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Herr, lehre uns beten

Christian Schwark über Lukas 11,1.

Da steht ein Gespräch mit dem Chef an. Da überlegen wir wahrscheinlich: „Was soll ich sagen? Wie kann ich das, was mir wichtig ist, ausdrücken?“ Gott steht über allen menschlichen Chefs. Er ist auf jeden Fall noch viel größer. Da stellt sich mir die Frage: Wie reden wir mit Gott? Welche Worte können wir finden, wenn wir mit ihm sprechen?

Die Jünger, die mit Jesus gelebt haben, haben diese Frage auch schon gehabt. Darum haben sie Jesus gebeten: „Herr, lehre uns beten.“ Diese Bitte ist das heutige Bibelwort und steht in Lukas 11,1. Jesus antwortet darauf mit dem Vaterunser. Das Vaterunser ist mehr als ein festes Gebet. Obwohl es auch etwas Gutes ist, Gebete zu haben, die wir immer wieder sprechen. Das Vaterunser ist zugleich eine Schule des Gebets. Die Frage der Jünger zeigt uns, dass Jesus seinen Leuten durch das Vaterunser etwas zeigen möchte über das Beten.

Zunächst ist die Anrede ganz wichtig: Vater. Christen sind Gottes Kinder. Weil Jesus durch seinen Tod am Kreuz alles weggenommen hat, was zwischen Gott und ihnen steht. Jesus-Leute müssen darum Gott nicht ansprechen wie einen Chef. Wie einen der hinter einem großen Schreibtisch sitzt. Und den man nur erreichen kann, wenn man einen Termin mit der Sekretärin macht. Sondern sie können ganz direkt mit Gott sprechen. Wie mit einem guten Vater. Das erste, was Jesus seine Jünger lehrt  ist also: Du kannst Gott alles sagen. Du kannst bei ihm alles aussprechen. Und du darfst dabei ganz ehrlich sein. Er hört dich. Er kümmert sich um dich, wie ein guter Vater sich um seine Kinder kümmert. Ich denke an einen überzeugten Christen, der in einer tiefen Krise war. Es war für ihn sehr befreiend, als ich ihm sagte: „Du kannst auch deine Fragen und Zweifel im Gebet offen aussprechen.“

Für das persönliche Gebet hilfreich sind auch die einzelnen Sätze des Vaterunsers. Wir können sie als eine Art Muster sehen für das frei formulierte Gebet. Auffällig ist z.B., dass das Vaterunser nicht mit den Bitten beginnt. Sondern mit dem Lobpreis. Geheiligt werde dein Name, ist nach der Anrede das Erste.

Davon können wir für unser persönliches Gebet lernen: Dass wir nicht nur auf das gucken, was wir uns gerade wünschen. Das hat natürlich auch seinen Raum. Aber dass wir zuerst auf Gott schauen. Ihn loben.  Ihm danken für das, was er für uns getan hat. So kann das Vaterunser eine gute Schule des Gebets sein. Eine gute Antwort auf die Bitte: Herr, lehre uns beten.

Und wenn wir trotzdem im Gebet nicht weiterkommen? Wenn wir vielleicht so verzweifelt sind, dass wir keine Worte mehr finden für ein Gebet? Dann können wir auch sagen wie die Jünger: „Herr, lehre uns beten.“ Dann wird er uns die Worte geben, die dran sind. Oder da sind andere, die für uns beten. Die uns im Gebet mittragen, wenn wir selbst nicht mehr beten können. In solchen Situationen kann es auch gut sein, fest formulierte Gebete zu sprechen. Neben dem Vaterunser bieten sich da z.B. die Psalmen an. Da sprechen Menschen ihre Not ganz deutlich aus. Für heute wünsche ich Ihnen, dass sie gute Worte finden im Gebet. Und dass sie erfahren, wie gut es tut, mit Gott im Gespräch zu sein.

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