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07.11.2018 / Zum Schwerpunktthema / Lesezeit: ~ 5 min

Autor/-in: Tanja Rinsland

Jesus hat eine Stimme

Redakteur Kai Rinsland ist schon viele Jahre Christ. Eine Lebenskrise stellt seine Vorstellung von Gott vollkommen auf den Kopf.

Kai Rinsland, Redakteur bei ERF Medien, war schon viele Jahre Christ, als er in sich eine Sehnsucht nach „mehr“ entdeckte. Die Beziehung zu Gott war alltäglich geworden. Eine Lebenskrise stellte seine Vorstellung von Gott auf den Kopf.
 

ERF: Kai, du bist als Jugendlicher zum Glauben gekommen. Darauf folgte ein typisch christlicher Lebenslauf: Jugendkreis, Bibelschule, später sogar ein Job bei einem christlichen Arbeitgeber. Trotzdem warst du irgendwann mit deinem Glauben unzufrieden. Warum?

Kai Rinsland: Mit der Zeit stellte ich fest, dass mein Glauben routiniert und alltäglich geworden war. Langeweile stellte sich ein. Nach dem Motto: „Die Sache mit Gott hab‘ ich gecheckt, sogar studiert, da kommt wohl nichts mehr?“

Mit der Zeit stellte ich fest, dass mein Glauben routiniert und alltäglich geworden war.

ERF: Was hat dich aus dieser Langeweile aufgeschreckt?

Kai Rinsland: Ich geriet in eine Krise. Und die war so grundlegend, dass sie alles in meinem Leben in Frage stellte, auch meinen Glauben. Er reduzierte sich auf ein „Es gibt Gott“, alles andere war weg. Und ich begann, nach irgendwas zu suchen, das trägt. Ich glaube, ich habe einfach um Hilfe geschrien.
 

ERF: Gab es eine Antwort?

Kai Rinsland: Es war spannend: Es ist nicht etwa das passiert, was ich kannte, dass ich also Trost durch einen Bibelvers oder einen Gottesdienst erlebte. Gott selbst ist mir begegnet. Das hatte ich nicht erwartet.
 

ERF: Wie sah diese Begegnung aus?

Kai Rinsland: Es gab viele Erlebnisse. Ich erinnere mich an eine Situation, in der ich sehr traurig war. Ich ging spazieren und spürte, wie die Fragen in mir immer lauter wurden. Ich blieb auf dem Feldweg stehen, schaute in den Himmel und klagte Gott an: „Warum?“ Und er antwortete mir, allerdings nicht mit Worten. Da war plötzlich in mir ein Gefühl, erst so klein wie ein Tropfen. Doch es breitete sich in mir aus, bis ich komplett gefüllt war von dieser Gegenwart. Wie ein Ballon, der mit Luft aufgepustet wird.

Das war gruselig – und gleichzeitig habe ich verstanden, dass Gott mir sagen wollte: „Mein Geist lebt in dir. So wie du dich jetzt ausgefüllt fühlst, so bin ich in dir.“ Und ich wusste auf einmal, dass Jesus da ist. Und dass die Tränen, die ich auf meiner Haut spürte, auch über sein Gesicht liefen. Das war existenziell. Meine Tränen sind auch seine Tränen. Ich hatte keine Antwort auf mein „Warum?“ Aber ich wusste: Ich bin nicht allein.

Ich wusste auf einmal, dass Jesus da ist. Und dass die Tränen, die ich auf meiner Haut spürte, auch über sein Gesicht liefen. Das war existenziell. Meine Tränen sind auch seine Tränen.

ERF: Eine krasse Erfahrung. Was macht dich sicher, dass es keine Einbildung war?

Kai Rinsland: Oberflächlich betrachtet könnte man behaupten, dass ich nach Strohhalmen gegriffen habe. Doch ich konnte diesen Trost nicht als emotionalen Ausrutscher abtun. Ich habe mich dann ins Thema eingelesen: Was sagt die Bibel dazu? Wie kann ich Gott erfahren? Und ich bin auf den Vers gestoßen, wo Jesus sagt: „Meine Schafe hören meine Stimme.“ (Johannes 10,27) Und ich dachte: „Spannend. Gott hat eine Stimme?“

Ich habe verstanden, dass ich nicht sofort Antworten auf meine Lebenskrise finden würde. Aber dass Gott mir anders Gutes tun wollte. Und entschied mich: Vielleicht wird es irgendwann besser. Aber jetzt muss ich die Krise zulassen und aufhören, dagegen zu strampeln und zu zetern. Ich habe erkannt, dass Gott anders ist. Er bleibt der Übernatürliche, der Geheimnisvolle, der nicht Beeinflussbare – aber gleichzeitig der zutiefst sich Kümmernde.
 

