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© Timothy Kolczak / unsplash.com

22.11.2018 / Erfahrungsbericht / Lesezeit: ~ 8 min

Autor/-in: Sarah-Melissa Loewen

Die achte Behandlung

Kann Gott wirklich Wunder tun – im eigenen Leben? Diese Frage musste sich das Ehepaar Dau stellen.

Plötzlich Krebspatient

Ein Jahr vor der Rente macht sich Heinz-Jürgen Dau keine Sorgen um seine Gesundheit. Der mehrfache Opa fühlt sich fit und freut sich auf die zusätzliche Zeit für seine Kinder und Enkel im Ruhestand. Auf Anraten seiner Frau lässt er nach längerer Zeit mal wieder eine Blutuntersuchung vornehmen. Völlig unerwartet zeigt ein Tumormarker einen erhöhten Wert an. Für Heinz-Jürgen erscheint der Befund völlig abwegig und er lässt ihn zwei Mal nachprüfen. Keine Veränderung. Nach der Biopsie bestätigt sich: Prostatakrebs im Anfangsstadium. Auf einmal ist er Krebspatient. Für das Ehepaar steht die Welt still.

Es ist seine Frau Karin, die am Telefon die Nachricht vom Arzt entgegennimmt. Besonders für sie ist die Diagnose ein Schock. Als sie langsam die Bedeutung des Befundes realisiert, trifft es sie bis ins Mark: „Dieses Wort ‚Krebs‘ bedeutete für mich gleich ‚Tod‘“, erinnert sich Karin. Plötzlich scheint der geplante Ruhestand in die Ferne zu rücken oder gar unerreichbar zu werden. Das Gedankenkarussell gerät in Fahrt. In ihr überschlagen sich die Gedanken: Wenn er wirklich stirbt, wie soll sie alleine leben können? Sie sieht sich schon in Trauerkleidung vor dem Sarg ihres Mannes sitzen. Ihre aufgewühlten Gedanken sind nur noch auf Tod ausgerichtet. In ihrer Verzweiflung kann sie nichts anderes sagen als immer wieder „Jesus, du bist jetzt aber da, Jesus, Jesus!“

Kann Gott auch heute noch heilen?

Die Ärzte stellen zwei Optionen zur Wahl: Bestrahlung oder OP. Heinz-Jürgen sitzt in den Beratungsgesprächen und fühlt sich völlig fehl am Platz: „Hier gehöre ich doch gar nicht hin. Ich fühle mich gesund.“ Auf einmal ist alles anders.

Heinz-Jürgen und Karin Dau sind Christen. Sie glauben, dass Gott übernatürlich wirkt. Karin hatte einmal schlimme Schmerzen in der Hüfte und sollte ein neues Gelenk bekommen. Nach Gebeten um Heilung waren die Symptome verschwunden. Für sie ein Wunder. Auch bei anderen Leuten haben sie solche Heilungen miterlebt. Deshalb ist für Karin und Heinz-Jürgen klar: „Gott kann auch diesen Krebs heilen!“ Trotzdem empfinden sie in den ersten Tagen vor allem Angst, Zweifel und Sorgen.

Eine Geschichte aus der Bibel berührt Karin in dieser Zeit besonders. Darin wird berichtet, wie Jesus mit seinen Jüngern auf dem See Genezareth ist. Jesus ruht sich gerade aus, als ein schwerer Sturm aufkommt, der das Boot zu versenken droht. Die Jünger geraten in Panik und glauben, ertrinken zu müssen. Karin erkennt sich in den Jüngern wieder, die voller Todesangst zu Jesus schreien: „Lehrer, kümmert es dich nicht, dass wir untergehen?“ (Markus 4,38). Genauso schreit auch sie: „Jesus, kümmert es dich nicht, dass Heinz-Jürgen Krebs hat und vielleicht daran sterben muss?

