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© Emilio Garcia / unsplash.com

09.05.2019 / ERF GlobalHope / Lesezeit: ~ 7 min

Autor/-in: Theo Volland

Mission mal anders

Im Reich Gottes braucht es auch Informatiker. Peter Fuss arbeitet als einer von ihnen für TWR.

Gastbeitrag von Theo Volland, Pressesprecher der DMG

ERF Medien und die DMG sind seit je her eng mit TWR verbunden. Einige TWR-Mitarbeiter sind fest bei ERF Medien angestellt, andere TWR-Mitarbeiter aus Deutschland sind DMG-Missionare, werden aber zum Teil durch ERF Medien mitfinanziert. ERF Medien beteiligt sich jährlich mit 10 Prozent seiner Spenden an internationaler Medienarbeit. Erfahren Sie hier mehr über unsere weltweiten Medienprojekte!

Zypern – das verbinden viele Menschen mit Sonne, Urlaub und Meer. Und Missionare – da denkt man automatisch an Pastoren, Lehrer oder Entwicklungshelfer. Peter Fuss ist Missionar und Informatiker und lebt auf Zypern. An der idyllischen Küste erklärt er schmunzelnd seine Philosophie: „Immer wenn bei uns ein System ausfällt, lächle ich und bete. Bleibe ich nicht ruhig, wer dann?“ Peter arbeitet seit zwei Jahren als Senior IT-Administrator bei der ERF Partnerorganisation TWR (Trans World Radio) auf der Insel Zypern. Dafür angestellt hat ihn die DMG. Peter hat die Ruhe weg, nicht nur in freier Natur. Dabei ist jeder Tag, den er hier arbeitet, ein Wunder:

Gelernt hat Peter Fuss Fachinformatik Systemintegration. Mit Schalk im Blick erklärt er, was dieser Begriff seinen Kollegen bedeutet: „Ich bin zuständig für alles, was einen Stecker hat und ausfällt: sei es Telefon, Rechner oder Kaffeemaschine!“ Peter kümmert sich von Zypern aus um 80 Computerarbeitsplätze, verteilt über ganz Europa. Das ist möglich dank Skype und E-Mail.

Er ist das erste Mal bei den antiken Ruinen, obwohl er schon ein Dreivierteljahr hier am Ende Europas lebt. Denn er kommt selten weg von seinen Rechnern, eingebunden in das weltweite Netz von TWR: „In unserer IT herrscht ständig Mangel“, sagt er und zuckt die Schultern.

Peter muss oft abends verfügbar sein, wenn die Kollegen in North Carolina den ersten Becher Kaffee schlürfen und ihre Computer hochfahren. Peter hält sich dann lieber müde an seiner Halblitertasse „Türkischer Apfel-Feige“-Tee fest, wenn sie miteinander Probleme lösen, manchmal bis in die Nacht. Heute sind Radiosendungen für Afrika gefährdet, weil eine Sendeanlage in Swasiland ohne Internet verloren in der Landschaft herumsteht. Dasselbe gilt für Kollege John vom Marketing im Büro nebenan, der auch nicht mehr ins Web kommt. Peter geht zu ihm, lächelt wie immer und behebt den Fehler.

Ohne die Arbeit der IT’ler im Hintergrund läuft nichts

Dann macht er sich ans Budget für 80 Kollegen, die er mit Geräten versorgt, und telefoniert mit Großhändlern: „Es ist nicht einfach, in Zypern einzukaufen. Es gibt keinen Laden für unseren speziellen Bedarf“, erklärt er. Danach geht’s an ein Softwareupdate und nebenbei zeigt er per Skype einem Kollegen in Bratislava, wie dieser seine Druckertrommel wechseln kann. Parallel setzt Peter einen Laptop neu auf; nicht hier auf seinem Schreibtisch, sondern übers Web in den Niederlanden.

„Unser Zweig von TWR ist zuständig für Europa, den Nahen Osten, Zentralasien und Nordafrika.“ Ein riesiger Bereich, denke ich. Und das mit den paar Mitarbeitern und nur einem Studio? Ich überlege laut: „Kann man so christliches Radio für die halbe Welt machen?“ Geduldig erklärt mir Peter: „Wir tun unseren Dienst im Hintergrund, damit Leute in anderen Teilen der Welt Sendungen produzieren und ausstrahlen. Die wunderschönen Programme von ‚Women of Hope‘ zum Beispiel werden von arabischen Mitarbeitern in einem Studio im Nahen Osten gemacht. Sie geben unterdrückten arabischen Frauen eine Stimme.“

„Was tun dann eure 15 Leute im Büro hier?“, hake ich nach. Jetzt grinst Peter wirklich über meine Begriffsstutzigkeit: „Wir in Zypern arbeiten im Hintergrund. Wir kümmern uns um Material, Technik, EDV, Strategie, Planung und Öffentlichkeitsarbeit. Das ist wichtig, damit unsere Partner in anderen Ländern christliches Radio produzieren können. Ohne meine Arbeit mit Computern und Systemen würde manche Radiosendung, durch die Menschen Jesus kennenlernen, nie ausgestrahlt!“

Ohne meine Arbeit mit Computern und Systemen würde manche Radiosendung, durch die Menschen Jesus kennenlernen, nie ausgestrahlt! – Peter Fuss, TWR

 

„Ich kam mit einem Knall in die Mission!“

Davon ist auch Dirk Müller (Leiter TWR Europa) überzeugt. „Peter macht einen super Job“, sagt er. Was er als Chef so an Peter schätzt? Seine direkte, ehrliche, freudige Art. Eigentlich typisch Deutsch, aber irgendwie doch nicht, weil Peter bittere Wahrheiten, wenn was nicht funktioniert, immer mit Humor serviert. Kollege Lukas sagt: „Geben wir Peter ein Problem, dann arbeitet er durch, bis es gelöst ist.“ Und Nate, ein Techniker, ergänzt: „Peter hat eine feine Art und ist beständig, der einzige IT-Experte, den ich kenne, der extrovertiert ist.“ Peters 15 Kollegen sind sich einig: TWR wäre ärmer ohne ihn.

