13.11.2025 / Bibel heute
Der Beginn der Visionen
Im fünfundzwanzigsten Jahr unserer Gefangenschaft, im Anfang des Jahres, am zehnten Tag des Monats, im vierzehnten Jahr, nachdem die Stadt eingenommen war, eben an diesem Tag kam die Hand des HERRN über mich und führte mich dorthin, – in göttlichen Gesichten führte er mich ins Land Israel und stellte mich auf einen sehr hohen Berg; darauf war etwas wie der Bau einer Stadt gegen Süden. Und als er mich dorthin gebracht hatte, siehe, da war ein Mann, der war anzuschauen wie Erz. Er hatte eine leinene Schnur und eine Messrute in seiner Hand und stand im Tor.[...]
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Der Prophet Hesekiel lebte mit dem Volk Israel in der Babylonischen Gefangenschaft. Höchstwahrscheinlich bezieht sich die Babylonische Gefangenschaft auf die Wegführung der Israeliten unter König Jojachin im Jahre 597 v. Chr. Später, 586 v. Chr., wurde der Tempel zerstört.
Jerusalem existierte praktisch nicht mehr und der Tempel war zerstört. Eine hoffnungslose Situation, oder? Wie sollte es weitergehen für Gottes Volk? Kein eigenes Land mehr, der religiöse Mittelpunkt, der Tempel, zerstört und dazu noch gefangen in Babylon, weit weg von der Heimat.
Heute befindet sich Israel auch vordergründig in einer hoffnungslosen Lage. Es wird angegriffen vom Iran, muss sich der Raketen der Huthi aus dem Jemen erwehren, die Hamas im Gaza-Streifen ist immer noch eine Bedrohung, an der Grenze zu Syrien ist es auch nicht ruhig und so weiter. Ich bin mir aber sicher: So wie Gott damals seinem Volk Hilfe zugesagt hat, wird er auch heute seinem Volk Israel helfen. Gott steht zu seinen Zusagen!
Beispielhaft nenne ich die Zusage aus 1. Mose, 12, Vers 2: „Und ich will dich zu einem großen Volk machen und will dich segnen und dir einen großen Namen machen, und du sollst ein Segen sein.“
Dieser Segen Gottes galt früher, gilt heute und gilt auch für die Zukunft. Gott steht immer zu seinem Volk! Das sehe ich auch heute, denn Israel existiert noch.
Nun gibt Gott Hesekiel in den Kapiteln 40 bis 48 eine Vision. Es soll nicht so bleiben, wie es ist. Ein neues Jerusalem und ein neuer Tempel sollen entstehen. Gott verheißt Hesekiel eine Besserung der Lage. Das ist ermutigend, denn ich weiß, dass Gott zu seinen Zusagen steht.
Der Prophet Hesekiel erfährt die Vision 25 Jahre nach Beginn der Gefangenschaft in Babylon. 25 Jahre – eine lange Zeit. Vielleicht war Hesekiel und mit ihm das ganze Volk Israel entmutigt wegen der langen Gefangenschaft. Sie hatten bis zu diesem Zeitpunkt keine positive Perspektive für die Zukunft.
Mir geht es manchmal auch so, dass ich entmutigt bin, weil sich anscheinend nichts zum Positiven ändert.
Ganz konkret können Menschen verzweifeln, wenn sie eine chronische Krankheit haben, der Arbeitsplatz monoton und keine andere Arbeit in Sicht ist, das gestörte Verhältnis zu Freunden sich anscheinend nicht kitten lässt und so weiter.
So wie beim Volk Israel ist auch in den gerade genannten Situationen Gottes Hilfe möglich. Es muss „nur“ seinem Willen entsprechen.
Gott verwendet seine Möglichkeiten, um Hesekiel in das Land Israel zu führen. Das geschieht durch Gesichte. Die lange Strecke ist schwer zu gehen, zumal die Luftlinie zwischen Israel und Babylon ca. 1000 km betrug. Mit Gesichten ist gemeint, dass Hesekiel eine Vision sieht und nicht direkt zu Fuß nach Jerusalem kommt.
Nun steht Hesekiel – in Gedanken – auf einem hohen Berg. Durch den hohen Berg kann er praktisch aus der Vogelperspektive auf das neue Jerusalem bzw. den neuen Tempel schauen. Gott möchte ihm die gewaltigen Ausmaße des Tempels und Jerusalems zeigen und die sieht Hesekiel nun mal am besten von oben.
Es ist nicht leicht zu ergründen, ob der wieder aufgebaute Tempel (ab 515 v. Chr.) nach der Rückkehr aus Babylon oder das himmlische Jerusalem gemeint ist. In der Offenbarung des Johannes wird das himmlische Jerusalem in Kapitel 21 beschrieben.
In Offenbarung 21, 15 wird bestätigt, dass – wie bei Hesekiel – Jerusalem mit einem Messstab vermessen wird. Es kann durchaus sein, dass Gott beide Jerusalems mit seiner Vision anspricht.
Ich frage mich, warum Gott seine Vision Hesekiel und keinem anderen aus dem Volk Israel zeigt. Ich denke, das hängt mit der Funktion von Propheten zusammen. Propheten erfahren Gottes Offenbarung, um diese an das Volk Israel weiter zu geben.
Folglich heißt es im Vers 4: „… denn dazu bist du hierhergebracht, dass ich dir dies zeige, damit du alles, was du hier siehst, verkündigst dem Hause Israel.“
Ich kenne heute keine Propheten, aber es gibt die prophetische Gabe auch im neuen Testament (Epheser 4, 11). Hoffentlich erkenne ich es, wenn ein Prophet zu mir redet!
Hesekiel soll als Prophet dem Volk Israel das Gesehene verkündigen. Das kann er nur, wenn er mit den Sinnen alles erfasst. Dazu muss er sehen und hören. Danach kann Hesekiel das ganze gewissermaßen im Herzen verarbeiten. Nur auf diese Weise kann er dem Volk Israel die gute Botschaft vom neuen Jerusalem glaubhaft verkündigen. Sicherlich war Hesekiel begeistert von dem, was er gesehen hatte, und damit konnte er auch das Volk Israel begeistern.
Ich bin mir sicher, dass das Volk Israel auch von der Vision begeistert war. Sie gibt Hoffnung im trüben Alltag in Babylonien. Gott hat sein Volk nicht vergessen und will es wieder nach Jerusalem bringen. Welch große Verheißung!
Die Tempelmauer muss gewaltig sein, denn die Dicke der Mauer beträgt eine Messrutenlänge. Die Messrutenlänge plus einer Handbreite beträgt 3,10 m. Solche dicken Mauern gibt es eigentlich nur bei Bunkern. Im weiteren Verlauf des heutigen Bibeltextes wird das Osttor Jerusalems beschrieben und auch dieses ist gewaltig. Interessant ist für mich, dass Gott jede Kleinigkeit vorgibt.
Mir ist deutlich geworden, dass Gott Hoffnung macht und zu seinem Volk Israel steht. Außerdem stehen die gewaltigen Ausmaße Jerusalems und des Tempels für Gottes Größe und Allmacht. Das ermutigt mich, auch heute auf ihn zu vertrauen.
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