ERF: Erlebst du immer noch Gottes Reden?

Kai Rinsland: Mir ist wichtig geworden, dass Gottes Sprechen nicht unbedingt auf spektakuläre Weise passiert. Manches habe ich auch nicht erlebt, zum Beispiel diese sprichwörtlichen Zettel vom Himmel. Andere berichten davon, dass sie auf übernatürliche Weise plötzlich wussten: „Genau das soll ich jetzt tun.“ Das hätte ich mir manchmal gewünscht, ist aber nicht passiert. Doch schon vor dieser Krise habe ich Gott oft in der Musik erlebt. Ich glaube, Musik ist einer der wichtigsten Kanäle, durch die er zu mir spricht.
 

ERF: Musik ist für viele Menschen etwas, das sie emotional abholt. Ist es trotzdem etwas Übernatürliches für dich, wenn dich ein Lied geistlich bewegt?

Kai Rinsland: Der französische Schriftstelle Victor Hugo hat es mal so formuliert: „Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber zu schweigen unmöglich ist.“ Ich glaube, Musik ist eine Sprache, die Gott nutzt, um Menschen ins Herz zu sprechen. Er könnte auch auf Hochdeutsch mit uns sprechen oder in Lutherbibeldeutsch.

Doch manchmal redet er zu uns ohne Worte. Und ja, darin steckt auch eine Gefahr. Man kann sich als Hörer in emotionaler Musik verlieren oder als Interpret auf der Bühne Gefühle provozieren. Musik lässt sich missbrauchen. Aber das ist mit jeder Form der Kommunikation so. Gott gebraucht sie trotzdem.

Musik ist eine Sprache, die Gott nutzt, um Menschen ins Herz zu sprechen.

ERF: Doch wie unterscheidet man zwischen Gefühlen und Gottes Reden?

Kai Rinsland: Es geht zum einen darum zu prüfen: War das Gott oder nur ein flüchtiger, emotionaler Moment? Ich denke, wenn Gott uns etwas mitteilen möchte, bestätigt er das auch. Er will ja, dass wir ihn verstehen! Ich betrachte in solchen Momenten den Gesamtkontext meines Lebens: Passt dieses Reden Gottes, das ich zu hören glaube, zu meiner Situation? Zur Bibel? Bestätigt es sich durch andere Impulse?

Zum anderen: Jesus hat gesagt: „An den Früchten werdet ihr sie erkennen.“ (Matthäus 7,16). Oft erkennen wir, ob etwas echt ist, daran, welche Frucht daraus erwächst. Das eigene Leben ist manchmal der beste Beweis für Gottes Wirken.
 

ERF: Du bist Musikchef bei ERF Pop. Bist du in diesem Bereich tätig, weil Musik deine Sprache ist, bei der du Gott erlebst?

Kai Rinsland: Auf jeden Fall! Mein Job ist es zwar, eine fachliche Beurteilung der Musik für ERF Pop zu treffen: Klingt ein Song gut? Passt er zu unserem Sender? Aber ich weiß, dass Gott diese Lieder nutzen kann. Da kam zum Beispiel mal eine E-Mail rein: „Ich habe gestern Nacht um halb zwei ein Lied gehört, das mich so getröstet hat. Das hat mein Leben verändert.“ Und ich dachte: „Was? Nachts um halb zwei?“

Man muss wissen: Gerade im Nachtprogramm bestimme ich nicht bewusst, wann welcher Song läuft. Der Ablauf wird automatisch von einer Software generiert. Und in dieser Nacht war dieser Titel dabei, den jemand hören sollte. Unglaublich! Gott hat meinen schnöden, technischen Arbeitsalltag benutzt, um jemandem zu begegnen. Auch das ist für mich übernatürlich.
 

Kai Rinsland (Foto: ERF Medien)

Kai Rinsland arbeitet seit 1994 bei ERF. Er ist heute Musikchef von ERF Pop und hält die Musikauswahl des Senders stets frisch und attraktiv.

 

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Kommentare (1)

Günter K /

Danke für die Gute Botschaft, werde angegriffen von Menschen die Jesus fern sind. Habe durch Texte und Worte durch euch heute Trost erfahren, der Friede Gottes ist höher als alle Vernunft. Wir mehr

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