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© gunner07 / sxc.hu

21.08.2012 / Erfahrungsbericht Partnersuche / Lesezeit: ~ 10 min

Autor/-in: Redaktion

Gräfin gesucht – König gefunden

Ruth sucht lange nach einem Mann und geht dabei auch ungewöhnliche Wege. Ihre Bemühungen bleiben erfolglos – und führen trotzdem zu einem Happy End.

„Wir freuen uns, Sie am 14.05.2008 im Rahmen unseres Projektes ‚Gräfin gesucht‘ zu uns nach Berlin einladen zu dürfen.“ Ich hatte es tatsächlich geschafft, in die engere Wahl der Kandidatinnen zu kommen, die sich bei der SAT 1 Show „Gräfin gesucht“ beworben hatten. Nachdem „Bauer sucht Frau“ mittlerweile ein großer Renner war, hatte man sich zusätzlich für eine neue Variante entschieden und schickte vier Grafen auf Brautschau. Und nun konnten sich die Damen der Schöpfung um die Rolle der Gräfin bewerben.

Sonntagsabends verpasste ich nie die Sendung „Nur die Liebe zählt“. Die Geschichten berührten mich sehr. Schließlich war ich selbst eine Anfang-Vierzigerin, die immer noch nach der Liebe fürs Leben suchte. In der Werbepause lief ein Werbespot von „Gräfin gesucht“. Vier Grafen auf Brautschau. Sofort sah ich mir im Internet die einzelnen Grafen an. Einer fiel mir besonders auf: Benedikt. Er saß in einer Szene seiner persönlichen Darstellung am Tisch und betete. Meine Gedanken überschlugen sich: „War er etwa Christ? Genauso einen Mann suchte ich doch! Sollte ich mich bewerben? Warum nicht Gräfin sein?“ Und so bewarb ich mich.

Wie im Märchen

Obwohl ich in Berlin beim Casting eine Videobotschaft für Benedikt aufgenommen hatte, sah ich keine große Chance, unter hunderten von Bewerberinnen in die engere Wahl zu kommen. Aber: Wer nicht wagt, der nicht gewinnt! Benedikt durfte sich nun zehn Kandidatinnen aussuchen, die er näher kennenlernen wollte. Eine davon sollte dann seine Herzensdame werden.

„Sehr geehrte Ruth, nun ist es so weit: Ihr persönliches Treffen mit Ihrem „Wunsch-Grafen“ steht bevor. Aus diesem Grund freuen wir uns, Sie am 04.06.2008 im Rahmen unseres Projektes „Gräfin gesucht“ ins Schloss Ahrensburg bei Hamburg einladen zu dürfen.“ Ich hatte es geschafft! Ich war unter den letzten zehn Kandidatinnen und dem Gräfinnen-Titel ganz nah! Ich erlebte einen wunderschönen Tag auf Schloss Ahrensburg und lernte Benedikt näher kennen. Ein edler Mann und nett dazu!

Die nächsten Tage blieben spannend, denn nun wählte Benedikt eine Kandidatin aus, die er für eine Woche auf sein Gut an der Ostsee einladen wollte. Am Ende stand dann vielleicht eine adelige Hochzeit. Die regionale Presse war mittlerweile auf mich aufmerksam geworden, und so gab es Berichte in der Zeitung und ein Radiointerview. Am Ende entschied Benedikt sich für eine sehr hübsche, langhaarige Blondine aus Berlin.

Übrig geblieben?

Wenn ich darüber nachdenke, welche Wege ich gegangen bin, um den Mann fürs Leben zu finden, so muss ich sagen, dass es ein langer und manchmal auch schmerzhafter Weg war. Angefangen hatte alles im Alter von 14 Jahren. Ich erinnere mich noch, mit welcher Inbrunst ich Gott das erste Mal gebeten hatte, mir einen Freund zu schenken. Meine Klassenkameraden waren fast alle befreundet. Ich jedoch war überzeugte Christin und wollte nur jemanden, der an Jesus glaubte. Mit Mitte zwanzig, als die Ersten heirateten, war ich noch immer allein. Der junge Mann, in den ich verliebt war, wusste zwar darum, war aber nicht in mich verliebt. Wie das manchmal so ist! Und dann heiratete auch er. 

