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© Gayatri Malhotra / unsplash.com

18.06.2021 / Andacht / Lesezeit: ~ 3 min

Autor/-in: Heike Knauff-Oliver

Solidarität ist stärker als jede Diktatur

Egal wo und wem wir uns verbunden fühlen, Solidarität überwindet Grenzen.

Freuet euch mit den Fröhlichen und weint mit den Weinenden (Römer 12,15).

Please Pray for us! – Bitte betet für uns!

Steht in großen Buchstaben auf dem Schild, das Miss Myanmar 2021 in die Kamera hält. Eine mutige Aktion, die wie ein Hilfeschrei an die Welt klingt. „Vergesst uns nicht!“, schreiben meine Freunde aus Myanmar im Internet. Sie leiden unter der Gewalt der Militärs, die sich im Februar dieses Jahres an die Macht geputscht haben: rohe Gewalt mit Fäusten und Waffen, Festnahmen, Folter und Gefängnis derer die sich den Putschisten entgegen stellen. Die vom Volk gewählte Aung San Suu Kyi und ihre Mitstreiter eingesperrt: „Keine Gewalt!“, appelliert die Nobelpreisträgerin vor ihrer Festnahme an ihre Anhänger die für ihr Recht, Freiheit und Demokratie im Land weiter eintreten.

Im Februar, haben die internationalen Medien einige Tage über den radikalen Putsch berichtet – nun schweigen sie. Die Bevölkerung fühlt sich vergessen und verlassen von der Welt.

Myanmar ist uns mehr unter der kolonialen Bezeichnung „Birma“ oder „Burma“ bekannt. Mehrmals war ich dort und habe einige wunderbare Monate mit den Menschen im Land der Goldenen Pagoden am großen Irrawaddy-Fluß verbracht. Jetzt, wo ich die Bilder der Zerstörung und Gewalt sehe, dieses große Leid, könnte ich weinen.

Erst vor zehn Jahren bewirkten Reformen die Öffnung zur westlichen Welt, sie brachten mehr Frieden und Freiheit. Dennoch trauten viele, besonders die Christen, der Regierung nicht. Zu sehr hatten sie unter der fast sechzigjährigen Militärdiktatur gelitten. Sie wurden als Störenfriede offiziell verfolgt. Christlich geprägte ethnische Stämme erfuhren viel Leid. Armut und Verfolgung und gar Tod, waren die Menschen ausgesetzt. Aber niemals zögerten sie, sich zu ihrem Glauben zu bekennen. Nur eine kleine Minderheit von Christen leben im stark vom Buddhismus geprägten Vielvölkerstaat.

Erstes großes Treffen von Christen

Bei dem ersten großen Treffen von Gläubigen im November 2014, wollte ich dabei sein und der Welt darüber berichten. 500 Jahre Evangelisierung wurde groß gefeiert. Eigentlich wäre das Jubiläum schon in 2011 gewesen, aber die politischen Umstände im Land ließen das nicht zu. Ein offizielles Treffen von Christen war zu unsicher. Nun wagten es 45 000 Christen.  Sie nahmen mehrere Tagereisen auf sich um beim großen Jubiläum in der Hauptstadt Yangon dabei zu sein. Drei Tage sangen, beteten, lobten und dankten sie Gott.

„Im neuen Myanmar ist kein Platz für Hass“, so überschrieb ich den Artikel zu diesem vielversprechenden Treffen. Der große Festgottesdienst am Sonntagmorgen war im Fußballstadion. Viele Gläubige in traditionellen Gewändern verharrten stundenlang in der heißen Sonne und warteten auf das Abendmahl. Der Bischof von Bangkok, ein Kardinal aus Indien sowie Oberhäupter der buddhistischen und hinduistischen Religionen und Staatsoberhäupter von Myanmar waren Ehrengäste.

Die großen Träume der Christen von einem künftigen Myanmar gründeten auf Gerechtigkeit, Frieden und Geschwisterlichkeit.

An diesem Sonntagmorgen in Yangon setzten die Christen Myanmars ein Zeichen dafür, dass Glaube, Hoffnung und Liebe auch lange Jahre der Diktatur überwinden helfen. Auf Reisen in Länder wie diesem wird mir besonders bewusst, wie wichtig die politische und verbindende Kraft des Evangeliums von Jesus Christus ist, um allen Menschen ein menschenwürdiges, lebenswertes Leben in Friede und Glück zu schenken, bei dem niemand ausgeschlossen bleibt.

Egal wo und wem wir uns verbunden fühlen, Solidarität überwindet Grenzen. Myanmar zählt zu den ärmsten Ländern der Welt und braucht die Hilfe der Welt. Heute mehr denn je brauchen die Menschen Solidaritätsbekundungen. Ich fühle mich ihnen verbunden. Drei Finger sind das Zeichen für Solidarität für Freiheit und Demokratie in Myanmar. Ich sende ihnen gefaltete Hände. Online – wenn die Militärs nicht gerade wieder die Verbindung einfach gekappt haben – zeige ich meinen Freunden so, dass ich im Gebet an sie denke.

 Heike Knauff-Oliver

Heike Knauff-Oliver

  |  Freie Mitarbeiterin

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Kommentare (1)

Emelie /

Super Text. Ich kann sie voll und ganz nachvollziehen ❤️❤️❤️❤️

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