Dabei ist es ein Wunder, dass Peter Fuss überhaupt nach Zypern kam. Wir sitzen in seiner kleinen Mietwohnung in einem Neubaugebiet zwischen Bananenplantagen, wildem Kaktus und Olivenbäumen beim Essen, als Peter mir neben Souvlaki mit Halloumi auch seine „Story mit Jesus“ auftischt. „Ich kam mit einem Knall in die Mission!“, erzählt er. Einige Tage vor einem geplanten Kurzeinsatz mit OM auf dem Missionsschiff „Logos Hope“ hatte Peter nochmal schnell eine Runde mit seinem Motorrad drehen wollen. Da hat es geknallt. Ein Auto hatte das Stoppschild übersehen und war ihm direkt vors Motorrad gefahren. Statt zwei Jahre in die Mission hieß es zwei Jahre Krankenhaus und Reha. Peter hatte Schmerzen, musste im Bett liegen und dann neu laufen lernen. Danach hielt der junge Metallbauer nicht mal mehr vier Stunden Arbeit aus. Nichts war wie vor dem Unfall. Was sollte er anfangen mit seinem Leben?

„Gott gibt mir, was nötig ist“

Nach langem Ringen und viel Gebet begann er eine Umschulung zum Fachinformatiker. Peter bekam Spaß am neuen Beruf und blieb offen für Mission. Doch was sollte ein gebrochener Mensch wie er schon groß leisten für Jesus? „Eine gute Freundin riet mir zur theologischen Ausbildung, das war genial“, berichtet er. „Bei den Fackelträgern durfte ich Jesus tiefer kennenlernen. Er heilte meine Seele!“

Peter erkannte, wie sehr Jesus ihn liebt. „Und dass er mich einsetzen wollte, genau wie ich bin. In allem Leid, all meiner Unvollkommenheit hat Jesus mir immer das Richtige geschenkt.“

In allem Leid, all meiner Unvollkommenheit hat Jesus mir immer das Richtige geschenkt. – Peter Fuss, TWR

Oft nicht, was Peter wollte – schon gar nicht nach dem eigenen Zeitplan –, aber immer passend: gute Ärzte, Heilung und Menschen, die ihn ermutigten. Das ist die Grundlage von Peters besonnener Art bis heute. „Jesus ist größer als jede Situation. „Ich musste auf die ganz harte Tour lernen, dass ich Jesus gehöre“, resümiert er. Dass Peter nicht aufgibt, sondern in Schwachheit – oft mit Schmerzen – einen genialen Job tut, ist für seine Kollegen ein Riesenvorbild. „Gott gibt mir, was nötig ist, dass ich heute tun kann, was heute dran ist, nicht mehr, nicht weniger.“ Peter strahlt mich an, als er diesen einmaligen Satz vom Stapel lässt.

 

Zypern − neuer Standort mit neuen Möglichkeiten und Herausforderungen

Peters Team hatte es schwer die vergangenen Monate. Die 15 Mitarbeiter sind 2018 von Wien nach Zypern umgezogen als gesamtes TWR-Büro. „Es war ein Kampf“, sagt Peter. Im Grunde war es eine gute Idee, weil sie Radio für den Nahen Osten, Nordafrika und die Staaten der früheren Seidenstraße produzieren und auf Zypern mitten in einem Teil ihrer Zielgruppe leben. Aber die Umsetzung lief holprig: „Wir dachten, wir sind in Europa, weil Zypern ja zur EU gehört, aber wir leben hier im Nahen Osten – eindeutig.“ Es dauerte Monate, bis sie Bankkonto, Internet- und Telefonanschluss hatten. Ohne Konto waren die Visa einiger Mitarbeiter gefährdet.

Dank Peters Ruhe und Ausdauer haben sie zumindest die technischen Hürden inzwischen überwunden. Jetzt gilt es, mit den Herzen anzukommen. „Wir sind schon am richtigen Ort“, erklärt Peters Büroleiter. Eines ihrer Ziele ist, geistliche Leiter und verfolgte Christen aus dem Nahen Osten einzuladen, zu vernetzen und zu ermutigen. Zypern liegt ideal, mittendrin. Für Peter wünscht er sich auf Dauer einen IT-Kollegen, jemanden, der Peter unter die Arme greift. Damit er mit seinen vom Unfall verursachten gesundheitlichen Hürden nicht immer so hart am Limit lang arbeiten muss. Leider ist es schwer, technische Mitarbeiter für die Mission zu finden. Daher liebe IT-ler, die ihr das lest, meldet euch bei der DMG!

Beim Abschied nach zwei intensiven Tagen stehe ich wieder mit Peter am Strand. Er lacht und zeigt mir, wo Ägypten sein soll, hinterm Horizont. Dort leben viele Hörer der Sendungen von TWR Arabic, die auch dank Peters Team ausgestrahlt werden. Ich betrachte die Kalkfelsen der Bucht, dann schau ich in Peters fröhliches Gesicht. Mir kommt Matthäus 16,18 in den Sinn: „Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich meine Kirche bauen, und die Pforten der Unterwelt sollen sie nicht überwältigen.“ So einer ist Peter, dort in Zypern.

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