„Sie müssen ihr Leben durch die Osterbrille anschauen.“ Ich erinnere mich noch sehr gut an diesen einen Satz meiner ehemaligen Religionslehrerin. Der Satz war ihr wichtig. Wenn man ihn in Klausuren erwähnte, stieg die Punktezahl deutlich an. Die Osterbrille aufzusetzen heißt, das Leben mit der Perspektive Ewigkeit sehen. Auch diesen Erklärungssatz kann ich bis heute auswendig wiedergeben. Zu meinem eigenen Glück wurde ich nie nach der praktischen Umsetzung gefragt. Doch was verändert sich, wenn ich mit der Perspektive Ewigkeit auf mein Leben blicke?
Irgendetwas in mir sehnt sich nach mehr
Bei dem Versuch, mir die Ewigkeit, die ewig weit weg scheint, als eine endlose Zeit vorzustellen, wird mir ganz schwindelig. Doch die Ewigkeit ist in Wirklichkeit gar nicht so weit weg. Sie ist nicht ausschließlich außerhalb meiner Zeit, sondern auch ein Teil von mir. In Prediger 3,11 steht: „Er hat alles schön gemacht zu seiner Zeit, auch hat er die Ewigkeit in ihr Herz gelegt.“
Dieses Stückchen Ewigkeit kann ich nachempfinden. Ich spüre die Ewigkeit in mir in Form einer Sehnsucht, die durch nichts von dieser Welt gestillt werden kann. Manchmal verstehe ich nicht, was mich gerade so rastlos macht. Eigentlich habe ich gar keinen Grund dazu: Es ist alles erledigt und ich könnte jetzt einfach den Tatort und das passende Getränk dazu genießen. Aber irgendetwas in mir macht mich unruhig. Irgendetwas scheine ich immer noch nicht erreicht zu haben. Irgendetwas in mir sehnt sich nach mehr. Genau das ist sie: Die Ewigkeit im Hier und Jetzt.
Ich spüre die Ewigkeit in mir in Form einer Sehnsucht, die durch nichts von dieser Welt gestillt werden kann.
Warum Tatort und Bier nicht weiterhelfen
Vor diesem Hintergrund leuchtet mir auch die aktive Formulierung meiner ehemaligen Lehrerin ein: Ich muss die Ewigkeitsbrille aufsetzen – die sitzt nicht automatisch auf meiner Nase. Das heißt in diesem Fall für mich: Gott hat zwar ein Stückchen Ewigkeit in mich gelegt, aber ich muss meinen Blick dafür schärfen. Ansonsten verlaufe ich mich in dem Versuch, die Sehnsucht nach Gottes Nähe mit den falschen Dingen zu stillen. Denn diese Sehnsucht wird auch nach einem guten Film oder einem kühlen Bier noch bleiben. Sie wird immer wieder kommen, bis ich selbst im Himmel bin. Bis dahin kann sie immer nur dadurch gestillt werden, dass ich Gottes Nähe im Hier und Jetzt suche.
Was verändert sich denn nun, wenn ich mit der Perspektive Ewigkeit auf mein Leben blicke? Meine Antwort: Nur mit Hilfe der Perspektive Ewigkeit kann ich die Sehnsucht meines Herzens richtig einsortieren und folglich richtig stillen. Ganz nach dem Motto: Nur derjenige, der mir diese Sehnsucht ins Herz gelegt hat, kann sie auch stillen. Ich glaube, meine damalige Lehrerin hätte viele Antworten auf diese Frage durchgehen lassen. Was wäre denn Ihre Antwort?
Ihr Kommentar
Kommentare (4)
Den Alltag betend erleben, Gott in
mein Leben hineinnehmen.
In allen Erfahrungen möchte ich glauben,
dass mein Leben eingebettet ist in einen
größeren Zusammenhang.
Auf Ihre Frage: meine Ewigkeitsbrille wäre "mit Gott JEDEN Tag Gemeinschaft suchen ( Bibellese / Gebet
Ich glaube dass es sich um eine "gesunde" Sehnsucht handelt, die uns sagt dass es es etwas "mehr" gibt und und das Beste vor uns und nicht hinter uns liegt. Ich wünsche mir dass diese Sehnsucht mich … mehrnie verlässt und ich immer besser lerne mit "eternal eyes" zu sehen und zu leben. Diese Perspektive verändert das Leben total. Also den Kompass neu einstellen - oder, wie man heute sagen würde : den chip auswechseln ! Freudige Erfahrungen mit unserem Herrn !!!
Liebe Annabel,
vielen Dank für Deinen schönen Beitrag - und wo Du danach fragst: "einmal in den Himmel zu kommen" war mir seit meinen Kindheitstagen Gewissheit und Ziel - und das hat sich auch … mehrzwischenzeitlich nicht wirklich geändert, obwohl die Ewigkeit im Jugend- und Erwachsenenalter oft noch weit weg war. Diese Perspektive bewirkte aber ein stetes Geborgensein und gab mir mein Leben lang (bin 67 Jahre) Gelassenheit und Stärke bei den beruflichen und familiären Herausforderungen, die zu bewältigen waren. Dabei war auch die Aussicht auf Scheitern eine Option, die mich nie völlig umhaute, wußte ich doch, dass es immer irgendwie weitergeht. Vor dem Hintergrund der Ewigkeit kann man ziemlich entspannt leben nach dem Motto "nichts muss, alles kann ..."