In der Geschichte fragt Jesus die Jünger, warum sie solche Angst haben und wo ihr Vertrauen ist. Als Karin das liest, hat sie den Eindruck, dass Gott sie dasselbe fragt: „Wo ist dein Vertrauen und wo ist jetzt dein Glaube?“ Für Karin Dau steht fest: „Jesus hat mit seinem Tod am Kreuz alles für uns gemacht. Auch für diese Krankheit hat er gelitten und sie überwunden. Er wird uns auch durch diese Situation tragen und uns nicht verlassen.“

Jesus hat mit seinem Tod am Kreuz alles für uns gemacht. Auch für diese Krankheit hat er gelitten und sie überwunden. Er wird uns auch durch diese Situation tragen und uns nicht verlassen. – Karin Dau

Jesus meint es gut mit ihnen – auch wenn sie nicht verstehen, warum sie durch diesen Sturm gehen müssen und ob sie da heil wieder raus kommen. So, wie Jesus den Sturm auf dem See zur Ruhe befohlen hat, kann er auch diesen Sturm ihres Lebens stillen. Durch das Zusprechen von biblischen Wahrheiten und Verheißungen, können sie sich gegenseitig ermutigen und trösten. Worte wie jene in Jesaja 53, 3-5 lassen sie nachts ruhig schlafen.

Ein Traum, der alles verändert

Noch vor der Krebsdiagnose hatte das Paar einen mehrwöchigen Urlaub in der Karibik geplant, um die Tochter zu besuchen, die dort lebt. Sie entscheiden sich, die Reise trotzdem zu machen. Weit weg von allem kann das Paar zur Ruhe kommen und versucht, den Strand und die Sonne zu genießen und klare Gedanken zu fassen. Trotzdem werden sie immer wieder von Traurigkeit überfallen: Vielleicht ist das hier der letzte gemeinsame Urlaub. Auf Barbados verbringen die beiden viel Zeit mit ihrer Tochter und mit Gott. Dazu gehen sie in ein Gebetshaus und suchen Gottes Beistand, seinen Trost und seine Nähe.

Während des Urlaubs hat Karin einen merkwürdigen Traum: Der Arzt ruft sie aus dem Krankenhaus an, in dem sie zur Besprechung der Bestrahlung waren. Er gibt ihr wahnsinnig viele Informationen. Karin sagt, sie könne sich das alles gar nicht merken und müsse sich das aufschreiben. „Ich bin dann im Schlaf aufgestanden und habe mir Bleistift und Papier zusammen gesucht. Weil ich keinen Zettel finden konnte, habe ich ein Taschentusch genommen und mich wieder ans Bett gesetzt.“ Jetzt sagt der Arzt aber nur noch einen einzigen Satz zu ihr: Achte Bestrahlung nicht. Das schreibt sie auf. Damit endet der Traum.

Am nächsten Morgen entdeckt Karin das Taschentuch und erinnert sich an diesen seltsamen Traum. Sie weiß nicht recht, was sie davon halten soll und erzählt es Heinz-Jürgen. „Für mich hatte das schon eine Bedeutung, weil ich mich ja nach dem Urlaub entscheiden musste, ob ich die Bestrahlung machen wollte, oder die OP“, erinnert er sich. Sie legen die Traumnotiz zunächst jedoch beiseite.

Eine dramatische Entscheidung

Aus dem Urlaub in den Alltag zurück heißt es, Entscheidungen zu treffen. Bestrahlung oder Operation? Beide Optionen bergen große Risiken, Folgeschäden und lange Erholungszeiten. Wieder betet Karin laut und verzweifelt: „Jesus, was sagst du denn dazu? Rede doch! Ich will wissen, was du von uns willst! Diese Entscheidung ist doch so wichtig!“ Nach diesem Gebet überkommt sie das starke Gefühl, dass Jesus doch schon längst gesprochen hat. Und da fällt ihr der Traum wieder ein. Der kurze Satz auf dem Taschentuch erhält plötzlich Relevanz.

Die Entscheidung fällt auf die Bestrahlungstherapie. 41 Sitzungen à 15 Minuten waren vorgesehen. 8 Wochen lang. Heinz-Jürgen beginnt mit der Behandlung und fühlt sich nach den ersten sechs Bestrahlungen gut, er hat keine Schmerzen. Nach der siebten Bestrahlung ist es dann so weit, er und Karin stehen vor der folgenschweren Entscheidung: Gott vertrauen oder den Ärzten?

Innerlich ist für Heinz-Jürgen klar, dass er die Anweisung auf dem Taschentuch ernstnehmen und Gott vertrauen will. Aber auf der Rückfahrt im Taxi kämpft er mit sich: „Bin ich denn verrückt? Was mache ich hier? