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14.08.2015 / Serviceartikel / Lesezeit: ~ 4 min

Autor/-in: Christine Keller

Experimente mit Gott

Gott und sich selbst neu begegnen? Probieren Sie es aus!

„Dieses Buch ist kein Buch. Es ist ein Experiment. Du kannst es natürlich einfach lesen. Spannender wird es aber, wenn du es weiterschreibst.“ Mit diesen verheißungsvollen Worten beginnt Susanne Niemeyers „Damit wir klug werden. 100 Experimente mit Gott“.  Ich blättere durch das Buch und stoße auf Texte und Bilder, die den Leser herausfordern – zum Nachdenken und Handeln: Mal philosophisch („Was ist Gottes Lebenssinn?“), mal praktisch („Schliess etwas ab“). Meine Neugierde ist definitiv geweckt. Ich glaube zwar schon seit Jahren an Jesus, könnte aber einen frischen Schwung in meinem Glaubensleben vertragen. Geht’s Ihnen ähnlich? Ich picke mir zwei Versuchsanleitungen heraus und experimentiere mit Gott. Vielleicht haben Sie ja Lust mitzumachen.

Experiment 1

Erfüllt

Experiment

Setz dich irgendwo hin.
Sieh dich um. Stell dir fünf Minuten lang vor, an diesem Ort sei Gott (auch, wenn du das eigentlich nicht glaubst).

Dann stell die fünf Minuten lang vor, an diesem Ort sei kein Gott (auch wenn du das eigentlich nicht glaubst).

Gibt es einen Unterschied?

Für dieses Experiment setze ich mich Zuhause ins Wohnzimmer. Ich bin alleine. Es ist ganz still; auch von draußen höre ich keine Geräusche. Dann verinnerliche ich den Gedanken: Gott ist hier. Ich schaue mich im Raum um und wiederhole immer wieder: Gott ist hier – in meinem Wohnzimmer. Eine angenehme Ruhe breitet sich in mir aus. Ich fühle mich in diesem Raum sicher und geborgen. Wenn Gott hier ist, bin ich nämlich auch sicher und geborgen!

Mein Blick wandert umher: Vom Sofa zum Couchtisch zum Bücherregal. Hat es Auswirkungen auf das Zimmer, ob Gott hier ist oder nicht? Für mich schon. Ich merke nämlich, wie mein Blick sich entspannt. Das Sofa ist älter und schon etwas durchgesessen, den Tisch habe ich gebraucht gekauft – inklusive kleiner Macken. Das Bücherregal ist zu klein; alles, was nicht mehr reinpasst, liegt oben drauf. Das verliert aber an Bedeutung, wenn ich bedenke, dass Gott hier ist. Dieser Gedanke füllt diesen Raum so stark aus, dass ich die Makel hier und da übersehen kann.  

Was passiert nun, wenn ich denke, dass Gott nicht hier ist? Der erste Gedankenblitz ist: Ich bin allein. Ganz allein. Meine Augen wandern über die Wände. Ich drehe mich um zu den Fenstern. Ich werde innerlich unruhig. Was ist plötzlich so schlimm daran, alleine zu sein? Hin und wieder genieße ich das Alleinsein. Warum ist dann meine Stimmung so schnell umgeschlagen? Es hat sich doch nichts verändert – außer in meinen Gedanken. Die Ruhe von gerade ist irgendwie bedrohlich geworden. Als ob irgendetwas … warten würde. Ich will direkt aufstehen und aus dem Zimmer gehen. Doch ich zwinge mich, die fünf Minuten durchzuhalten. Ich muss es doch schaffen, mich in meinen eigenen Vier-Wänden wohlzufühlen! Vielleicht schaffe ich es, wenn ich mich auf Details konzentriere. Wie ein durchgesessenes Sofa. Oder Macken im Couchtisch. Und dann anfange, meinen nächsten Ausflug zu Ikea zu planen. Bis ich den Raum endlich verlassen kann.

Mein Fazit: Sollte man unbedingt ausprobieren! Ich habe sofort gemerkt, wie sich die Gedanken auf mein Empfinden auswirken. Mein Tipp: Das Experiment hilft besonders gegen einen unzufriedenen Gemütszustand.

Experiment 2

Erhalten

Was willst du hinterlassen auf dieser Welt, was willst du hinterlassen? Ein gut gefülltes Bankkonto oder eine aufgeräumte Küchenschublade; willst du eine Handvoll Kinder dein eigen nennen oder ein Herz voll Glück, das aufhört zu schlagen, aber Wärme hinterlässt für zehn Winter; hast du Geschichten erfunden oder Geschichte gemacht, eine bessere Welt gebaut, ein Staudenbeet gepflanzt oder einen Kräutergarten und ein Unbekannter mit Halsschmerzen wird Salbei finden, mehr als genug; willst du ein Haus bauen, eine Decke häkeln oder einfach Erde werden, auf der das Gras wächst; was tust du, damit du bist, wer du gewesen sein willst, wenn du nicht mehr bist?

Meine Augen werden beim Lesen immer größer. Die Frage fordert mich ganz schön heraus. Wer will ich sein? Das ist eine so umfassende Frage, dass ich eigentlich das Buch zuklappen und mich mit einer Standardantwort zufrieden geben möchte: „Gottes Bodenpersonal“ oder so ähnlich. Für eine solch allgemeine Antwort sind die Beispiele von Susanne Niemeyer aber zu konkret. Was mich dann doch motiviert, mich weiter damit zu befassen? Je früher ich mir über mein Ziel klar werde, desto mehr Zeit habe ich dafür.

Ich will definitiv das Herz voll Glück, von dem hier die Rede ist. Ich möchte so glücklich sein, dass ich mindestens einmal am Tag aus vollem Herzen lache – und andere damit anstecke. Und ich will anderen Gutes tun, ohne eine „Gegenleistung“ zu erwarten. Einfach mal nachfragen, wie es der Kollegin geht, der alten Studienkollegin eine Geburtstagskarte schicken oder der Nachbarin beim Einkauf helfen. Und dahinter einen Punkt zu setzen, keinen Doppelpunkt. Gemeinsam mit Jesus ist das zu packen, oder? Ich bin zuversichtlich. Und überlege, ob neben diesen Zielen wohl noch Zeit für eine aufgeräumte Küchenschublade bleibt.             

Mein Fazit: Ein absolutes Muss! Jeder sollte sich Ziele für sein Leben setzen. Aber: Sich eine Antwort zu überlegen, geht ans Eingemachte – und ist deswegen zeit- und arbeitsintensiv.             

Das sind nur zwei Experimente von 100; es gibt also noch eine Menge mehr zu entdecken. Trotzdem: Ich kann an dieser Stelle schon sagen, dass ich etwas über Gott und über mich gelernt habe. Deswegen sind diese kleinen Versuche eine Empfehlung für alle, die sich einen neuen Zugang zum Glauben wünschen – und das praktisch und persönlich.

 Christine Keller

Christine Keller

  |  Redakteurin

Hat in der Redaktion von ERF Jess gearbeitet. Ist ansonsten als freie Journalistin auch online und hinter der Kamera unterwegs. Sie hat Hummeln im Hintern, was aber nicht weh tut. Sie liebt es, To-Do-Listen zu schreiben und abzuhaken. Wenn‘s doch mal entspannt sein soll, nimmt sie gern ein gutes Buch zur Hand.

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