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© Oshin Khandelwal / unsplash.com

04.01.2008 / Andacht / Lesezeit: ~ 2 min

Autor/-in: Elke Allaert

Die Hochzeit in Kana

Warum wir das Bild vom melancholisch-traurig dreinblickenden Jesus überdenken sollten.

„Den laden wir uns auch mal ein"*, werden vielleicht die Hochzeitsgäste von Kana gedacht haben, als sie die „Auslese spezial“ gekostet hatten, die Jesus gerade aus Wasser gemacht hatte. Da gerät das Bild vom melancholisch-traurig dreinblickenden Jesus, der uns in vielen Kirchen begegnet, ins Wanken.

In diesem Moment hätte ich Jesus gerne einmal angesehen. Wie mag er auf die überraschten Blicke reagiert haben? Vielleicht mit einem spitzbübischen Lächeln? Einem breiten Grinsen? Einem Pokerface? Ganz bestimmt aber war in seinem Gesichtsausdruck Freude zu sehen. Schließlich hatte er dem Bräutigam aus einer ziemlich peinlichen Situation geholfen.

Jesus scheint also kein Kostverächter gewesen zu sein, eher ein Gourmet – denn er hatte soeben schlappe 600 Liter Wasser in Wein von hervorragender Qualität verwandelt, nicht in einen billigen Karmel-Landwein – und das obwohl die Gäste schon ziemlich angetrunken gewesen sein müssen.

„Jesus weinte“. Das ist der kürzeste Vers in der Bibel und bezieht sich auf die Ankunft Jesu am Grab von Lazarus. Viele Leute suchen immer noch in der Bibel eine Stelle wo Jesus lacht. Die gibt es aber nicht. Wer einen explizit „lachenden Jesus“ sucht, sucht vergeblich. Und daher schlussfolgern sie, dass Jesus sein Leben lang ausschließlich mit wehmütigem Blick und voller Schmerz über diese sündenverseuchte Erde gegangen sei. Und weil die Erde auch heute noch sündenverseucht ist, wird ein Seufzen-in-der-irdischen-Hütte-Christsein gepredigt, wo doch eigentlich Freude angesagt ist, weil Jesus ja Sünden vergibt – auch heute noch!

Was ist dann aber mit den vielen Wundern? Hat Jesus sich nicht mitgefreut, als er den Jüngling von Nain und die zwölfjährige Tabita lebendig ihren Familien zurückschenkte? Hat er nicht den Aussätzigen angelächelt als dieser sich geheilt vor seine Füße warf und ihm dankte? Sollte er ernst geblieben sein, als der eben noch Lahme lachend, jauchzend und Gott lobend durch den Tempel hüpfte?

Seine frommen Zeitgenossen verübelten sowohl die Abstinenz als auch das Festmahl. Johannes der Täufer hatte Brot und Wein gemieden, da hieß es: Er hat einen Dämon. Jesus ließ sich zu einem Gala-Diner einladen, da sagten sie, er sei ein Fresser und Weinsäufer, der Freund von Zöllnern und Sündern (Lukas 7,33-34). Vermutlich hat Jesus unter dem Unverständnis gelitten, dass er beides tat: weinen und lachen – alles zu seiner Zeit.

Ach ja: Sicherlich hätte das Brautpaar in Kana damals keinen Trauerkloß mitsamt seinem Gefolge eingeladen, oder?


* Arno Backhaus in seinem Buch: „Lache und die Welt lacht mit, schnarche und du schläfst allein.“, Brendow-Verlag, S. 81


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