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04.01.2008 / / Lesezeit: ~ 3 min

Autor/-in: Tanja Omenzetter

Ich bin wunderbar gemacht!

Zwei aufgebretzelte Frauen in Designerklamotten sitzen mir gegenüber. Wunderbar anzusehen... Aber sofort stecken sie die Köpfe zusammen – klar: Ablästern über Schlabberpulli, wirre Haare, und das fehlende Make-up. Schwupp, bin ich in der Schublade – und möchte am Liebsten im Erdboden versinken. Aber ich weiß es eigentlich besser – denn auch ich bin wunderbar gemacht!

Das Wartezimmer ist voll. Mir gegenüber sitzen zwei aufgebretzelte Frauen in Designerklamotten. Die eine kenne ich vom Sehen. Ihr Sohn geht in die gleiche Kindergartengruppe wie meiner. Sofort stecken die beiden die Köpfe zusammen. Ich fühle mich unwohl, schaue an mir herunter: Schlabberpulli, wirre Haare, kein Make-up. Ganz klar: Die lästern über mich. Möchte am Liebsten im Erdboden versinken. Ich hatte gehofft, im Kindergarten neue Kontakte zu knüpfen. Aber bei den beiden stecke ich jetzt garantiert schon in einer Schublade!

Mir fallen sofort tausend ähnliche Situationen ein: In der Schule, wo keiner neben mir sitzen wollte. Wo man mir fiese Streiche gespielt hatte, weil mich keiner mochte. Wo man den Leuten aus den Parallelklassen erzählte, wie doof ich sei. Worauf natürlich keiner etwas mit mir zu tun haben wollte. Keiner mag mich, keiner will mich. Mit dieser Einstellung begann ich meine Ausbildung. Und tatsächlich bildeten sich nach einiger Zeit Grüppchen, aber ich gehörte mal wieder nicht dazu.

„Wenn du arbeitest, weißt du, was richtige Probleme sind“, hieß es zu Hause. „Für sowas haben wir keine Zeit!“ Oft saß ich heulend in meinem Zimmer. Allein. Vergrub mich mit meinen Büchern. Meine Eltern verstanden mich nicht. Sie wollten und konnten es wohl auch nicht. Ich kämpfte um Worte der Anerkennung. Meistens vergeblich. Ich fühlte mich ungeliebt und völlig wertlos.

Gott sieht mich ganz anders. Er hat mich so gemacht, wie ich bin. Mit all meinen Fehlern und Schwächen. Es hat lange gedauert, bis ich diese Tatsache zumindest akzeptieren konnte, dass ich in Gottes Augen jemand bin. Dass ich wertvoll bin. Dass mein Leben einen Sinn hat. Dass ich durch mein Leben und Handeln die Welt verändere. „Deine Augen sahen mich, als ich noch nicht bereitet war, und alle Tage waren in dein Buch geschrieben, die noch werden sollten und von denen keiner da war“, wie es die Bibel ausdrückt. Gott hat etwas Besonderes mit mir vor, auch wenn ich keine „Superwoman“ bin und andere mich bescheuert finden: Er liebt mich trotzdem.

Diese Gewissheit macht mich ruhig. Ich muss nicht perfekt gestylt sein. Oder intelligent. Oder immer im Mittelpunkt stehen. Ich bin wichtig, auch wenn mir andere ständig ins Wort fallen und mich nicht wahrnehmen. Gott hat mich wunderbar gemacht. Das hilft mir, mich ein Stück weit tatsächlich so anzunehmen wie ich bin und zu sagen „Ich danke dir dafür, dass ich wunderbar gemacht bin. Wunderbar sind deine Werke, das erkennt meine Seele.

Ja, ich bin Gott dankbar, weil er mich so liebt und so wunderbar gemacht hat. Wenn es mir gut geht, könnte ich darüber Luftsprünge machen vor Freude. Dann kann ich mich mit erhobenem Haupt Leuten und Situationen stellen und sagen „Hey, hier bin, Gott wird’s schon machen!“ Trotzdem fühle ich mich oft noch abgelehnt und komme schnell wieder in mein altes Denkmuster. Dann sage ich Gott, was mich bedrückt und danach geht es mir besser.

Als Kind habe ich mir oft andere Lebensumstände gewünscht, dachte, dann wäre alles anders. Heute weiß ich, gerade durch meine Schwierigkeiten bin ich geprägt und zu der Person geworden, die ich heute bin. Ein wunderbarer Mensch aus Gottes Sicht.

Selbst wenn die beiden Frauen wirklich über mich geredet haben – es ist nicht wichtig. Allein Gottes Meinung über mich zählt. Mit diesem Wissen kann ich Menschen ganz anders begegnen und zu mir selbst stehen. Nicht von heute auf morgen, aber ich möchte mich immer mehr darauf einlassen.

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Kommentare (1)

gaby /

genauso geht es mir. Doch heute morgen, noch im Bett kam mri ploetzlich der Gedanke: "Gott hat mich gemacht wie ich bin." Er weiss was ich kann und kennt meine Schwaechen. Er kennt und kannte alle mehr

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