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© SCM Hänssler

11.09.2013 / Buchrezension / Lesezeit: ~ 3 min

Autor/-in: Jan D.

Gott macht glücklich

In seinem neuen Buch behandelt Markus Spieker fromme Lügen.

Gehören Sie zu den geschätzt weniger als fünf Prozent der Bevölkerung, die Jesus Christus nachfolgen? Dann hat Markus Spieker das Buch „Gott macht glücklich und andere fromme Lügen“ auch für Sie geschrieben. Er möchte darin mit falschen Vorstellungen und Versprechungen vom Leben mit Gott aufräumen, die unter Christen grassieren.

Gott – nur unser Dienstleister?

Spieker geht mit der deutschen Gesellschaft hart ins Gericht. Sie postuliere eine „Ich-Jetzt-Alles“ – Mentalität, in der nur zählt, dass man ohne Wartezeit und mit möglichst wenig Anstrengung all das erfüllt bekommt, was man sich für sein Leben erträumt. Auch unter Christen mache sich diese Herzenshaltung zunehmend breit. Dadurch aber verkümmert Gott in unseren Köpfen vom allmächtigen Schöpfer zum bloßen Wunscherfüller, der nur dazu da ist, unser persönliches Glück zu bewirken.

Um dieser Lebensauffassung ein klares Statement entgegenzustellen und Gott in unseren Gedanken wieder zu dem zu machen, der er ist, stellt Spieker fünf Lügen heraus, die unser Gottesbild und unser Glaubensleben vergiften. Gott macht demnach nicht glücklich, prominent, mächtig, brav oder schlau.

Diesen Standpunkt erläutert Spieker anhand von Personen, die im christlichen Bereich im öffentlichen Rampenlicht stehen. US-Pastoren wie Joel Osteen, Hollywood-Stars wie Mel Gibson oder Prediger wie Ulrich Parzany dienen hier als Positiv- und Negativvorbilder. Auch im Allgemeinen legt Spieker einen großen Fokus auf den amerikanisch-christlichen Markt, den er als einflussreichen Impulsgeber auch für deutsche Christen identifiziert.

„Bibelfremde Geschmacksverstärker“

Spieker kündigt am Anfang des Buches an, „einige gedankliche Rindviecher zu schlachten“. Tatsächlich schreibt er niemandem nach dem Mund, aber stößt mit seinen plausibel dargelegten Argumenten auch niemanden vor den Kopf. Er spricht viele Punkte an, über die man sich im Alltag kaum Gedanken machen würde, zum Beispiel in seiner Abrechnung mit dem Wohlstandsevangelium: „Ein entscheidender Nachteil des Glücksverheißungs-Evangelium ist, dass es in der Regel das Gegenteil bewirkt.“ Denn: Wenn autosuggestive Veränderungsstrategien nicht zünden, fühlen sich die Betroffenen trotz unveränderten Zustands meist schlechter als vor einer vermeintlich geistlichen Verkündigung bestimmter Star-Prediger.

Die entscheidende Botschaft des Buches liegt jedoch in der Antwort auf den Buchtitel. Macht Gott Glücklich? Nein! Zumindest nicht, „wenn damit die Bereitstellung guter Gefühle durch messbare Erfolge gemeint ist.“ Aber: „Gott macht auf seine Art glücklich“, so Spiekers Fazit. Und genau diese Art und Weise des Glaubens gilt es mit Hilfe des Buches zu entdecken.

Wozu brauchen wir dann noch Gott?

Im letzten Teil des Buches, der ruhig etwas länger hätte sein können, widmet sich der Autor den drei Dimensionen, die Glauben aus seiner Sicht ausmacht: Jesus Christus, Liebe zwischen Gott und Mensch und Hoffnung auf ewiges Leben. Der Grundtenor: Gott ist kein Add On, das Christen für ein besseres Dasein in ihr Leben holen. Gott ist der Mittelpunkt, von dem her menschliches Leben überhaupt erst verstanden werden will.

Spieker skizziert aber nicht nur, wie schlecht es um die deutsche Christenheit bestellt ist. Er macht auch Mut, den Glauben zu leben, selbst wenn das in der Realität eben manchmal wirklich hart und alles andere als kuschelig ist.

Spiekers Buch wird auf den ersten Blick die ein oder andere Illusion zerstören und eine vielleicht unbequeme Wahrheit offenbaren. Wer sich jedoch auf die Demontage von geistlichen Lügen einlassen möchte und dabei den angenehmen Tiefgang eines Journalisten zu schätzen weiß, dem wird dieses Buch dabei helfen, seinen persönlichen Glauben weiterzuentwickeln.

Um in der Sprache Spiekers zu bleiben: Ein Buch für alle, die sich an ihre „Heiligen Kühe“ herantrauen – denn daraus macht man ja bekanntlich die besten Steaks.

Ihr Kommentar

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Kommentare (2)

Eva-Maria B. /

Eines der besten und ehrlichsten Bücher, das ich seit langer Zeit gelesen habe! Es macht Mut und bietet plausible Argumente für ein authentisches Christsein! "Heilige geistliche Kühe" zu schlachten, wird für manchen Leser allerdings auch schmerzhaft sein....

Brigitte /

Was für ein Mut, die Wahrheit so zu sagen. Ich habe das Buch nicht gelesen, aber diese Beschreibung ist sehr zutreffend. Oft wird das Evangelium für die Menschen gepredigt, dass es den Menschen besser geht, aber nicht, dass sie zur Busse kommen

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