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© cbt / Brunnen Verlag

21.09.2016 / Buchrezension / Lesezeit: ~ 3 min

Autor/-in: Sabine Bohn

Oma, vergiss mich nicht!

Zwei hilfreiche Buchtipps aus der „Lesezeichen“- Redaktion für betroffene Familien.

Plötzlich wird Oma immer wunderlicher: die ehemals freundliche, alte Dame reagiert auf einmal aggressiv und scheint überfordert. Sie erinnert sich nicht mehr an das, worüber man noch gestern gesprochen hat. Im schlimmsten Fall erkennt sie ihre Enkel nicht mehr. Für Kinder ist es schwer, wenn die geliebten Großeltern an Demenz erkranken. Viele Eltern wissen nicht, wie sie die Veränderungen erklären können. Sabine Bohn aus der „Lesezeichen“-Redaktion stellt zwei Bücher vor, die betroffenen Familien helfen können, über das Thema Demenz ins Gespräch zu kommen.

Jessica Shepherd: Oma, vergiss mich nicht!

Bilderbuch, geeignet für Kinder ab 5 Jahren

Oskar hat eine Oma, mit der er sich super versteht. Doch leider wird sie immer vergesslicher. Sogar an Oskars Geburtstag hat sie nicht gedacht! Schließlich muss Oma in ein besonderes Haus, in dem man sich gut um sie kümmert. Klar, dass Oskar sie dort immer wieder besucht. Sie ist ja immer noch die beste Oma der Welt – auch dann, wenn sie einen schlechten Tag hat.

In diesem ansprechenden Bilderbuch erfahren Vorschulkinder, was es mit Demenz auf sich hat. Text und Bilder sind absolut kindgemäß. Mit einfachen, kurzen Sätzen, ohne Pathos, fast nüchtern, wird die Geschichte von Oskar und seiner Oma erzählt, und zwar aus der Sicht von Oskar. Was sie alles zusammen machen: lesen, spielen, Geschirr abwaschen usw. Der Junge beobachtet, wie seine Oma immer vergesslicher wird und schließlich in ein besonderes Haus umzieht (das Wort „Pflegeheim“ wird vermieden). Oskar besucht sie dort und berichtet, was er dort alles erlebt. Es wird deutlich, dass seine Großmutter sich verändert – aber für Oskar steht fest: „Ganz egal, ob Oma einen guten Tag hat oder einen schlechten: für mich bleibt sie die beste Oma von der ganzen Welt!“

Die Bilder erinnern an Kinderzeichnungen. Da stimmt’s hier und da nicht mit den Größenverhältnissen oder mit der Perspektive. Das Buch bietet also keine realistische, aber dafür eine sehr kindgemäße und einfühlsame Darstellung. Ganz am Schluss gibt es noch ein Sachtext  zum Thema Demenz, in dem einige wichtige Fragen beantwortet und einige konkrete Tipps gegeben werden.

Fazit: Eine gelungene Aufarbeitung des Themas für Vorschulkinder!

Monika Feth: Die blauen und die grauen Tage

Jugendroman, geeignet für Kinder ab 10 Jahren

Die Oma von Evi und Vera leidet an Demenz. Weil sie nicht mehr alleine leben kann, zieht sie zu Evi und Vera und ihren Eltern. Evi ist glücklich darüber, denn sie mag ihre Oma sehr. Am Anfang merkt man kaum etwas von Omas Krankheit. Aber mit der Zeit nehmen die Probleme zu. Schließlich meldet Oma sich in einem Pflegeheim an. Das aber will Evi um jeden Preis verhindern!

Monika Feth hat in „Die blauen und die grauen Tage“ einen Weg gefunden, um Kindern und Jugendlichen das Thema „Demenz“ behutsam nahezubringen. Die Geschichte von Evi und ihrer Oma ist gut und flüssig geschrieben. Die Charaktere sind sympathisch, die Handlung ist im Großen und Ganzen glaubhaft und teilweise auch spannend.

Was hat es mit dem Titel auf sich? Oma schlägt vor, dass Evi ein Notizbuch führt, in dem sie jeden Tag mit einer Farbe belegt: blau für Omas gute Tage, und grau für die schlechten Tage, wenn Oma ihre „Aussetzer“ hat. Am Anfang gibt es viele blaue Tage am Stück, aber dann häufen sich nach und nach die grauen Tage.

Was mich ein bisschen an dem Roman stört, ist Folgendes: Die Institution Pflegeheim kommt sehr schlecht weg. Für Evi ist es geradezu eine Horrorvorstellung, dass ihre Oma von zu Hause weg muss. Dabei gibt es inzwischen viele spezialisierte Seniorenheime, in denen Demenzpatienten intensiv gefördert und vorbildlich betreut werden. Ein gutes Pflegeheim kann eine gute Lösung für Betroffene und ihre Familien sein. Doch im Buch von Monika Feth wird suggeriert: Alles, bloß kein Altenheim!

Fazit: Trotzdem ist „Die blauen und die grauen Tage“ ein empfehlenswertes Buch! Es kann eine Hilfe für Kinder oder Jugendliche sein, die mit Demenz konfrontiert werden. Es kann Berührungsängste abbauen und Verständnis für die Erkrankten wecken. 
 

 Sabine Bohn

Sabine Bohn

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