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© Tandem X Visuals / unsplash.com

20.03.2020 / Serviceartikel / Lesezeit: ~ 6 min

Autor/-in: Désirée Gudelius

Corona – Das große Aber

Warum Angst okay ist und es immer einen Grund zur Hoffnung gibt.

 

Denn Gott hat uns nicht gegeben einen Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit“ (2. Timotheus 1,7) lese ich zum wiederholten Male auf Instagram, verbunden mit der leidenschaftlichen Aufforderung, als Christen genau jetzt „einen Unterschied zu machen“. Das heißt konkret, uns nicht von der weltweiten Angst anstecken zu lassen, sondern der Angst unsere Hoffnung auf Jesus entgegenzusetzen. Amen, bete ich innerlich und bin wild entschlossen, genau das beim nächsten Gespräch über das gefürchtete C-Wort zu tun.

Zwischen Sicherheit und Angst

Danach mache ich das Lied „This is a Move“ von Tasha Cobbs Leonard an, singe und glaube: „Wonders are still what you do. […] Healing is coming, when you move.“ Ich fühle mich sicher. Voller Hoffnung und voller Kampfgeist gegen die weltweite Dunkelheit, die mir in Jesus Christus nichts anhaben kann.

Ein paar Sekunden später ploppt die nächste Eilmeldung auf, dass die Zahl der Infizierten weiter rasant gestiegen ist und dass das Robert-Koch-Institut das Risiko, an Corona zu erkranken, inzwischen als hoch einstuft.

Und in diesem Moment krabbelt etwas in mir hoch, das ich als überzeugte Christin, die „einen Unterschied machen will“, doch eigentlich gar nicht haben dürfte und gar nicht haben will: Angst. 

Später lese ich in einem anderen Beitrag, wie hilfreich es in diesen Zeiten sei, Psalm 91 zu beten und laut über sein Leben auszusprechen: „Du musst dich nicht fürchten vor […] der Seuche, die durchs Dunkel schleicht, vor dem Fieber, das am Mittag glüht. Auch wenn tausend neben dir fallen, zehntausend rings um dich her, zu dir wird es nicht kommen“ (Psalm 91, 5-7).

Danach schaue ich mir die neue Instagram-Story der christlichen Influencerin Jana Highholder an, in der gerade ganz offensichtlich der Geist der Kraft, Liebe und Besonnenheit lebt – und das Corona-Virus. Trotz ihrer Gebete um Bewahrung ist sie nicht davon verschont geblieben.

Wenn Glaube und Gefühl nicht zusammen passen

Ich glaube zu 100 Prozent an die Macht von Gottes Wort und durfte selbst schon mehrfach erleben, wie lebensverändernd es sein kann. Und doch stellen Situationen wie diese meinen Glauben auf die Probe – und von gut gemeinten Posts, wie dem oben genannten, fühle ich mich zusätzlich unter Druck gesetzt. Schließlich will ich der Welt doch so gerne zeigen, welche Kraft und Besonnenheit der Glaube geben kann und will gerade jetzt für diesen Jesus werben, den ich so sehr liebe und der mir schon so oft auf eindrückliche Art bewiesen hat, dass er absolut vertrauenswürdig und selbst in den dunkelsten und stürmischsten Zeiten meines Lebens mein festes Fundament war und ist.

Doch mein ehrlicher Realitätscheck ergibt: Ich habe Angst. Obwohl ich glaube. Obwohl Gottes Geist der Furchtlosigkeit in mir lebt. 

Und deshalb meldet sich wieder einmal die hartnäckige Stimme des anklagenden Zweifels in mir und fragt: Wie kann das sein? Eigentlich dürftest du so doch gar nicht fühlen!

Es gibt immer einen Grund für die Angst – und für die Hoffnung

Ich habe keine Angst vor dem Tod. Zumindest nicht in der Theorie, denn ich weiß ja, dass ich danach zu Jesus komme. Gerade gestern Abend hatte ich so einen intensiven Moment beim Hören von Lobpreisliedern , dass ich mir dachte: „Ja, ich wäre wirklich bereit, in den ewigen Lobpreis einzustimmen und „schlimmstenfalls“ schon früher zu Jesus zu gehen. Ich habe keine Angst!“ Aber diese Gefühle sind eben nur Momentaufnahmen. Und auch wenn ich zu diesen Gedanken stehe, die Wahrheit ist ebenfalls: Ich hänge an diesem Leben. Ich hänge vor allem an all meinen Lieben, unter denen eben auch sogenannte „Risikopatienten“ sind.

Natürlich kenne ich die Statistiken zur vergleichsweise geringen Sterblichkeitsrate. Aber Zahlen waren noch nie mein Ding, deshalb können sie im Zweifelsfall auch nichts an der Realität meiner Gefühle ändern.

Und selbst wenn dieses Virus nur eine geringe Sterblichkeitsrate hat, mache ich mir seit ein paar Tagen noch ganz andere Sorgen. „Vielleicht sind wir ja wirklich in der Endzeit angekommen und Jesus kommt bald wieder. Wäre das nicht wunderschön??“, sagte kürzlich eine gute Freundin zu mir.

Ich zweifle nicht daran, dass Jesus irgendwann wiederkommt. Um das zu glauben, muss man kein religiöser Endzeitfanatiker sein. „Er sitzt zur Rechten Gottes, von dort wird er kommen, zu richten die Lebenden und die Toten“, habe ich jahrelang im Glaubensbekenntnis der evangelischen Landeskirche gebetet – und nie ernsthaft darüber nachgedacht, diesen Tag womöglich selbst noch zu erleben.

