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© Sony Pictures

24.03.2016 / Eine Filmrezension / Lesezeit: ~ 3 min

Autor/-in: Martin Mandt

„Auferstanden“

Die Auferstehung von Jesus aus der Sicht eines Römers

Der römische Tribun Clavius sieht, wie Jesus am Kreuz hängt. Er veranlasst den Hieb in die Seite und gibt den Befehl, Jesus die Beine zu brechen, verhindert dies aber dann doch, weil Jesus bereits gestorben ist. Er sieht, wie Joseph von Arimathäa ihn von dem Folterwerkzeug löst und hilft, den Stein vor die Grabhöhle zu rollen. Er lässt das Grab versiegeln und Wachen davor aufstellen, weil Pontius Pilatus und der Hohe Rat der Juden Angst haben, dass die Jünger den Leichnam stehlen könnten, um zu behaupten, Jesus sei nicht tot.

Doch das unmögliche passiert. Der Leichnam ist weg, die starken Seile, die das Grab sichern sollten, sind nicht zerschnitten, sie sind gerissen. Darauf hin wird der Tribun beauftragt, die Leiche zu finden, bevor die Verwesung zu stark ist und damit eine Legende geboren ist, der die Staatsmacht der Römer machtlos gegenüber steht. Mit einigen Soldaten und dem jungen Emporkömmling Lucius macht er sich fast siegessicher auf den Weg, zuerst die junger zu suchen, um so an den toten Jesus zu kommen. Als er die Jünger findet und in das Versteck eindringt, macht er eine unglaubliche Entdeckung…

Sorgsame Erzählung mit fiktiven Elementen

„Auferstanden“ erzählt die Auferstehung konsequent aus der Sicht des Römers, der nicht verstehen kann, dass ein Volk nur einen Gott haben kann, den man dazu noch nicht einmal sieht. Der Film flicht den Römer in die Geschehnisse ein, die man aus der Bibel kennt uns schmückt sie ein wenig aus.

Dabei fällt die Sorgsamkeit auf, mit der der Stoff behandelt wird. Die Geschichte wird nie zynisch, verulkt niemanden und verzerrt auch nicht die Schilderungen der Bibel. Im Gegenteil: Der fiktive Tribun wird unfreiwillig zum Zeugen für den Angeklagten – er wird sogar zu einem Jünger dieses Rabbis, den er so verzweifelt als Leiche gesucht und als lebenden Beweis für eine unglaubliche Lehre gefunden hat.

Vom Saulus zum Paulus

Der römische Tribun Clavius wird somit zu einer Art früher Paulus, der noch vor der Himmelfahrt als Verfolger geläutert wird und zum glühenden Verkündiger umkehrt, der sein altes Leben nicht mehr weiterleben kann, weil er dem auferstandenen Jesus begegnet ist.

Obwohl der Film keinen Anspruch hat, missionarisch zu sein, ist er genau das. Er zeigt in nüchternen Bildern was passiert, wenn ein Ungläubiger eine Erfahrung macht, die ihm niemand abkauft, weil sie so unglaublich erscheint. Letztlich schildert der Film das, was auch heute noch geschieht, wenn Menschen Jesus begegnen und – davon überwältigt – ihr Leben umkrempeln, auch wenn heute niemand mehr Jesus begegnet, wie er mit Freunden zu Tisch sitzt.

Nicht kitschig, kein moralischer Zeigefinger 

Die gute Besetzung und eine gute Regie helfen diesem Film auf die richtige Spur. Die Darsteller sind glaubhaft, das Script nicht triefend kitschig, wie bei anderen modernen Beispielen der Darstellung von Jesus-Geschichten und es wird auch nicht so bedeutungsschwanger dahergeredet. Regisseur Kevin Reynolds („Robin Hood: König der Diebe“; „Waterworld“) hat auch am Drehbuch mitgewirkt: Es konzentriert sich darauf, eine gute Geschichte zu erzählen und will nicht mit aller Gewalt auf die historische Bedeutung zeigen. Das tut die Geschichte schon selbst und das sieht man dem Film letztlich an.

Joseph Fiennes, der 2003 schon die Hauptrolle in „Luther“ tritt hier als selbstbewusster Tribun auf, der eine römische Karriere vor sich hat. Seine Wandlung vom Saulus zum Paulus spiegelt sich in seiner Mimik und seinem Spiel. Ihm an die Seite gestellt wurde Tom Felton, der als Fiesling „Draco Malfoy“, ein Mitschüler von Harry Potter bekannt wurde. Der Neuseeländer Cliff Curtis („Colombiana“, „Stirb Langsam 4.0“) überzeugt als Jesus.

Thematische Auseinandersetzung ab 15 Jahren

Die FSK gibt den Film ab 12 frei, allerdings glaube ich, dass vor allem die Szenen rund um die Kreuzigung am Anfang nichts für solch junge Zuschauer sind. Wieder mal zeigt sich, dass die grobkörnige Alterseinteilung in Deutschland an der Realität vorbei geht. Ich rate dazu, den Film nicht unter 15 Jahren anzuschauen. Allen ab 16 empfehle ich „Auferstanden“ ausdrücklich, schon um sich mit der Position des Clavius und seiner Entscheidung auseinanderzusetzen.

Spaß:   ✓✓✓✓
Action:   ✓✓✓
Gefühl:   ✓✓✓✓
Anspruch:   ✓✓✓✓✓
Aussage:   ✓✓✓✓✓
Note:   1-

 

 
 
 
 
 
 
 
 
 

 

 Martin Mandt

Martin Mandt

  |  Redakteur (✝)

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