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© Ketut Subiyanto / pexels.com

18.04.2024 / Serviceartikel / Lesezeit: ~ 6 min

Autor/-in: Rebecca Schneebeli

Scheitern ist normal

Warum du keine Angst vorm Scheitern haben musst. 5 Tipps zum Umgang mit Scheitern.

„Was würdest du tun, wenn du nicht scheitern könntest?“ Als mir jemand zum ersten Mal diese Frage stellte, war ich baff. Denn mir wurde klar: Wenn Scheitern unmöglich wäre, würde ich ein ganz anderes Leben führen. Ein viel mutigeres und freieres. Aber leider ist Scheitern doch eine Option und oft ist es nicht das Scheitern selbst, sondern die Angst davor, die uns begrenzt.

Dem Umgang mit dem Scheitern widmet Alissa Levy ein Kapitel in ihrem Buch „Heute fange ich an“. Denn wo man Neues wagt und Schritte aus der Komfortzone rausmacht, ist die Gefahr des Scheiterns groß. Zumindest glauben wir das oft.

Gerade wenn ich schon mehrfach an einer Aufgabe gescheitert bin, macht sich Unsicherheit in mir breit: Kann ich diese Sache vielleicht gar nicht bewältigen? Bin ich gar zum Scheitern verurteilt?

Diese Frage stellt sich auch Alissa Levy und kommt zu der Erkenntnis: Scheitern ist immer eine Option, aber nicht vorherbestimmt. Niemand ist zum Scheitern verurteilt. Und wenn ich immer wieder an der gleichen Aufgabe scheitere, hat dies oft mehr mit meiner Einstellung zu tun als damit, ob ich der Sache an sich gewachsen bin.

Geh davon aus, dass du Erfolg hast!

Was also kann ich tun, um seltener zu scheitern? Zunächst einmal sollte ich jegliche negative Selbstsabotage unterbinden. Oft halten wir uns selbst zurück aus Sorge zu scheitern. Wir denken schon beim Start in ein neues Projekt oder beim Aufbau einer neuen Gewohnheit das Scheitern mit und arrangieren uns damit, dass wir eventuell, vermutlich, wahrscheinlich scheitern werden.

Es ist kein Wunder, wenn wir das dann auch tun. Wir gehen nicht „all in“ und lassen uns beim ersten Gegenwind umhauen, statt uns durchzuboxen. Wir feilen mehr an unserem Alternativplan, sollte etwas schiefgehen, als uns darauf zu konzentrieren, alles zu tun, um unser Ziel zu erreichen.

Ich denke da an eine Figur aus einer Buchreihe, die ich gelesen habe. Inej ist Hochseilkünstlerin und ist als Kind nur ein einziges Mal während des Übens gefallen – und zwar als ein Sicherheitsnetz unter ihr aufgespannt war. Deshalb wehrt sie sich selbst als Erwachsene noch, ein Netz zu verwenden, selbst in einer sehr gefährlichen Situation, als alle ihre Freunde auf sie einreden, es doch zu tun.

Ein Sicherheitsnetz zu haben kann helfen, relaxter damit umzugehen, wenn wir scheitern. Aber es kann uns auch dazu verleiten, das Scheitern von vornherein als einzukalkulieren und ist dann eher hinderlich als förderlich. Besser ist, erstmal davon auszugehen, dass ich mit meinem Vorhaben Erfolg haben werde.

Fürchte dich nicht vor dem Scheitern!

Es ist genauso kontraproduktiv das Scheitern schon vorauszusehen, wie mir das Scheitern zu verbieten. Denn wenn ich mit zu viel Verbissenheit und Perfektionismus an eine neue Aufgabe herangehe, wird jedes Scheitern zu einem Weltuntergang. Irgendwann wage ich dann gar nichts Neues mehr, weil der Schmerz des Scheiterns zu groß wäre.

Es ist normal, dass man immer wieder auf die Nase fällt, wenn man etwas Neues ausprobiert. Hätte ich als Kind nach zweimal Hinfallen aufgegeben, hätte ich nie laufen gelernt.

Gerade wenn es um Tätigkeiten geht, bei denen Routine und handwerkliches Können vonnöten sind, ist Geduld mit mir selbst angeraten.

Hier gilt ein Satz, den mir meine Sprechtrainerin mitgegeben hat: „Aus Fehlern wird man klug, drum ist einer nicht genug.“ Jeder Fehler, den ich mache, jedes Scheitern auf meinem Weg hilft mir, ein Stückchen besser zu verstehen, wie ich die Dinge gut und richtig machen kann. Es lohnt sich daher, eigene Niederlagen mit Nachsicht zu betrachten und keine Angst vor dem Scheitern zu haben.

Sonst igele ich mich nachher in meiner Komfortzone ein und lerne gar nichts Neues mehr. Mit dieser Haltung kann ich zwar nicht scheitern, wachsen werde ich damit aber auch nicht.

Aber wie gehe ich gut damit um, wenn ich bereits gescheitert bin? Hier hat Alissa Levy fünf Tipps.

