Israel, das sich zu ihm hält.« Und füge eins an das andere, dass es ein Holz werde in deiner Hand.[...]

Hesekiel 37,15–28

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Hesekiel erlebt Gottes Gericht an seinem Volk: Sie werden von den Babyloniern besiegt und ins Exil geführt. Hesekiel hat sein Volk davor gewarnt, aber wie so viele Propheten war er auf taube Ohren gestoßen. So lebt Hesekiel mit seinem Volk in Babylon. Seine Botschaften sind oft von Aktionen begleitet, seine Sprache ist reich an Bildern. In dem gehörten Abschnitt wird eine gute Nachricht verkündet, eine Nachricht von Restauration, von Wiederherstellung: Das getrennte Volk soll wieder vereinigt werden. Eine jahrhundertealte Spaltung soll überwunden werden. Wie war es zu dieser Spaltung gekommen?

Nach dem Tod von König Salomo kam es unter Jerobeam zu einem Aufstand der nördlichen Stämme Israels. Jerobeam ließ sich zum neuen König ausrufen. Nur der Stamm Juda im Süden des Landes hielt Rehabeam, dem Sohn Salomos, die Treue (1. Könige 12,20). Das Nordreich wurde dann aber schon im 8. Jahrhundert v. Chr. von den Assyrern besiegt und verschleppt. Das Südreich blieb zunächst bestehen, bis im 6. Jahrhundert Nebukadnezar, der König von Babel, es eroberte, zerstörte und in Gefangenschaft setzte. Das war nicht Gottes Plan, sondern das Gericht für menschlichen Ungehorsam gegenüber Gottes Geboten.

Die Verschleppung der Juden geschah in mehreren Etappen. 605 v. Chr. nimmt Nebukadnezar nach seinem Feldzug gegen Ägypten die ersten Gefangenen. Acht Jahre später nimmt er Jerusalem ein und führt 10.000 Juden, darunter auch Hesekiel, in die Gefangenschaft. Im Jahr 586 v. Chr. wird Jerusalem vollständig zerstört. Das ist ein hartes Gericht für das jüdische Volk. Gott liebt sein Volk, aber kann ihm das gerechte Gericht nicht ersparen.

1. Gott verspricht Wiederherstellung

Schon in Kapitel 11 kündigt Hesekiel eine Wende an: „So spricht GOTT, der Herr: Ich sammle euch aus allen Völkern und ich bringe euch zusammen aus den Ländern, in die ihr zerstreut worden seid, und ich gebe euch das Land Israel ... Dann werden sie mir Volk sein und ich werde ihnen Gott sein.“ (Hesekiel 11,17+20) Hesekiel macht es anschaulich, indem er ein Stück Holz mit dem Namen Juda beschriftet. Juda, der vierte Sohn Jakobs, steht für das Südreich Israels. Auf ein weiteres Stück Holz soll er Joseph schreiben. Joseph, der Vater Ephraims, steht für das Nordreich Israels. Aus beiden soll wieder eins werden.

„Wiedervereinigung“ nennt man das in der deutschen Geschichte. Da dauerte die Trennung 40 Jahre. Hier waren es ca. 360 Jahre. Ich stelle mir das große Erstaunen der Israeliten vor, als sie diese Botschaft hören. Daran wagte doch niemand mehr zu glauben. Schon die Befreiung aus dem Exil wäre ein großes Wunder. Aber dass sich die verstreuten Israeliten wieder zusammenfinden können, das ist doch unvorstellbar. Für mich ist die Wiedervereinigung Deutschlands auch ein unbeschreibliches Wunder. Und doch war es am Ende so einfach, eine kleine Notiz auf einem Zettel: „Zuständige Abteilungen des Pass- und Meldewesens der Volkspolizei-Kreisämter sind angewiesen, Visa zur Ausreise aus der DDR unverzüglich zu erteilen … unverzüglich.“ Das hatte zwar eine lange Vorgeschichte, aber kam dann doch überraschend.

