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Meine Lippen und meine Seele ...

Traugott Fränkle über Psalm 71,23

Meine Lippen und meine Seele, die du erlöst hast, sollen fröhlich sein und dir lobsingen.

Psalm 71,23

Die Augen sind ja bekanntlich der Spiegel der Seele. Vielleicht ist die Behauptung etwas kühn, dass es im menschlichen Gesicht noch einen Spiegel gibt. Nämlich die Lippen. Setzen Sie sich in einer Fußgängerzone in ein Café und schauen die Menschen auf ihre Lippen hin an. Natürlich gibt es alte Lippen und junge, geschminkte und blasse. Aber sehen Sie mal genauer hin. Da gibt es entspannte Lippen und zusammengekniffene. Auch die Traurigkeit eines Menschen und die Freude bilden sich in den Lippen ab. Vielleicht seine Migräne oder Vorfreude auf einen schönen Abend.

Wie gesagt, das ist etwas weit hergeholt, aber nicht falsch. Die Bibel erwähnt übrigens viele Körperteile - Haupt, Herz, Arm, Hand, Bein, Haare, Gaumen, Nieren. Aber Augen und Mund haben einen besonderen Stellenwert. Und im Mund, außer der Zunge, eben die Lippen. Nicht nur, weil wir sie zum Essen benötigen, sondern, weil sie Gefühle ausdrücken. Zahllose Worte gehen über sie. Auch beim Lachen sind sie lebhaft beteiligt. Und natürlich beim Kuss der Liebenden.

Wofür sich die Bibel besonders interessiert, ist die Frage: Wem singen die Lippen Loblieder, wem fluchen sie, wen segnen sie? Da ist zum Beispiel Hiob. Als auf Hiob all die Schicksals-schläge niedergeprasselt waren, heißt es: Bei all dem versündigte sich Hiob nicht mit seinen Lippen.

Und nun heißt es im Psalm 71: Meine Lippen sollen dir lobsingen. Bevor ich jetzt schwärme vom Lob-Singen für den wunderbaren Gott, erwähne ich eine etwas verrückte Sache: In meinem früheren Gäste- und Pfarrhaus war bei einer Wochenend-Gruppe eine junge Frau - mit auffällig geschminkten Lippen. Auffällig war aber auch, wie oft sie den Namen Gottes missbrauchte. Ich lud sie auf eine Tasse Kaffee ins Seelsorgezimmer und überraschte sie mit dem Satz: „Sie haben schöne Lippen!“. Bevor sie sich von dieser scheinbaren Anmache erholen konnte, erklärte ich, wie es Gott und auch mir weh tut, wenn sie von diesen schönen Lippen falschen Gebrauch macht. Zum Glück war die Dame irgendwie dankbar.

Als Jesaja im Jerusalemer Tempel zum Propheten berufen werden soll, ruft er erschüttert aus: „Weh mir, denn ich bin unreiner Lippen und wohne unter einem Volk von unreinen Lippen!“ Und dann folgt dramatisch, dass ein Engel zum Altar fliegt, Feuer holt, Jesajas Lippen reinigt und ruft: „Hiermit sind deine Lippen berührt, dass deine Schuld gesühnt ist.“

Wir dürfen das für uns so deuten, dass Jesus an einem neuen Altar – am Hügel Golgatha – unsre Sünde gesühnt hat. Wir Christen sind jetzt geheiligt. An unsrem Leib besonders die Lippen. Denn sie können ein Werkzeug sein für Lob oder Lüge. Auch unsere Seele wird gereinigt am Kreuz Jesu. Denn es heißt: Meine Lippen und meine Seele, die du erlöst hast. Erlöst? Das ist der wunderbarste Ausdruck in diesem Vers: Ich hab einen Erlöser: Mein Körper und meine Seele dürfen erlöst sein, freigesprochen von ewiger Verdammnis. Jetzt kann ich davon schwärmen, dass meine erlösten Lippen fröhlich dem Herrn lobsingen.

Schau ich jetzt mal in einen Spiegel, bin ich bereit, heute den Mitmenschen mit fröhlichen Lippen zu begegnen? Weil mein Erlöser lebt? Kann ich ihm sogleich nach dieser Radio-Andacht mein Lob sagen oder singen?

Auf dem einzigen Tonband, was meine Mutter nach ihrem Unfall hinterließ, hatte sie aus Offenbarung 19 vorgelesen: „Ich hörte die Stimme einer großen Schar: Halleluja! Denn der Herr hat das Reich eingenommen! Lasst uns freuen und fröhlich sein und ihm die Ehre geben; denn die Hochzeit des Lammes Jesus ist gekommen, und seine Brautgemeinde hat sich bereitet.“
Auch wir sollen uns bereiten – mit Herzen, Mund und Händen.

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