Bevor er als Missionar nach Südamerika ausreiste, musste er eine schwere Entscheidung treffen: Sollte er sein Leben in Deutschland aufgeben, seinen Traumjob an den Nagel hängen und allem, was er liebte, den Rücken kehren? Er war als junger Ehemann und Vater von fünf Kindern in Deutschland eingewandert und hatte gerade Fuß gefasst in seinem langjährigen Traumberuf.
Dann hörte er von den deprimierenden Lebensumständen einiger Menschen in Südamerika. Ihre Geschichten bewegten ihn. Mehrere Male reiste er dorthin, führte viele Gespräche und machte sich Gedanken über diese Menschen. Sein Herz hatte Feuer gefangen. Er wollte diesen Menschen helfen – doch auf der anderen Seite stand seine Familie, und sein chancenreiches Leben in Deutschland. Es war eine Entscheidung, die ihm nicht leicht fiel.
Loslassen, sich selbst aufgeben. Das klingt nicht gerade nach Freude und Glück. Unsere moderne Konsumgesellschaft verspricht uns auf ganz anderen Wegen ein erfülltes Leben: Noch mehr in Haus und Garten investieren, noch exklusivere Luxus-Urlaube, in denen ich meine Seele baumeln lassen kann.
Was ist das für ein Weg, den Jesus geht?
Doch Jesus schaut seinen Zuhörern ganz tief in die Augen und sagt: „Wer sich mir anschließen will, muss bereit sein, mit Vater und Mutter zu brechen, ebenso mit Frau und Kindern, mit Brüdern und Schwestern; er muss bereit sein, sogar das eigene Leben aufzugeben. Sonst kann er nicht mein Jünger sein. Wer nicht sein Kreuz trägt und mir auf meinem Weg folgt, kann nicht mein Jünger sein.“ (Lukas 14, 3)
Ich muss nicht vor der Entscheidung stehen, in ein anderes Land zu gehen. Doch an anderen Punkten in meinem Leben werde ich herausgefordert, loszulassen: Eine Erfahrung, in der ich mich gekränkt und verletzt gefühlt habe. Oder die Verzweiflung, weil mich jemand alleingelassen hat, dem ich tief vertraut habe. Ein anderer ärgert sich vielleicht um nicht wahrgenommene Chancen, oder muss einen Wunsch aufgeben, der ihm seiner Ansicht nach zusteht. Es sind schmerzvolle Erfahrungen. Doch wohin führen sie mich? Was ist das für ein Weg, den Jesus gegangen ist?
Das Geheimnis von Loslassen
Die letzte Etappe vor seinem Sterben war sicherlich auch die schmerzvollste Erfahrung Jesu. Es waren nicht nur die körperlichen Schikanen, denen er ausgesetzt war. Er war alleingelassen: Verleugnet von seinen besten Freunden, allein mit seinen Gefühlen. Selbst Gott, dem er sein ganzes Leben lang so hingebungsvoll gedient hatte, hatte ihn verlassen.
Doch das hielt Jesus nicht davon ab, diesen Weg zu gehen. Denn er kannte das Ende. Und er verlor sein Ziel keine Sekunde lang aus den Augen. Loslassen, sich selbst aufgeben setzt etwas ungleich viel Größeres frei. Das ist das Geheimnis vom Kreuz. Loslassen ist schwer, denn in diesem Moment verliere ich etwas, von dem ich immer meinte, dass es mir zustehe oder ich es brauche. Jetzt lasse ich zu, dass in mir ein Loch entsteht. Und noch ist nichts in Sicht, was dieses Loch füllt.
Doch wenn ich das Loslassen durchgehalten habe, spüre ich, dass ich gewonnen habe: Freiheit, Erleichterung, Freude und neue Lebensenergie. Loslassen hat einen hohen Preis. Doch am Ende stehe ich auf der Gewinnerseite.
Ihr Kommentar
Kommentare (10)
@Sigi:
Wie Gott im Leben des Einzelnen handelt ist immer sehr individuell. Wichtig ist, dass man bereit ist dem Ruf Gottes zu folgen anstatt seinen eigenen Neigungen Raum zu geben. Auch wenn das … mehrbedeutet, sehr viel loszulassen. Doch Gott macht in der Bibel auch die Verantwortung eines Vaters und Ehemanns gegenüber seiner eigenen Familie sehr unmissverständlich deutlich.
In dieser Geschichte hat die Frau ihren Ehemann begleitet, die Kinder waren schon in einem selbstständigen Alter und in der Lage, auf ihren eigenen Füßen zu stehen.
Loslassen kann schon heftig sein. Die bisherige Gemeinde, den Beruf oder Hauskreis. Wenn Gott mich woanders hin führte, gab es am alten Platz keine Bestätigung mehr. Das war ein langer und … mehrschmerzhafter Lernprozess, dem Geist anstatt den eigenen Wünschen zu folgen. Hinterher zeigte sich aber immer, es war gut.
Ich möchte die Geschichte nicht schlechtreden, sie berührt mich auch.
Trotzdem möchte ich die Frage stellen, will Gott dass jemand Frau und Kinder zurücklässt? Was ist mit der Verantwortung die ich gegenüber diesen trage?
was ist aus dem jungen Mann geworden?
Gott schenkt-gibt vieles dazu
aber zunächst ist es schwer-als wenn ich den freien Fall inziniere.
Vielleicht war der Missionar ja so ein außergewöhnliches Genie, an allen Ecken gebraucht?? Es soll ja Menschen geben, die am besten in "Mehrfach-Ausfertigung" diese Erde bevölkern sollten. (Dann … mehrhätten zumindest 5 Kinder einen anwesenden Vater). Um die Familie mit 5 Kindern auf das Nebengleis zu schieben muss "Mann" meiner Meinung nach wie Samuel direkt von Gott angesprochen werden. Für mich durchschnittlichen Menschen (mit Gaben, die niemanden groß interessieren) gilt jedenfalls dass meine Nächsten dort sind wo ich wohne und entsprechend mein Betätigungsfeld nicht am anderen Ende der Welt zu suchen ist.
hammer geschichte
ja, ich habe zwar los gelassen, bin aber noch in dem Prozess zu erkennen, welche Türe sich nun öffnen soll...bin sehr gespannt auf Gottes Plan für mich..wünsche auch ein gesegnetes Osterfest Gelobt sei Jesus Christus
@Elke
ja, da haben Sie vollkommen recht: da kann man nur noch anbeten, was für ein Gott !!!
Auch Ihnen und all den anderen Lesern gesegnete Ostern !
Gott mit Ihnen !
Danke. Es ist wirklich schwer,Gewohntes aufzugeben,loszulassen. Ich tue mich damit zum Teil sehr schwer,obwohl ich weiss,es ist besser so. Angst hat eine starke Macht über mich. SEINE LIEBE ist trotzdem grösser,das glaube ich.
Gruss Dorena
Jasus war wahrer Mensch und wahrer Gott. Deshalb konnte er auch Lamm Gottes sein. Gott hat mitgelitten mit uns, das ist die grösste Botschaft die es gibt. Er kam in unser Elend und hat schwer … mehrgetragen an der Sünde einer ganzen hoffnungslos und verdorbenen Menschheit. Da kann man nur noch anbeten. Ich wünsche Ihnen eine gesegnete Karwoche und viel Kraft beim Loslassen. Das braue ich auch, bitte beten Sie für mich.