Für die Israeliten galt es zwar nicht „unverzüglich“, aber die Nachricht ist auch überwältigend, ich lese die Verse 21 und 22 nach der Neuen evangelistischen Übersetzung: „Seht, ich hole die Israeliten aus den Völkern heraus, zu denen sie gehen mussten, und bringe sie von überall her in ihre Heimat zurück. Dort, auf den Bergen Israels, mache ich sie zu einem einzigen Volk unter einem einzigen König.“

2. Der Weg zur Einheit und ihre Kennzeichen

Nicht die Israeliten machen einen Aufstand, sondern Gott ist der Handelnde.

„Ich hole sie heraus“ sagt er und „Ich werde sie reinigen“. Voraussetzung ist die Bereitschaft zur Umkehr, die Abkehr von den scheußlichen Götzen und die Einsicht über ihre Irrwege. Eine totale Wende hin zu ihrem Gott ist nötig und möglich. Hesekiel kündigt einen neuen König an, einen Nachkommen Davids, der wie ein Hirte sein Volk regiert. Das sagt er im 6. Jahrhundert vor der Zeitenwende über den Messias Jesus von Nazareth. Jesus sagt: „Ich bin der gute Hirte.“ Es klingt fast zu schön, um wahr zu sein, wenn in den Versen 25 und 26 von ewigen friedvollen Zeiten gesprochen wird: „Und mein Diener David wird für immer über sie herrschen. Ich schließe einen Friedensbund mit ihnen. Es wird ein ewiger Bund sein.“ Wir erleben seit Jahren, wie dieser Frieden eine Illusion ist, wie mit Waffen das Land und die Menschen zerstört werden. Das soll mich nicht abhalten, um Frieden zu beten und zu flehen, dass der Hass besiegt wird. Israel hat das Wunder seiner Staatsgründung 1948 erlebt und den Sieg über die Feinde in vielen Auseinandersetzungen errungen.

3. Israels Aufstieg seit 1948 und die Heimkehr der Juden

Ich will an einige Wunder in der Geschichte Israels in den letzten 75 Jahren erinnern: Unmittelbar nach der Staatsgründung wurde Israel von fünf arabischen Staaten angegriffen. Israel konnte den Angriff abwehren. Im Juni 1967 wurde den Israeliten der Zugang zum Roten Meer und zum Suezkanal verwehrt. In sechs Tagen konnte Israel einen grandiosen Sieg über die Feinde erringen. 1979 kam es durch die Vermittlung des US-Präsidenten Jimmy Carter zu einem Friedensvertrag zwischen Ägypten und Israel – das war in meinen Augen auch ein Wunder. Die Palästinenser lehnten den Vertrag ab. Ein Friedensabkommen zwischen der PLO und Israel 1993 in Oslo weckte neue Hoffnungen. Die PLO erklärte den Verzicht auf Terrorismus. Das war eine trügerische Hoffnung. In den 75 Jahren seit der Gründung Israels sehe ich Gottes einzigartige Treue und den Fleiß der Heimkehrer. Sie haben die Wüste zum Blühen gebracht und eine hochmoderne Wirtschaft entwickelt.

Auch im vergangenen Jahr ist die Alijah, die Einwanderung nach Israel, vorangeschritten. Wie die Jewish Agency bekanntgab, sind seit dem Terrorangriff der Hamas am 7. Oktober 2023 insgesamt 35.000 Juden aus rund 100 Ländern in Israel eingewandert. Gottes Verheißung an Hesekiel und das jüdische Volk erfüllt sich.

Ich bete darum, dass Israel seinen wahren König, den Davidsohn Jesus erkennt. Dann wird „Gottes Wohnung unter ihnen sein, und ER wird ihr Gott sein, und sie werden sein Volk sein“.

Autor/-in: Ludwig Geisler