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19.04.2016 / Porträt / Lesezeit: ~ 8 min

Autor/-in: Susanne Hohmeyer-Lichtblau

Von Hass erfüllt

Das Leben von Alexander Denk ist von Aggressionen bestimmt. Die lebt er in Heavy Metal aus – bis er Jesus begegnet.

Seine Lieder heißen „Amoklauf“, „Domina“ oder „gefallener Engel“. Die Texte sind sexistisch, voller Brutalität, verherrlichen Alkoholexzesse, Drogen und Satan. Alexander Denk ist Sänger einer Heavy Metal-Band, und er ist voller Hass. So viel Hass, dass er regelrechte Mordgedanken hat. Er bezeichnet sich selbst als „tickende Zeitbombe“.

Angefangen hat es in der Schule. Er wird gemobbt: „So lang wie dumm“, rufen ihm die Schüler hinterher. Auch die Lehrer machen Witze über ihn, finden Wortspiele mit seinem Nachnamen lustig. „Der Denk denkt mal wieder nicht…“. Alexander kann darüber nicht lachen. Mit seinen Eltern kann er nicht reden. In ihm staut sich immer mehr Wut auf.

Als er in der siebten Klasse ist, beginnt er Heavy Metal zu hören. Die Musik ist aggressiv, laut, schnell, schrill – ein wunderbares Ventil für seine Gefühle. Und endlich findet er auch Anschluss an eine Gruppe Mitschüler, die auf die gleichen Bands stehen wie er.

„Ich weiß noch, wie ich zu meinem allerersten Konzert gefahren bin. Wir sind zu dritt in den Bus gestiegen, alle in Kutten mit Nieten und Totenköpfen drauf, und haben uns schon mal warm gegrölt. Das war ein tolles Gefühl von Zusammengehörigkeit. Das hat mir gefehlt. Auch dann im Konzert waren wir eine Einheit, haben uns stark gefühlt. Eine Band hieß ‚Satan‘. Mir war ein bisschen mulmig, weil ich mit dem eigentlich nichts zu tun haben wollte. Aber als alle mitgeschrien und gestampft haben, da hab‘ ich dann auch gebrüllt: ‚Satan, Satan!‘ Hinterher hatte ich die ganze Nacht Ohrenpfeifen von der lauten Musik. Aber dieses Gefühl der Gemeinschaft wollte ich unbedingt wieder haben.“

Satan zu verherrlichen, gehörte dazu

Nach der Schule gründet Alexander Denk seine eigene Band und sogar ein eigenes Platten-Label. Eigentlich dachte er, dass die Musik seine Wut abbaut, doch das Gegenteil ist der Fall. Je mehr Texte voller Hass und Gewalt er schreibt, singt und hört, desto mehr wächst seine eigene Aggression. Kleinigkeiten bringen ihn zum Ausrasten. „Ich hab‘ mit der Faust gegen den Türrahmen geschlagen oder auf den Tisch, rumgebrüllt, Sachen durch die Gegend gepfeffert. Und dann natürlich immer meine Musik aufgedreht und volle Pulle mitgegrölt. Es gab auch nur Heavy Metal, es durfte kein Radio laufen oder irgendwas anderes.“

Die Konzerte mit seiner Band sind für ihn in dieser Zeit das Wichtigste. Die Bühne gibt ihm den Kick. „Ich bin von Konzert zu Konzert gehechtet. Da oben habe ich mich wohl gefühlt, anerkannt. Wenn die Leute geklatscht haben hatte ich das Gefühl, jemand zu sein. Aber nachts und am nächsten Morgen war die Leere wieder da. Und dann hatte ich immer die Hoffnung: Nächstes Mal wird es noch besser, nächstes Mal kommt das Gefühl, wirklich etwas erreicht zu haben - nächstes Mal…“

Alexander Denk lebt Heavy Metal – in seinen Klamotten, in seinem Lifestyle, wie er sich auf Partys gibt. „Das war eins zu eins meine Texte umgesetzt. Ich war auf der Bühne aggressiv, brachial, aufgeblasen, sexistisch in extremster Form. Und natürlich haben wir Satan verherrlicht, das gehörte dazu.“

„Dass es Gott gibt, war mir klar!“

Alexander Denk glaubt, dass es „das Böse“ tatsächlich gibt, aber eigentlich will er nichts damit zu tun haben. „Ich dachte, ich sing ja nur von diesen ganzen Sachen, aber ich hab‘ noch keinen wirklich umgebracht. Nur mit Worten und in Gedanken. Also stehe ich ja vielleicht auf der richtigen Seite. Denn dass es Gott gibt und dass er ‚das Gute‘ ist, war mir klar. Allerdings hatte ich keine genaue Vorstellung von ihm.“