Als ich Anfang dreißig war, machte ich mir allmählich Sorgen. Gehörte ich nun zum „Klub der Übriggebliebenen?“ Ich wohnte mittlerweile in einer Stadt, in der es einige Kirchengemeinden gab. Hier war die Chance recht hoch, so dachte ich, einen christlichen Ehepartner zu finden. Doch ich musste feststellen, dass es sehr viele tolle Singlefrauen gab, die jedoch alle keinen Partner fanden. Die „freien Männer“ hielten sich außerhalb der christlichen Szene auf. Die christlichen Männer waren verheiratet, bis auf wenige Ausnahmen. Manchmal kam ich an meine Grenzen, und mir war mein Glaube egal. Wieso sollte ich, nur weil ich Christin war, allein bleiben? Und so verliebte ich mich in den einen oder anderen Nichtchristen. Diese interessierten sich jedoch nicht für mich. Das alte Spiel!

Männer im Internet

Aber ich wollte nicht aufgeben. Schließlich gab es ganz neue Möglichkeiten: die Suche über das Internet. Nachdem säkulare Anbieter diese Plattform entdeckt hatten, machten sich die Christen dieses Medium ebenfalls zunutze. Auch ich entdeckte die Vorteile: Hier gab es Unmengen von christlichen Singles, und zwar nicht nur Frauen, sondern auch Männer! Eine Reihe davon gefiel mir. Und so schrieb ich einige an und war hochmotiviert, nun endlich den Mann fürs Leben zu finden. Auch ich wurde von einigen Bewerbern angeschrieben, die mich kennenlernen wollten.

Am Ende war ich jahrelang im Internet auf der Suche, und es hat sich nie etwas ergeben. Entweder ich entsprach nicht den Vorstellungen oder derjenige entsprach nicht meinen Vorstellungen. Schließlich sehnte ich mich danach, einen Mann auf „ganz normalem“ Weg kennenzulernen. Denn im Internet sah man nur ein Bild, las eine Beschreibung und traf eine Entscheidung. All die Zwischentöne fehlten. Der Höhepunkt war, dass ich mit Anfang vierzig für die meisten uninteressant wurde, da sie alle noch Familie gründen wollten. Mir kam das so ungerecht vor. Nun hatte ich, seit ich 14 Jahre alt war, Gott um einen Ehepartner gebeten und jetzt sollte ich zu alt sein?! Wieso wurde ich nur daran gemessen, ob ich noch Kinder bekommen würde? Wieso gab mir niemand die Chance, mich als Mensch – als Frau – kennenzulernen?

„Geh doch ins Meer …“

Von wegen Urlaubsidylle:
Zweifel und Einsamkeit lassen in Ruth Selbstmordgedanken aufkommen. (Symbolbild) (Bild: qute / sxc.hu) 

Im darauffolgenden Jahr stand ich vor der Herausforderung, meinen Urlaub allein zu verbringen. Bisher war ich all die Jahre mit einer guten Freundin gefahren. Dieses Jahr jedoch konnte sie aus beruflichen Gründen nicht. Da ich schon oft geflogen war, buchte ich eine Reise nach Gran Canaria. Tagsüber ging ich dort ans Meer oder machte die eine oder andere Tagestour mit. Abends liebte ich es, am Meer zu sitzen und den Tag ausklingen zu lassen.

An einem Abend jedoch waren meine Gedanken alles andere als friedlich. Ganz leise und unmerklich tauchte der Gedanke auf: Eigentlich könnte ich doch jetzt ins Meer gehen. Wer würde mich überhaupt vermissen? Ich war 45 Jahre alt, hatte Gott seit dem 14. Lebensjahr um einen Ehemann gebeten und alle Höhen und Tiefen erlebt, was es bedeutet, so lange zu warten. Ich verstand Gott einfach nicht. Ich war bemüht, treu seine Wege zu gehen und auch nicht mehr Ausschau zu halten nach einem Nichtchristen. Wahrscheinlich wäre ich ansonsten jetzt schon längst verheiratet gewesen.

