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© fotandy / fotolia

23.12.2015 / Filmtipp / Lesezeit: ~ 4 min

Autor/-in: Martin Mandt

Weihnachtsfilm-Horror?

Unser Filmspezialist Martin Mandt empfiehlt die drei sehenswertesten Filme

Um zwei Dinge vorweg zu nehmen: Erstens musste ich feststellen, dass es zwar Weihnachtsfilme wie Sand am Meer gibt, aber kaum ein vernünftiger ist dabei.  Eigentlich wollte ich ein Ranking von fünf Filmen aufstellen, musste mich aber ernüchternd auf drei beschränken. Zweitens: Mein persönlicher Lieblings-Weihnachtsfilm hat wenig mit Weihnachten zu tun. Er spielt schlicht im Winter und endet an Weihnachten.

Die Katastrophe zum Fest

Aber damit sind wir schon beim zuvor genannten Problem: In den mannigfaltig verfügbaren Weihnachtsfilmen geht’s um Weihnachtsmänner, Santa Claus, irgendwelche Miesmacher oder einfach nur um Geschenke. Oft sind es auch simple Liebesgeschichten oder Actionstreifen, die am Weihnachtsfest angesiedelt sind. Da darf es dann auf prall geschmückte Weihnachtsbäume schneien, die gern auch mal in die Luft fliegen.

Es herrscht reges Treiben, wobei entweder das Eigenheim oder die Shopping-Mall verwüstet wird, man vergisst den Sohn mit in den Urlaub zu nehmen – und Weihnachten verkommt entweder zum Fest des internationalen Einzelhandels, zum 0-8/15-Actioner oder zur Slapstick-Komödie bzw. zur ultimativen Gefühlsduselei. Solche Filme können durchaus gut sein – wie zum Beispiel die Reihe „Stirb Langsam“, „Tatsächlich … Liebe“ oder „Kevin allein zu Haus“ – aber sind das gute Weihnachts-Filme? Das klingt für mich eher nach „Oh je, Du Fröhliche...“

Weihnachten spielt an Weihnachten keine Rolle mehr

Tatsächlich gibt es hauptsächlich solche Weihnachtsfilme. Und während sich vor allem in den USA aber natürlich auch in Europa niemand daran zu stören scheint, dass sich die meisten dieser Filme ähneln, wie die Schoko-Weihnachtsmänner im Supermarkt, gibt es kaum gute Filme über das echte, biblische Weihnachten oder zumindest angelehnte Themen. Das echte Weihnachten, die Geburt Christi, wird oft als Anfangsepisode in einer Lebensgeschichte über Jesus „abgehandelt“, ohne dem inhaltsreichen Plot selbst einmal erzählerisches Format zu geben und daraus einen guten Film zu machen.

Was mich zu meinem Platz 3 führt: „Es begab sich aber zu der Zeit“ (2006)

In „Es begab sich aber zu der Zeit“ wird die biblische Weihnachtsgeschichte aus Sicht von Maria erzählt. Er wirkt trotz manch erzählerischer Freiheit authentisch, schon durch die Besetzung: Die australisch-neuseeländische Schauspielerin Keisha Castle-Hughes war zum Dreh-Zeitpunkt 17 Jahre alt und tatsächlich selbst schwanger. Authentischer geht’s kaum – auch wenn diese Tatsache seinerzeit für große Diskussionen sorgte. Was diesen Film aber ausmacht, ist die Atmosphäre: die hat für mich ‘rübergebracht, wie es wohl gewesen ist, als minderjährige Verlobte schwanger  zu sein und von der Umwelt vorverurteilt zu werden – in der Gewissheit, dass Gott hier tatsächlich im Verborgenen handelt. Schön ist auch, dass „Es begab sich aber zu der Zeit“ Weihnachten nicht zu sehr verklärt und verkitscht – obwohl sich vermutlich kein Film davon freimachen kann, dies bei der biblischen Weihnachtsgeschichte zu tun – und sei es nur Ansatzweise.

So richtig kitschig und zwischen unheimlich und niedlich rangierend ist...

 
Der Trailer zum FIlm, leider nur in Englisch verfügbar.

Platz 2 „Eine Weihnachtsgeschichte“ (1993 und 2009).

