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© Almos Bechtold / unsplash.com

30.12.2018 / Serviceartikel / Lesezeit: ~ 5 min

Autor/-in: Christine Keller

Vom Scheitern und Losgehen

Auf dem Weg zur (Neu-)Berufung: 5 Tipps von Jule Pflug.

Haben Sie schon mal ein Projekt gestartet, zu dem Sie sich bestimmt gefühlt haben und sind dann gescheitert? Haben Sie sich vielleicht sogar von Gott berufen gefühlt, diesen einen Schritt zu gehen? Sie wagen sich mutig aus Ihrer Komfortzone heraus und dann das: Schiffbruch. Wie kann es jetzt weiter gehen?

Die Autorin Jule Pflug kennt das Gefühl, wenn Pläne im Leben scheitern. Sie hat beruflich eine Bauchlandung erlebt und ist als Theologin aus der Schule in die Kirche gewechselt. Das hat sich gut angefühlt – zumindest für die erste Zeit. Dann hatte sie erneut das Gefühl, am falschen Platz zu sein. Auch privat lief es nicht immer rund: Sie und ihr Mann haben sich über mehrere Jahre Kinder gewünscht und doch ist dieser Wunsch lange unerhört geblieben.

In ihrem Buch „Alles, außer Plan“ gibt Jule Pflug fünf Tipps für diese herzzerreißend chaotischen Zeiten, in denen man Schritt für Schritt die eigene Berufung wiederfinden möchte.

Alles auf Anfang setzen

Wenn sich das Gefühl einschleicht, irgendetwas stimmt nicht; die Arbeit, die Familie, die Gemeinde – alles läuft nur noch so vor sich hin, die Leidenschaft, die mal da war, ist weg. Oder das Projekt, das wir mit Schweiß und Blut aus dem Boden gestampft haben, ist zum Scheitern verurteilt. Spätestens dann ist es Zeit, eine Bestandsaufnahme des eigenen Lebens zu machen: Gibt es Bereiche, die ich ändern möchte? Was könnte besser, reibungsloser, erfüllender laufen?

Jule Pflug rät dazu, sich diesen Fragen regelmäßig zu stellen, zum Beispiel rituell am Geburtstag oder zum Jahreswechsel. Wenn man dann feststellt, dass es Zeit für Veränderung ist, kann man ein Gedankenexperiment starten. Wenn nichts vorgegeben wäre: Welchen Aufgaben würde ich gerne nachgehen? Welche Leidenschaften (neu) entdecken? Oder auch ganz praktisch: Wo würde ich wohnen wollen? Jule Pflug und ihrem Mann schwirrte zum Beispiel plötzlich Augsburg im Kopf herum, obwohl sie nichts mit der Stadt verbunden hat.

Welchen Aufgaben würde ich gerne nachgehen? Welche Leidenschaften (neu) entdecken? Oder auch ganz praktisch: Wo würde ich wohnen wollen?

Sich der Berufung nähern

Mit diesen Fragen bewegt man sich in Richtung „Berufung“. Aber aufgepasst: Berufung kann auch abhängig von Lebensabschnitten sein. Eine Neuausrichtung auf eine neue Aufgabe bedeutet nicht automatisch, dass man die ganze Zeit an seiner Berufung vorbeigelebt hat. Wir verändern uns, entwickeln uns weiter und dazu sind manchmal auch neue Rahmenbedingungen notwendig.

Deshalb kann man sich auch fragen: Wo sehe ich mich in fünf oder zehn Jahren? Malen Sie ruhig innerlich ein Bild von dem, was Sie sich vorstellen. Werden Sie dabei so konkret wie möglich und bringen Sie diese Wünsche zu Gott. Sieht er Sie auch dort, wo Sie sich sehen? Fragen Sie auch gerne Menschen, die Sie gut kennen: Können auch sie sich diesen Richtungswechsel gut für Sie vorstellen? Passt er zu Ihren Gaben und Fähigkeiten? Um die Luft der möglichen neuen Berufung zu schnuppern, haben die Pflugs zum Beispiel einen Tagestrip nach Augsburg unternommen, sich die Stadt angeschaut und die Atmosphäre auf sich wirken lassen.

Eine Neuausrichtung auf eine neue Aufgabe bedeutet nicht automatisch, dass man die ganze Zeit an seiner Berufung vorbeigelebt hat. Wir verändern uns, entwickeln uns weiter und dazu sind manchmal auch neue Rahmenbedingungen notwendig.

Wer Schwierigkeiten hat, sich dem hochkomplexen Konstrukt der Berufung zu nähern, kann sich am höchsten Gebot orientieren: Wie kann ich Gott, meinen Nächsten und mich selbst mehr lieben? An welchen Stellschrauben muss ich drehen, damit mehr Liebe, mehr Leidenschaft, mehr Energie fließen kann? Und dann geht’s an die praktische Umsetzung: Welcher Schritt ist der erste, den ich in diese Richtung gehen kann? Das kann auch bedeuten, im Lebenslauf einen Schritt zurück oder einen Umweg zu gehen.