Komisch, diese destruktiven Gedanken tauchten in letzter Zeit immer häufiger auf. Dabei neige ich in keiner Weise zur Schwermut. In diesem Moment wurde mir schlagartig bewusst: Hier gibt es jemanden im Hintergrund, der ein großes Interesse daran hat, dass ich mir das Leben nehme. Und er sucht sich dabei meine verwundbarste Stelle aus. Als ich merkte, dass Satan mich zerstören wollte, änderte sich mein Denken schlagartig. Ich entschied mich, diesem Gedanken keinen Raum mehr zu geben.

Am nächsten Morgen war ich wie ausgewechselt. Ich sagte Jesus, dass ich meine Beziehung zu ihm noch einmal ganz neu festmachen wolle. Er war mir das Wichtigste im Leben, und das wollte ich neu besiegeln. So ging ich an eine der schönsten Stellen Gran Canarias: die Dünen. Dort legte ich ein Versprechen an Jesus ab, dass er der Inhalt meines Lebens sei und ich ihm die Frage der Partnerschaft vertrauensvoll überlassen wolle. Er wisse am besten, wer zu mir passt. Danach hatte ich nie wieder diese zerstörerischen Gedanken.

Königliche Geschenke

Im Frühjahr des darauffolgenden Jahres saß ich im Gottesdienst. Während der Lobpreiszeit hatte ich es immer gern, mich etwas gebeugt nach vorne zu lehnen. Eine Art Ehrfurchtshaltung vor Gott. Meine Augen waren geschlossen und ich befand mich mitten in der Anbetung. Auf einmal setzte mir jemand vor meinem inneren Auge eine Krone auf. Dann bekam ich ein wunderschönes Kleid an. Um meinen Hals schimmerte ein sehr wertvolles Collier und ein kostbarer Ring wurde an meinen Finger gesteckt. Und dann reichte mir jemand den Arm. Ehrfurchtsvoll legte ich meine Hand darauf, so wie eine Adelige. In dem Moment wusste ich, dass es Jesu Arm war. Er schenkte mir tatsächlich das Bild der Königin!
Als ich die Augen öffnete, begleitete mich dieses Bild weiter und ich dachte: Was für eine Wertschätzung bringt mir Jesus hier entgegen! Ich war sehr berührt. Als ich am Nachmittag joggen ging, erinnerte ich mich an dieses Bild und auf einmal wurde mir bewusst: Wenn Jesus mich zu einer Königin erwählt hat, dann brauche ich keinen Ehepartner mehr, denn das, was er mir hier anbietet, ist so viel größer. Und damit veränderte sich mein Leben komplett!

Gestillte Sehnsucht

Ich spürte in mir einen tiefen Frieden. Den kannte ich bisher überhaupt nicht. Und die Sehnsucht nach einem Partner war wie weggeblasen. Es war so, als ob ich mit meiner Sehnsucht angekommen war. Ich hatte das Gefühl, ich brauche nichts mehr. Ich hatte mein Ziel erreicht. Ein Gefühl, das ich bisher nicht kannte. War das etwa die Antwort auf meine Gebete, die ich 32 Jahre lang gesprochen hatte? Wollte Jesus selbst mein Ehemann und Versorger sein?

Bisher hatten mich auch Ängste geplagt, wie es im Alter sein würde. Bei dem, was ich im Beruf verdiente, würde meine Rente später so mager aussehen, dass es vorne und hinten nicht reichen würde. Ich brauchte schon allein deswegen einen Ehemann! In diese ganze Sorge hinein sagte mir Jesus, dass ich keine Angst zu haben brauche, da er sich auch im Alter um mich kümmern und mich versorgen würde.

Das Abenteuer beginnt

Es dauerte einige Tage, aber ich freundete mich allmählich mit dem Gedanken an, dass Jesus an meiner Seite reicht. Und es fühlte sich komischerweise sehr gut an. Ich konnte mir das erste Mal in meinem Leben vorstellen, als Alleinstehende zu leben. Ich war ja nicht allein, sondern Jesus war tatsächlich an meiner Seite. Und damit begann das Abenteuer!

