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19.11.2011 / Totensonntag / Lesezeit: ~ 2 min

Autor/-in: Hanna Willhelm

Als Familie gemeinsam trauern

Wie können Eltern mit ihren Kindern den Verlust eines Angehörigen bewusst verarbeiten? Ein Kalender bietet Hilfe für diesen Prozess.

Stirbt ein Familienmitglied, herrscht neben der Trauer oft Ratlosigkeit. Die Kinder sind verwirrt, weil Mama und Papa weinen. Die Eltern sind unsicher, wie sie mit ihren Kindern über den Tod reden sollen. Sicher: Auf der Beerdigung erfährt man durch die Anteilnahme von Freunden und Verwandten Trost und Unterstützung. Doch danach gehen viele aus Unbeholfenheit zur Tagesordnung über. Kaum einer redet noch über den Verlust und was er auslöst. Das ist schade. Denn gerade in einer bewusst gestalteten, längeren Zeit der Trauer liegt die Chance, den Tod eines Angehörigen als Familie gemeinsam zu verarbeiten und neu zusammenzuwachsen.

Der Familientrauerkalender von Mechtild Schroeter-Rupieper ermutigt Eltern und Kinder, diesen Prozess über ein Jahr hinweg anzugehen. Die Trauerbegleiterin hat dazu für jeden Monat eine Geschichte oder einen Gedankenanstoß und eine Aktivität zusammengestellt. Im Februar bäckt die Familie Kekse, auf die jeder mit Lebensmittelfarbe die Mimik aufmalt, die seiner Gefühlslage entspricht.

Im August wird für den Verstorbenen aus dem Urlaub ein Andenken mitgebracht und am Grab abgelegt. Zu Weihnachten schneidet man nach der Tradition der Familie Bonhoeffer einen Zweig vom Tannenbaum ab und bringt ihn auf den Friedhof usw.. Die dazugehörigen Texte laden ein, über die eigenen Gefühle zu sprechen oder darüber nachzudenken, warum zum Leben auch die dunklen Tage gehören.

Stärken des Kalenders

Gemeinsam trauern, gemeinsam leben
Gemeinsam trauern – gemeinsam leben. Der Familientrauerkalender
Mechthild Schroeter-Rupieper
Patmos Verlag
ISBN: 978-3-8436-0620-2
9,99 €

Die monatlich gestalteten Seiten helfen, passend zur Jahreszeit den Trauerprozess anzustoßen und zu gestalten. Da es sich um einen immerwährenden Kalender handelt, kann er bei Bedarf über mehrere Jahre verwendet werden. Die praktischen Tipps lassen Eltern mit ihren Kindern über den Tod ins Gespräch kommen, ohne dass es aufgesetzt wirkt. So bleibt keiner mit seiner Trauer alleine oder verdrängt sie gar. Ein besonderes Plus besteht darin, dass die Aktionen immer wieder zum Nachdenken anregen, was der einzelne am Verstorbenen geschätzt hat. Das bewahrt das Andenken an die Person auf liebevolle Art und Weise.

Schwächen des Kalenders

Der Kalender spricht die knifflige Frage, wie es nach dem Tod weitergeht an und ermutigt jeden, seine Meinung dazu zu sagen. Insgesamt wird die Familie mit diesen zentralen Punkten aber alleine gelassen. Vereinzelt kommt der christliche Glaube zwar ins Spiel, aber so unbestimmt, dass jeder auf seine eigenen Überlegungen und Spekulationen zurückgeworfen wird. Das ist bedauerlich, stellt der herausgebende Verlag in seinem Programm doch ausdrücklich seinen Bezug zum katholischen Glauben und zur Religionspädagogik her.

Darüber hinaus sind manche der Formulierungen und Ausführungen für Kinder im Grundschulalter zu schwer. Für Eltern fehlt außerdem eine Informationsseite, auf der sie grundsätzliche Tipps bekommen, wie sie altersgemäß mit ihren Kindern über den Tod sprechen können.

Fazit

Um sich wirklich intensiv mit Fragen um den Tod auseinanderzusetzen und kindgemäße Antworten zu finden, reicht der Trauerfamilienkalender nicht aus. Dazu braucht es weiterführende Literatur. Wenn man seinen Kindern außerdem die christliche Perspektive und die Hoffnung auf ein ewiges Leben vermitteln möchte, ist der Kalender wegen der religiösen Indifferenz nicht unbedingt geeignet. Ist man jedoch auf der Suche nach praktischen Tipps für die Gestaltung des Trauerprozesses, ist „Gemeinsam trauern – gemeinsam leben“ eine gute Fundgrube.

 

 Hanna Willhelm

Hanna Willhelm

  |  Redakteurin

Hanna Willhelm ist Theologin und Redakteurin im Bereich Radio und Online. Sie ist fasziniert von der Tiefe biblischer Texte und ihrer Relevanz für den Alltag. Zusammen mit ihrer Familie lebt die gebürtige Badenerin heute in Wetzlar und hat dabei entdeckt, dass auch Mittelhessen ein schönes Fleckchen Erde ist.

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