Auf gutes Equipment setzen

Stellen Sie sich diese Neuorientierung als Reise vor. Dafür müssen Sie gut ausgerüstet sein! Neben einem Traum für die Zukunft und den ersten konkreten Schritten, die Sie dahin gehen können, greifen Sie auf die Basics zurück: Die Bibel! Gottes Wort ermutigt, ihm zu folgen und Wagnisse einzugehen. Wenden Sie sich mit Ihren Plänen an Gott und lauschen Sie, ob Sie sich auf einen guten Weg begeben haben. Lassen Sie sich dabei von Menschen, die Ihnen am Herzen liegen, begleiten. Vielleicht sind Sie auch wie Ehepaar Pflug mit Ihrem Partner unterwegs und Sie können sich mit ihm oder ihr über alle Ängste, Sorgen und Hoffnungen austauschen.

Wenden Sie sich mit Ihren Plänen an Gott und lauschen Sie, ob Sie sich auf einen guten Weg begeben haben. Lassen Sie sich dabei von Menschen, die Ihnen am Herzen liegen, begleiten.

Denn von einem können Sie ausgehen: Auf dem Weg zu Ihrer nächsten Berufung werden auch Steine liegen. Sie werden Mut und Unterstützung von anderen brauchen, um den Weg zu beschreiten. Wenn Sie merken, dass Sie ein zu hohes Tempo für die Veränderungen angeschlagen haben, werden Sie langsamer. Sorgen Sie selbst für Entlastung und Entspannung. Nehmen Sie sich auch im Chaos Zeit für die Dinge, die Ihnen Spaß machen!

Die Zwischenzeit aushalten

Die Reise hin zur Berufung ist kein Spaziergang. Sie nimmt in der Regel viel Zeit in Anspruch. Manchmal kann es sein, dass man Dinge selbst verändern und anpacken muss, manchmal kann es aber auch sein, dass Warten angesagt ist. Und das ist für manche die schwerste Zeit. Einfach aushalten. Und nichts tun können.

Darf man hier jammern, darf man Gott damit in den Ohren liegen? Auf jeden Fall. In den Psalmen gibt es sogar eine ganze Reihe von Klageliedern. Wir dürfen unseren Ärger, unseren Frust Gott gegenüber zum Ausdruck bringen. Oder uns in den alten Psalmen wiederfinden. Doch Jammern allein bringt in der Regel nicht weiter. Deswegen ist es mindestens genauso wichtig, einen Gegenpol der Dankbarkeit aufzubauen. Wofür kann ich dankbar sein – trotz der chaotischen Umstände? Erlebnisse mit Gott, an die ich mich gerne erinnere? Habe ich Menschen um mich herum, die mich unterstützen? Eine Familie, die mich liebt? Auf die konnten zum Beispiel Jule Pflug und ihr Mann bauen – was ihnen in der Zeit sehr gut getan hat.

Richten Sie deswegen Ihren Blick immer wieder neu auf gute Dinge in Ihrem Leben, die schnell selbstverständlich erscheinen können.

Den Kompass immer wieder anlegen

Sind Sie Schritte vorwärts gegangen, haben Neues gewagt und mussten dennoch vor verschlossenen Türen stehen bleiben? Dann ist es Zeit, den Kompass wieder an die Situation anzulegen. Ist man vielleicht irgendwo falsch abgebogen? Auch wenn man dem nachgegangen ist, von dem man dachte, es sei Gottes Plan, kann man mal daneben liegen. Das bedeutet nicht, dass alles verloren ist und Gott einen aufgibt. Er kann aber für eine kleine Kurskorrektur sorgen. Und das ist überhaupt nichts Schlimmes!

Jule Pflug und ihr Mann erzählen zum Beispiel, dass sie nach diesen Erfahrungen mit einer großen Vision von München nach Augsburg gezogen sind – nur um kurze Zeit später wieder nach München zurückzukehren. Also alles für die Katz? Das sieht Jule Pflug anders. Sie haben viel gelernt: Über Gott, über sich selbst, über die eigene Berufung. Und das war die Reise auf jeden Fall wert! Nach all den turbulenten Jahren haben sich die Pflugs wieder ganz neu auf ihren alten Wohnort eingelassen – auch mit einem Baby im Gepäck. Denn manchmal stimmt Gottes Timing einfach nicht mit unserem überein.

 

 Christine Keller

Christine Keller

  |  Redakteurin

Hat in der Redaktion von ERF Jess gearbeitet. Ist ansonsten als freie Journalistin auch online und hinter der Kamera unterwegs. Sie hat Hummeln im Hintern, was aber nicht weh tut. Sie liebt es, To-Do-Listen zu schreiben und abzuhaken. Wenn‘s doch mal entspannt sein soll, nimmt sie gern ein gutes Buch zur Hand.

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