Ständig bin ich mit Jesus innerlich im Gespräch. Er macht mir so viele Komplimente und sagt mir, wie wertvoll ich ihm bin, dass es mich tief berührt. Ich fühle mich so wertgeschätzt wie nie zuvor. Und immer wieder muss ich denken: Was ich gerade hier erlebe, könnte mir niemals ein Mann geben. Zum Beispiel hörte ich eines Abends innerlich seine Stimme, ob ich noch Lust hätte, an einen See in der Nähe zu fahren. Ich antwortete ihm, dass das Wetter nicht gut sei. Doch er sagte, ich solle einfach losfahren. Das Wetter würde besser werden. So fuhr ich los. Als ich am See angekommen war, hatten sich fast alle Wolken verzogen und die Abendsonne spiegelte sich auf dem See. Mein Herz war überwältigt von dieser Schönheit und dem Geschenk, das Jesus mir machte. Als ich ein paar Schritte am See entlangging, sagte ich Jesus, ich hätte so gern einen Blumenstrauß, doch er könne mir ja leider keinen geben. Als ich um die Ecke bog, sah ich, wie die Abendsonne durch ein riesiges Feld von rosafarbenen Blumen schien, die aussahen wie Orchideen. Mir kamen die Tränen, und ich sagte zu Jesus: „Das ist der größte Blumenstrauß, den je eine Frau bekommen hat!“ Auf dem Weg nach Hause schien am Himmel der Vollmond. Das war ein solch schönes Bild und ich war so erfüllt – beschenkt von Jesu Überraschungen.

Besser als Gräfin sein

Die Geschichte von Ruth stammt  aus dem christlichen Frauenmagazin Lydia (2/2011).
Die aktuellen Ausgaben können Sie auf lydia.net oder im ERF Shop bestellen (s.u.).
Wir danken dem Verlag Gerth Medien für die freundliche Genehmigung zur Veröffentlichung! (Bild: Gerth Medien/ Lydia)

Ich liebe es, an Sommerabenden spazieren zu gehen. An jenem Abend sah ich mir die Wolkenbilder an. Sie waren orange untermalt von der untergehenden Sonne. Und dann entdeckte ich etwas, das ich noch nie gesehen hatte: Eine Wolke war wie ein großer Ring geformt. Während ich über dieses Bild staunte, sagte Jesus innerlich zu mir: „Ich will mich auf ewig mit dir vermählen!“ Mir fehlten die Worte! Kurze Zeit später war der Wolkenring verschwunden. Was für eine Wertschätzung und Liebe, die mir Jesus entgegenbringt, und was für eine Verheißung!

So erlebe ich fast täglich Geschenke von Jesus als Zeichen seiner Liebe zu mir. Wir sind auch ständig innerlich im Gespräch, so wie in einer echten Beziehung. Ich kann nur sagen: Ich möchte nicht mehr tauschen mit einer menschlichen Beziehung. Das ist so viel größer! Wenn ich darüber nachdenke, welche Wege ich gegangen bin, um den Mann fürs Leben zu finden, und wie viele Jahre der Sehnsucht und Verletzungen hinter mir liegen, so fühle ich mich mehr als entschädigt. Die ganze Warterei hat sich gelohnt. Und selbst dass ich keine Gräfin geworden bin, ist nicht schlimm. Denn warum sollte ich Gräfin sein, wenn ich eine Königin bin?!

Mir ist es mittlerweile ein solches Herzensanliegen, Frauen zu erzählen, wie wertvoll sie in Jesu Augen sind. Und das gilt nicht nur für Single-Frauen! Auch die verheirateten Frauen dürfen wissen, dass sie mit ihrer ganzen Sehnsucht bei Jesus ankommen dürfen. Er will ihnen sagen, wie schön und wie wertgeschätzt sie sind. Besonders in Zeiten, wenn es in der Beziehung zum Partner schwierig wird, ist es so wichtig, zu wissen, dass Jesus die tiefste Sehnsucht stillt, die Sehnsucht nach Liebe und Wertschätzung.

Lesen Sie zum Thema auch das Interview "Ohne Partner glücklich sein" mit Ruth und Elke, einer weiteren Single-Frau.

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Kommentare (1)

Judith /

Wirklich schön!!
Alles echt.
Kein Zweifel.

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