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© Richard Keeling / Wikimedia Commons [CC BY-SA 3.0]

05.11.2010 / Gedenktag / Lesezeit: ~ 2 min

Autor/-in: Kai-Uwe Woytschak

Ein deutscher Theologe in Amerika

Die Kirche in Deutschland hatte wohl zu wenig Interesse an seiner Rückkehr: Vor 45 Jahren starb Paul Tillich in den USA.

Zu Beginn des Ersten Weltkriegs stellt sich der Theologe Paul Tillich freiwillig als Militärpfarrer zur Verfügung. Doch als 1933 Adolf Hitler Reichskanzler wird und Deutschland auf den Zweiten Weltkrieg zusteuert, wandert Paul Tillich in die Vereinigten Staaten aus und wird dort einer der bekanntesten deutschen Theologen. Paul Tillich stirbt am 22. Oktober 1965.

In den USA ist Paul Tillich neben Dietrich Bonhoeffer der bekannteste deutsche Theologe. Und das ist kein Wunder, denn Paul Tillich lehrte bis zu seinem Tod am 22. Oktober 1965 an der Universität in Chicago. Einer seiner Studenten dort sagte einmal: „Wenn ich schlecht drauf bin, gehe ich ins Kino. Doch wenn ich ernsthafte Sorgen habe, dann gehe ich zu Tillich.“

Im Kampf gegen den Nationalsozialismus

Dieser Satz eines Studenten beschreibt auch einen Grundzug der Theologie Paul Tillichs, die eine seelsorgerliche Theologie war. Tillich bemühte sich darum, die christliche Botschaft den Menschen nicht wie ein Fremdkörper aus einer anderen Welt an den Kopf zu werfen. Er wollte stattdessen immer den Glauben an Gott mit den Fragen und Sorgen der Menschen verbinden.

Der Lebensweg von Paul Tillich beginnt 1886 in Starzeddel, heute ein Ortsteil der polnischen Stadt Gubin, direkt an der Grenze zu Deutschland.Dort wird er als Sohn eines lutherischen Pfarrers geboren. Anfangs wächst er auf dem Land auf, später zieht die Familie dann nach Berlin. Nach der Schulzeit und dem Studium der Theologie und Philosophie entwickelt er sich in den 1920er-Jahren zu einem der führenden Köpfe der religiösen Sozialisten. 1929 tritt Tillich der SPD bei und kämpft fortan gegen den heraufziehenden Nationalsozialismus. So ist es nur konsequent, dass Tillich 1933 als einer der ersten deutschen Gelehrten aus dem Hochschuldienst entlassen wird. Anschließend überredet ihn der Philosophieprofessor Max Horkheimer dazu, Deutschland zu verlassen und nach Amerika auszuwandern.

Bundesverdienstkreuz und Friedenspreis des deutschen Buchhandels

Freunde verschafften Paul Tillich in New York eine Anstellung am berühmten Union Theological Seminary, an dem er dann fast zwanzig Jahre unterrichtet. Später wechselt er nach Boston. Nach Deutschland möchte er jedoch nicht mehr zurückkehren. Er ist überzeugt, dass die evangelische Kirche in Deutschland kein wirkliches Interesse an seinem Kommen hat. Dennoch hält Paul Tillich Gastvorlesungen an deutschen Universitäten. Außerdem wird er hier mit dem Großen Bundesverdienstkreuz und dem Friedenspreis des deutschen Buchhandels ausgezeichnet. 1962 wechselt Paul Tillich dann noch einmal von Boston an die Universität nach Chicago. Dort stirbt er am 22. Oktober 1965 im Alter von 79 Jahren.

Seine Grabstätte befindet sich in der Kleinstadt New Harmony im Bundesstaat Indiana. Die Nachfahrin eines der früheren Stadtväter hatte theologische Vorlesungen von Paul Tillich besucht und ihm zu Ehren 1963 einen Landschaftspark angelegt und nach ihm benannt. Die Inschrift auf dem Grabstein verbindet seinen Namen mit einem Vers aus Psalm 1: „Paul Johannes Tillich, 1886 – 1965. Und er soll sein wie ein Baum, gepflanzt an Wasserbächen, der seine Frucht bringt zu seiner Zeit und dessen Blätter nicht verwelken, und alles, was er tut, gerät ihm wohl.“

 Kai-Uwe Woytschak

Kai-Uwe Woytschak

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Kommentare (1)

Michael /

"Das liberale Christentum hat nicht nur Kritik an der Religion geübt, es hat die Religion aufgelöst."
Prof. Dr. Paul Tillich (1942, Theologe und Religionsphilosoph, Prinzipien des Protestantismus, mehr

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