Ich empfehle gleich zwei gelungene Verfilmungen von „Eine Weihnachtsgeschichte“ um den Geizkragen Ebenezer Scrooge: Zum einen den in 3D animierten Film „Disney’s: Eine Weihnachtsgeschichte“ (2009) und aus dem gleichen Verleih-Hause „Die Muppets-Weihnachtsgeschichte“ (1993).

In beiden Filmen führt eine alptraumhafte Nacht den Geizkragen Scrooge zur Weihnacht der Vergangenheit, der Zukunft und der Gegenwart, um ihm zu verdeutlichen, dass für ihn dringend ein Charakterwechsel ansteht! Die Muppet-Version ist für die ganze Familie, die 3D Animation empfehle ich nicht unter 11 Jahren, da manche Darstellungen doch ziemlich gruselig sein können. Trotzdem transportiert die Geschichte (in beiden Filmen), dass sich Geiz nicht lohnt und sich rächen wird. Dass Weihnachten ein Fest der Liebe sein soll und dass Egoismus und Verachtung hier keinen Platz haben wird auch vermittelt. Ein Highlight in der Muppet-Version sind die beiden Alten aus der Muppets-Show: Waldorf und Stetler sind als Geister und ehemalige Kumpanen von Scrooge nicht gruselig, aber irre witzig!

 

Auf Platz 1 nun mein ganz besonderes Highlight: „Ist das Leben nicht schön?“ (1946)

James Stewart spielt in „Ist das Leben nicht schön?“ einen Mann, der nach einer Fast-Pleite seiner Firma, die armen Menschen mit günstigen Krediten zu Eigenheimen verhilft, keinen Sinn mehr im Leben sieht und sich umbringen will. Davon hält ihn ein Engel ohne Flügel ab, der ihm zeigt, wie die Welt aussähe, wenn er nie geboren worden wäre.

Infobox:
Wikipedia ist ein nicht enden wollender Quell für wichtiges aber auch unnützes Wissen. Darunter fallen zum Beispiel die Infoseiten, die eine »Liste von Weihnachtsfilmen« birgt. Durchaus interessant kann es werden, wenn man sich über einen bestimmten Film informieren möchte, zum Beispiel meine drei genannten und empfohlenen Filme:
Ist das Leben nicht schön“,
Die Muppets-Weihnachtegeschichte (1993)“,
Eine Weihnachtegeschichte (2009)“,
und „Es begab sich aber zu der Zeit“.

Das Schöne an dieser Geschichte ist die Sicht, dass ein kleines Leben doch viel bewirken kann. Die alten SW-Filme stecken noch voller Glauben und vermitteln noch Werte, die in modernen Filmen meist abhandengekommen ist. Das Ausbeuten der Menschen, wenn nur noch Profit zählt, was Gier und Geiz aus Menschen und deren Umgebung macht, das zeigt dieser Film plakativ. Aber er zeigt auch, dass es wichtig ist, sich dagegen zu stellen – selbst wenn es als „kleiner Mann“ gegen die vermeintlich Großen geht, wie David gegen Goliath. Auch wenn die liebenswürdige Naivität des Films immer weiter richtig Sentimentalität schwebt, bleibt das gute Gefühl, dass die Menschen doch noch zu guten Taten fähig sind – das galt 1946 und das gilt bis heute!

 

Diese drei (resp. vier) Filme vereint, dass sie gute Werte vermitteln. Darum ist es gar nicht so wichtig, dass sie  jedes Jahr an Weihnachten gezeigt werden. Wichtig ist, dass der Funke auf die Zuschauer überspringt und sie von diesen kleinen Meisterwerken etwas mit in den Alltag nehmen. Filme sind der Spiegel der Gesellschaft – warum nicht einmal umgekehrt!? 

 

 Martin Mandt

Martin Mandt

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Kommentare (2)

Kornelia R. /

Hi,ich war sehr gespannt, welche Filme ausgewählt wurden. Mein Lieblingsfilm ist:
"Es begab sich aber zu der Zeit".Authentisch finde ich die Szene, wenn Josef sieht, dass Maria schwanger ist. Das mehr

Martin M. /

Lieber Martin Mandt,
Wir als Familie schauen jedes Jahr zu Weihnachten den Film: "Der Weihnachtsmuffel" aus dem Jahr 2009. Der Film erzählt das Auf und Ab beim Einüben eines Weihnachtsanspiels einer mehr

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