Alexander hat einen guten Freund, der 15 Jahre lang immer wieder versucht, ihm diesen Gott näher zu bringen. „Wir haben zusammengesessen, Heavy Metal gehört, Bier getrunken, und plötzlich zog er seine Bibel raus und hat mir irgendwas von Jesus vorgelesen. Das hat mich in dem Moment nicht immer interessiert, aber er war mein Freund und ich habe ihn sehr geschätzt, deswegen habe ich ihm zugehört.“

Eines Tages erzählt dieser Freund ihn von einer christlichen Veranstaltung. „Er hat gesagt, das ist eine Heilungsveranstaltung, da wachsen Füße nach – das hat mich neugierig gemacht und ich bin hingegangen. Aber die Atmosphäre da hat mich total irritiert. Irgendwas Mächtiges war da im Raum. Das war völlig anders als alles, was ich kannte. Ich war voller Hass und Ablehnung − und die Leute da waren alle so freundlich… Ich dachte: Nee, das ist nicht meine Welt, ich muss da wieder raus. Aber da kam gerade mein Freund, und ich konnte nicht mehr weg.“

Ein neues Leben mit Jesus im Mittelpunkt

Eineinhalb Stunden dauert der Abend, dann sagt der Pastor: Wer jetzt in seinem Leben einen Anfang mit Jesus Christus machen möchte, soll nach vorne kommen. In Alexander beginnt ein Kampf. Er hat nicht die spektakulären Wunder gesehen, wegen denen er hergekommen ist. Aber die Atmosphäre an diesem Ort berührt eine Sehnsucht ganz tief in seinem Inneren. Eine Sehnsucht nach etwas, das wirklich Halt gibt. Eine Sehnsucht nach Sinn im Leben und echtem Frieden. Er spürt, die Antwort auf die Sehnsucht könnte dieser Jesus sein, von dem der Pastor gesagt hat, dass er lebt und man eine Beziehung zu ihm haben kann.

Einerseits ist Alexander fest entschlossen, sitzen zu bleiben. Doch andererseits ist da eine feine Stimmt in ihm, die sagt: „Geh vor, das ist deine Chance“. Alexander steht auf und geht nach vorne. „Ich hab mich geschämt. Ich dachte: Hoffentlich kennt mich hier keiner. Ich, als harter Metaler, lauf jetzt da vor und will was mit Jesus anfangen. Aber ich hab‘ innerlich trotzdem gewusst: Das ist die richtige Entscheidung. An diesem Abend hab‘ ich mich bekehrt. Und danach war nichts mehr wie vorher.“

Schon als er von der Veranstaltung nach Hause kommt, spürt er, wie tonnenschwere Lasten von ihm abfallen. Er weiß: Ich gehöre jetzt irgendwie zu Gott. Zunächst will er so weitermachen wie vorher, Jesus irgendwie in sein bisheriges Leben integrieren, aber es geht nicht. Er kann seine blutrünstigen und blasphemischen Texte nicht mehr schreiben oder singen. Kurze Zeit später bestellt er eine Computersoftware und in diesem Päckchen liegen als kostenlose Beigabe eine Bibel und ein kleines Heft über Jesus. Alexander liest und versteht, dass er keine Kompromisse machen kann. Er bricht mit allem, was bisher sein Leben ausgemacht hat.

„Ich wusste, was ich da mache mit den Bands und den Texten, die ich singe, ist nicht gut. Ich bin auf die Knie gegangen weil ich gemerkt habe: Ich bin Sünder, ich brauche Vergebung. Ich wollte nicht bloß ein Lippenbekenntnis für Jesus abgeben, sondern wirklich ihm gehören.“ Alexander durchforstet sein Leben. Jede Menge CD´s fliegen in den Müll, er kündigt Verträge mit Musikern, löst sein Plattenlabel auf. Er verliert dadurch mehrere tausend Euro, aber das ist ihm egal.