Aber was wäre, wenn wir uns diesem Tag tatsächlich nähern? Dann möchte ich „gern aufstehen und mein Haupt emporheben, weil meine Erlösung naht“ (vgl. Lukas 21, 28). Aber ich zweifle, ob ich es könnte, weil mein Blick immer wieder nach links und rechts wandern würde zu all den geliebten Menschen, die Jesus noch nicht als ihren persönlichen Erlöser angenommen haben und für seine Wiederkunft nicht bereit wären.
 

Egal, welches Szenario ich durchspiele, einen Grund zur Angst finde ich immer. Aber – und jetzt kommt das große Aber – einen Grund zur Hoffnung auch. Denn auch wenn ich gerade Angst habe, kann ich trotzdem an Jesus festhalten, der meine menschgewordene, ewige Hoffnung ist . Und dieser Jesus ist es auch, der zu seinen Jüngern sagt: „In der Welt habt ihr Angst, aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden!“ (Johannes 16,33)

Es muss nicht ein „Entweder-oder“ sein

Ja, es ist okay, in Zeiten wie diesen Angst zu haben. Auch als Christ. Denn Gott hat mir mit seinem Heiligen Geist zwar tatsächlich keinen Geist der Furcht gegeben, wie es in 2. Timotheus 1,7 heißt, aber ich bin immer noch in dieser Welt. Und ich bin immer noch Mensch. Ein Mensch, von dessen Gefühlspalette die Angst nicht auf einmal verschwindet, nur weil er Christ geworden ist.

Diese Worte Jesu nehmen mir meine Angst nicht, aber allen Druck. Einmal mehr begreife ich: Bei Gott darf ich sein.

Denn woraus wir gerne ein strenges „Entweder-oder“ machen, macht er ein gnädiges „Sowohl-als-auch“. Ein versöhnliches und verbindendes Und.

Deshalb kann ich sagen: Ich bin Christin mit einem Geist der Furchtlosigkeit und ich habe Angst. Ich habe Angst und ich glaube an eine menschgewordene Hoffnung, die jede Angst überwindet. Ich bete täglich um Heilungs- und Bewahrungswunder und ich habe Zweifel daran, ob Gott diese Gebete wirklich erhört.

Diese Spannung ist manchmal schwer auszuhalten. Genau wie diese Spannung, die seit Wochen weltweit in der Luft liegt. Wir warten auf finale Antworten, wir warten auf Erlösung. Bis sie kommt, können wir nur das tun, was in unserer Macht steht: Daheimbleiben und Händewaschen.

Warten vor dem Kreuz

Gleiches gilt für den Glauben. Bis der Erlöser (wieder)kommt kann ich nur das tun, was in meiner Macht steht: Im Gebet zu Jesus zu kommen. So wie ich bin. Mit allem, was ich fühle und eigentlich nicht fühlen will. Mit allem, was ich glauben will, aber eigentlich nicht immer glauben kann. Mit meiner Angst, meinem Kleinglauben und mit meiner wilden Hoffnung.
 

Dann liegt es an Gott, was er daraus macht, wenn ich bete: Heiliger Geist in mir, nimm meine Angst an die Hand und führe sie zum Kreuz von Golgatha. Dorthin, wo ich meinen Kleinglauben ablegen und deinen Wunderglauben empfangen kann. Dorthin, wo mein Glaube überleben kann, selbst wenn die Wunder, um die ich bete ausbleiben – weil dort am Kreuz das größte Wunder der Menschheitsgeschichte bereits geschehen ist.

Dorthin, wohin ich immer kommen kann, wenn sichtbare und unsichtbare Gefahren drohen und ich wieder neu daran erinnert werden muss, dass ich es nicht mit einem unsichtbaren Fantasiegott zu tun habe, sondern mit einem realen Gott, der in derselben Spannung zwischen Himmel und Erde, Leben und Tod, Angst und Hoffnung am Kreuz hing.

Mit einem ein Gott, der im Garten Gethsemane selbst voller Angst war und voller Hoffnung und Vorfreude auf das Wiedersehen mit seinem Vater im Himmel. Mit einem Gott, der diese Spannungen des Lebens und des Leidens aushält. Mit einem Gott, der mich aushält. Und hält. Gerade jetzt.

Deshalb kann ich nun voller Überzeugung sagen: Ich habe Angst und ich habe Jesus. Aber er allein macht den Unterschied.
 

Désirée-Gudelius (Foto: privat)

Désirée Gudelius ist Lektorin bei Gerth Medien und im freien Redaktionsteam der Zeitschrift LYDIA. Sie ist Mitautorin von "Schritte wagen, Wunder erleben" und Herausgeberin des Buches "Glaube zwischen Trotz und Trotzdem". Es ist ihr Herzensanliegen, Menschen zu einem authentisch gelebten Glauben an Jesus Christus einzuladen - und Zweifel als Wachstumschance zu sehen. 

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Kommentare (2)

Anita M. /

Naja wenn Jesus Christus der Schöpfer Macht über alles hat , kann ich es 100 pro einsetzen und dann brauche ich keine Impfung. Denn ich vertraue auch da auf meinem Herrn. Die Nebenwirkungen oder der mehr

Tack /

... es gibt die Veränderung der Schöpfung aus einem für das menschliche Leben günstigen Zustand. Sichtbar in der Mauna Loa CO2 Kurve, auch Keeling Kurve. Man wird also auch als Christ auf dem Weg mehr

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