Navigation überspringen
© Andreas Meißner

15.09.2010 / Angedacht / Lesezeit: ~ 2 min

Autor/-in: Andreas Meißner

Immer ruhiger

Beim Wandern auf dem Eigertrail geht Andreas M. die Puste aus. Gut so. Denn im Gegenzug kommen ihm wichtige Gedanken zur Stille.

Es war beim Wandern auf dem Eigertrail. Im Reiseführer war er als kleinere Tour angekündigt, die Anstrengungen sollten sich also in Grenzen halten. Allerdings hängt es davon ab, von wo aus man startet. Die meisten starten von oben, von der Station Eigergletscher und laufen bergab.

Wir wollten bergauf und fuhren deshalb von Grindelwald bis zur Bahnstation Alpiglen. Von da an ging es gleich ziemlich steil durch den Nordabhang des Eigers bergauf. Anfänglich plauderten wir noch eifrig miteinander. Schließlich hatten wir schönstes Wetter und waren in einer grandiosen Landschaft unterwegs.

Mein Körper kommt an seine Grenzen
Dann wurde es ruhiger. Nicht nur durch den Anblick der gewaltigen Eigernordwand, über die man schon so mancherlei Tragisches gehört hat, sondern auch durch den körperlich anstrengenden Anstieg. Da ich nicht so oft in den Bergen unterwegs bin, meldete mir mein Körper mehr und mehr, dass er an seine Grenzen kommt.

Meinen Mitstreitern ging es ganz ähnlich. Wir redeten immer weniger miteinander, weil jeder den Atem für den Aufstieg brauchte. Je höher wir kamen, umso stiller wurde es.

Gottes Majestät vor Augen
Während ich einen Fuß vor den andern setzte und den Gedanken freien Lauf ließ, kam mir ein bemerkenswerter Vergleich in den Sinn: Je mehr wir in unserem Leben in Ruhe vor Gott kommen, desto näher kommen wir ihm. Und je näher wir unserem Gott kommen, desto stiller und ruhiger werden wir. Müssen wir werden. Nicht weil es so anstrengend ist. Wir werden es automatisch. Weil er uns beeindruckt, weil er so gewaltig ist. So anders. Erstaunlich. So, dass uns unsere trivialen Worte im Halse stecken bleiben. Je näher wir ihm kommen, desto mehr bringt er mich einfach zum Staunen – oder zur Anbetung.

Um mehr von Gott zu erleben, muss ich mich auch auf Wanderschaft begeben: weg von meinem Alltag, heraus aus dem gewohnten Umfeld, um diesen neuen Blick auf ihn zu bekommen. Begegnung zuzulassen. Und neue Gedanken.

Was Christen not tut
Da fällt mir eine Begebenheit im Leben von Elia ein, der Großes für Gott vollbracht hat. Aber die wirkliche Begegnung der Beiden fand nicht im tosenden Kampf mit den anderen Götzen statt (1. Könige 18) sondern auf einem einsamen Berg. Und selbst hier offenbarte sich Gott weder im Erdbeben, noch im Feuer oder Gewitter, sondern im leisen Säuseln eines sanften Windes. (1. Könige 19, 11 – 13) Dann, als es ruhig war.

Vielleicht ist es genau das, was vielen Christen immer wieder Not tut: Das Einlassen auf die sanfte Begegnung des Allmächtigen. Wir sehnen uns nach großen Erlebnissen. Dabei scheint Gott es zu bevorzugen, uns in der Ruhe zu begegnen. Damit es zu dieser Begegnung kommt, muss ich oft erst einmal meine gewohnten Aktivitäten herunterfahren. Still werden, ruhig werden, runterkommen. Dann kann er neu zu mir reden. Und dann kann ich staunen und anbeten, weil ich ihn ganz neu erfahre. 

 

Mehr vom Autor:  www.mein-gott-und-die-welt.erf.de

Ihr Kommentar

Die E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Alle Kommentare werden redaktionell geprüft. Wir behalten uns das Kürzen von Kommentaren vor. Ein Recht auf Veröffentlichung besteht nicht.

Kommentare (3)

Tobias /

Wahrlich ein wunderbares Bild. Für mich möchte ich als Mensch aus dem Alpenvorland noch eines hin zu fügen:
Als Kind war mir oft nicht klar, was mir mein Vater riet. Die Stille genießen und mehr

Andreas S. /

ja genau diese Erfahrungen habe ich auch gerade gemacht mit meinen Kindern aus dem Heim allerdings auf dem Watzmann im Berchtesgaden. Ich war sehr beeindruckt von den gewaltigen Bergen, von der mehr

Roesger /

Gut geschrieben! Ich erfahre dieses an der Küste - und dort eher im Wind und hohem Wellengang.

Das könnte Sie auch interessieren