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© Alexa Mazzarello / unsplash.com

09.11.2018 / Zum Schwerpunktthema / Lesezeit: ~ 4 min

Autor/-in: Annabel Breitkreuz

Von Wundern und Zeichen

Welche Rolle sollte der Heilige Geist in meinem Leben spielen? Tobias Schöll gibt Antworten.

Tobias Schöll (Foto: privat)
Tobias Schöll (Foto: privat)

Kann eigentlich jeder Christ etwas Übernatürliches mit dem Heiligen Geist erleben? „Ja“, meint Tobias Schöll, Jugendevangelist bei Friends und Gemeindeprojektreferent im Christus Treff Berlin. Er ist davon überzeugt: Der Heilige Geist spielt eine entscheidende Rolle in der Gottesbeziehung. Im Interview ermutigt der Theologe dazu, eigene Erfahrungen zu sammeln.


ERF: Warum liegt dir das Thema Heiliger Geist so am Herzen?

Tobias Schöll: Das Wirken des Heiligen Geistes ist ein Ausdruck der Liebe Gottes und vertieft unsere Beziehung zu Gott. Wir sprechen oder lesen so oft von dieser Liebe, aber erleben wir sie auch als etwas Reales in unserem Leben? Der Heilige Geist bewirkt, dass Gottes Liebe erfahrbar wird: körperlich, seelisch, durch Gedanken oder eine Prophetie. Das finde ich so faszinierend! Außerdem könnten wir ohne den Heiligen Geist den Auftrag Jesu an uns gar nicht ausüben. Das heißt, Jesus trägt uns Dinge auf, die wir nur durch den Heiligen Geist tun können. Zum Beispiel sendet er die zwölf Jünger aus, um zu predigen und Dämonen auszutreiben (vgl. Markus 3,14-15).

Der Heilige Geist bewirkt, dass Gottes Liebe erfahrbar wird: körperlich, seelisch, durch Gedanken oder eine Prophetie. Das finde ich so faszinierend! – Tobias Schöll


ERF: Ich beobachte oft Zurückhaltung bei diesem Thema, warum?

Tobias Schöll: Es gibt genug Gründe, einige kenne ich auch aus meinem eigenen Leben: Vielleicht habe ich Angst davor, mich mit der übernatürlichen Seite Gottes zu beschäftigen oder ich glaube, dass ich die Begabung dazu nicht habe und überlasse es lieber anderen. Viele haben leider auch negative Erfahrungen in dem Bereich gemacht. Außerdem fällt es uns generell leichter, an einen gekreuzigten Jesus zu glauben, als an einen Auferstandenen. Wir brauchen jedoch beides: Karfreitag und Ostern, Tod und Auferstehung. Jesus ist nicht nur der Gestorbene, sondern auch der Sieger und Befreier. Jesus vergibt nicht nur unsere Schuld, sondern kann uns zum Beispiel auch körperlich heilen und seine Herrschaft so unter uns sichtbar machen.


ERF: Was war deine erste Erfahrung mit dem Heiligen Geist?

Tobias Schöll: Ich bin in einer tollen Landeskirche aufgewachsen, in der das Wort Heiliger Geist allerdings nur im Glaubensbekenntnis vorkam. Mein Schlüsselerlebnis mit dem Heiligen Geist hatte ich, als ich einen Jugendgottesdienst besuchte und dort eine überwältigende Liebeserfahrung mit Jesus hatte. Ich wusste zwar schon immer, dass Jesus mich liebt, aber ich hatte es bis dahin noch nie so lebensverändernd gespürt. Der Heilige Geist befähigte mich dazu, diese Liebe emotional und körperlich wahrzunehmen. Danach war mir klar: Ich möchte mehr davon erleben. Ich will nicht nur über den Heiligen Geist lesen oder von ihm hören – ich will ihn selbst erleben. Doch bis ich wirklich praktisch wurde, hat es 10 Jahre gedauert. Heute weiß ich aber auch, dass es nicht bloß um mein Erleben geht, sondern darum, anderen in der Kraft des Heiligen Geistes zu dienen.


ERF: Du betest unter anderem auch auf der Straße für fremde Menschen um eine übernatürliche Heilung. Wie gehst du damit um, wenn die Person nicht geheilt wird?

Tobias Schöll: Inzwischen bin ich dabei entspannt, aber auch das musste ich lernen. Mir hilft es, zu wissen, dass es hier nicht um mich geht. Es ist nicht mein Erfolg, wenn jemand geheilt wird. Erfolg ist für mich, dass ich überhaupt ein Gebet angeboten habe, weil ich damit Gott treu bin und seine Liebe widerspiegeln kann. Ich liebe es, wenn Heilung geschieht, habe aber meistens auch keine Antwort darauf, warum es nicht immer passiert. Das schützt mich aber davor, irgendwelche Regeln aufzustellen. Ich kann eben nicht sagen, wie es funktioniert und das ist gut so! Heilung ist nämlich absolut keine Funktion, sondern ein Liebesgeschehen zwischen Gott und der Welt. Dabei wird es immer ein Stückchen Geheimnis bleiben, weil Gott absolut souverän handelt.

Heilung ist nämlich absolut keine Funktion, sondern ein Liebesgeschehen zwischen Gott und der Welt. Dabei wird es immer ein Stückchen Geheimnis bleiben, weil Gott absolut souverän handelt. – Tobias Schöll


ERF: Wie kann ich eine erste Erfahrung mit dem Heiligen Geist machen?

Tobias Schöll: Ein erster Schritt kann sein, sich in einer Gebetshaltung hinzustellen, den Heiligen Geist einzuladen und einfach mal zu schauen, was dann passiert. Es könnten die langweiligsten fünf Minuten deines Lebens werden oder aber die Intensivsten. Das liegt nicht in deiner Hand! Vielleicht wirst du eine neue Seite von Gott kennenlernen. Suche dir deshalb einen Kontext, in denen diese Dimension des Glaubens gelebt werden. Tausche dich über dein Erlebtes aus und lass dir dabei helfen, es theologisch einzusortieren. Ich bin mir sicher, es wird deine Beziehung zu Gott stärken.


ERF: Vielen Dank für das Gespräch.


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 Annabel Breitkreuz

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