1. Gönn dir eine Pause!

Nach so einer richtig fetten Niederlage tut es gut, sich erstmal etwas Ruhe zu gönnen. Schnapp dir eine Tafel Schokolade, suchte deine Lieblingsserie oder triff dich mit Freunden. In jedem Fall mache etwas, was dir guttut, und suche Distanz zu deinem Scheitern.

Denn erst mit einem gewissen Abstand bist du emotional fähig, dein Scheitern richtig einzuordnen und daraus zu lernen. Gönne es dir daher, deiner Enttäuschung und Trauer nachzugeben, zumindest für den Moment.

2. Ordne dein Scheitern richtig ein!

Im zweiten Schritt heißt es: Scheitern akzeptieren und einordnen. Das bedeutet zunächst einmal, sich einzugestehen, dass man gescheitert ist. In diesem Schritt kannst du dir dann auch bewusst machen, was das bedeutet. Wie schlimm war dein Scheitern? Hat es größere Auswirkungen oder hat vor allem dein Ego Schaden genommen?

An diesem Punkt ist es wichtig, sich selbst noch einmal zu versichern: „Ja, du bist gescheitert. Ja, das kann wieder passieren, aber du bist nicht zum Scheitern verurteilt.“

Ordne dein Scheitern als eine Niederlage auf deinem Weg ein, nicht als etwas, was dein Können oder deinen Wert als Mensch grundsätzlich in Frage stellt.

3. Analysiere, was du besser machen kannst!

Jetzt und erst jetzt ist der Moment gekommen, die Gründe für dein Scheitern genauer unter die Lupe zu nehmen. Inwieweit hat dein eigenes Tun zum Scheitern geführt und welchen Einfluss hatten äußere Umstände? Kannst du einen bestimmten Fehler ausmachen, der zum Scheitern führte? Oder war es eher eine Fehlerkette, die den Misserfolg bewirkte?

Überlege, was du in Zukunft in einer ähnlichen Situation anders machen kannst, und halte deine Erkenntnisse vielleicht sogar schriftlich fest. Aus jedem Scheitern kannst du etwas lernen. Eventuell lernst du auch, dass du dir ein falsches Ziel gesetzt hast, dass du den falschen Weg für dein Ziel gewählt hast oder Unterstützung von anderen brauchst.

Je klarer du analysierst, was die Gründe für dein Scheitern waren, desto besser kannst du dein Handeln in der Zukunft neu ausrichten.

4. Aufstehen, weitermachen!

Du bist gescheitert und das war doof! Jetzt ist es dran, wieder Boden unter die Füße zu bekommen. Es ist in Ordnung, sich erstmal zu verkriechen, wenn etwas schiefgelaufen ist; nun aber ist es dran, wieder aufzustehen, deine Krone zu richten und weiterzumachen.

Du raffst dich also wieder auf und stellst dich der nächsten Herausforderung oder versuchst, dein Ziel noch mal auf einem anderen Weg zu erreichen. Dabei kannst du auf alle deine neuen Erkenntnisse aus dem letzten Schritt zurückgreifen. Das Schlimme am Scheitern ist nämlich nicht zu scheitern, sondern das Aufgeben. Also gibst du nicht auf. Verstanden?

5. Bitte um Hilfe!

Oft lernen wir erst durch das Scheitern, dass eine Aufgabe für uns allein zu groß war. Wir merken: Da habe ich mir zu viel zugemutet. Suche dir also bewusst Hilfe bei anderen, wenn du dein Ziel neu angehen möchtest.

Sei nicht zu stolz, anderen von deinem Scheitern zu berichten und Hilfe in Anspruch zu nehmen. Schließlich ist es menschlich, Fehler zu machen, und jeder braucht mal Unterstützung.

Auch über deine Gefühle der Enttäuschung kannst du mit anderen reden. Vielleicht haben sie Ähnliches erlebt und können dich trösten, damit du nicht an deinem Scheitern verzweifelst. Oder sie haben erfahren, wie sich aus ihrem Scheitern doch noch etwas Gutes entwickelt hat, und können dich ermutigen, dich wieder neu auf dein Ziel auszurichten.

In diesem Kontext ist auch Gott ein toller Gesprächspartner. Denn vor ihm gebe ich mir keine Blöße, wenn ich meine Unzulänglichkeiten schildere. Schließlich kennt er mich sowieso und weiß schon, bevor ich es ausspreche, wo ich Mist gebaut habe. Gerade wenn das Scheitern noch sehr tief sitzt, kann es helfen, vor Gott ganz offen zu bekennen, wie es mir damit geht, und seinen Trost zu spüren.
 

 Rebecca Schneebeli

Rebecca Schneebeli

  |  Redakteurin

Sie schätzt an ihrem Job, mit verschiedenen Menschen und Themen in Kontakt zu kommen. Sie ist verheiratet und mag Krimis und englische Serien.

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Kommentare (1)

Madleen /

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