„Diese Musik war mein Götze, deswegen habe ich auch erst mal eineinhalb Jahre Pause gemacht. Heavy Metal an sich ist nicht schlecht, es kommt immer auf die Texte an. Und in meinem Fall war glasklar, dass die Inhalte und Plattencover total daneben waren. Aber ich habe nichts vermisst. Meine Prioritäten haben sich geändert. Nicht mehr Heavy Metal stand im Mittelpunkt, sondern Jesus. Ich habe ihn geliebt und liebe ihn bis heute. Und ich habe gewusst: Er war das, was mir mein ganzes Leben lang gefehlt hat.“

Hass verwandelt sich in Liebe

Alexander Denk fasst sogar den Entschluss, eine theologische Ausbildung zu machen. Auslöser dafür ist ein spektakulärer Unfall. Er ist mit dem Motorrad unterwegs, als er frontal mit einem Auto zusammenstößt. Er fliegt zehn Meter durch die Luft und schlägt dann mit dem Kopf auf dem Asphalt auf. Als er dort auf der Straße liegt, hört er Jesus sagen: ‚Ich bin bei dir, es ist alles in Ordnung‘. „Ich hätte tot sein können oder gelähmt. Aber ich hatte nur eine Fußverletzung und ein paar Prellungen. Die Ärzte im Krankenhaus haben nur gestaunt. Das war absolute Bewahrung. Daraufhin habe ich Jesus versprochen, dass ich ihm mein Leben lang dienen will.“

Und das tut er heute mit großer Begeisterung. Er hat zwei Gemeinden gegründet, in denen er Pastor ist. Er hält Vorträge und gibt Selbstverteidigungskurse für Frauen und Kinder, um ihr Selbstvertrauen zu stärken. Nichts verbindet ihn mehr mit dem hasserfüllten Menschen, der er einmal war. Nach seiner Entscheidung für Jesus hat er sehr konkret erlebt, wie dieses Gefühl sein Leben verlassen hat:

„Ich saß im Auto und hatte eine längere Strecke Autobahn zu fahren. Ich war recht flott unterwegs, und auf einmal kam dieser abgrundtiefe Hass wieder in mir hoch. Das war, als ob meine Brust zerreißen würde. Gewaltig. Ich hätte in dem Moment eine Amokfahrt starten können. In mir war eine echt hässliche Stimme, die sagte: ‚Ramm die anderen Autos, nimm sie alle mit, und dann fahr an den Brückenpfosten.‘ Das war eine entsetzliche Situation, wirklich Hass pur. Das kam direkt aus der Hölle. Aber Jesus ist größer, er ist Sieger. Das weiß ich heute, denn im nächsten Moment musste ich auf einmal heulen wie ein kleines Kind. Ich habe im Auto gesessen und hab‘ kaum noch was gesehen, weil mir so Tränen runtergelaufen sind. Das war der Moment, in dem Jesus eingegriffen hat. Ich konnte den ganzen Hass, der bis dahin mein Leben vergiftet hat, innerhalb von Minuten rausheulen – und er kam auch nie wieder zurück. Der Hass auf bestimmte Menschen zum Beispiel war völlig weg. Ich kann sie heute sogar wieder in den Arm nehmen.“

Doch Alexander Denk erlebt nicht nur Befreiung von seinen zerstörerischen Aggressionen, sondern auch eine tiefe Offenbarung von Gottes Liebe. „Meine Oma lag im Sterben. Sie war weit weg, und ich hatte überhaupt keine Beziehung zu ihr. Ehrlich gesagt war sie mir völlig egal. Und dann habe ich wieder diese sanfte Stimme von Jesus gehört: ‚Fahr zu deiner Oma‘. Das waren 700 Kilometer, aber ich bin trotzdem hingefahren. Drei Stunden vor ihrem Tod war ich da. Mittlerweile konnte sie nicht mehr reden. Ich saß da und wusste nicht, was ich tun sollte. Ich habe gebetet und sie hat nur ganz fest meine Hand gehalten. Und dann hat Gott mir gezeigt, was Liebe ist.

Auf einmal war diese Frau, die mir bisher sowas von gleichgültig war, für mich der wichtigste Mensch auf der Welt. Ich hab‘ am Bett gekniet und geweint, nicht aus Trauer, sondern aus Liebe. Und ich weiß, das waren Gottes Gefühle, denn sowas hatte ich noch nie erlebt und habe es danach auch nicht wieder. Er hat mir gezeigt, wie unbeschreiblich er jeden Einzelnen liebt. Wenn mir heute Menschen begegnen, die schwierig sind, dann kann ich sie mit ganz anderen Augen sehen, weil ich diese vollkommene Liebe erlebt habe, die auch mich für immer verändert hat. Jesus hat meinen Hass in Liebe verwandelt.“


Alexander Denk im Interview in unserer Fernsehsendung ERF Mensch Gott:
 
 Susanne Hohmeyer-Lichtblau

Susanne Hohmeyer-Lichtblau

  |  Redakteurin

Susanne Hohmeyer-Lichtblau hat Diplom Journalistik, Soziologie und Neuere Deutsche Literatur studiert und anschließend für verschiedene Medien gearbeitet. Bei ERF leitet sie die Talksendung ERF Mensch Gott.

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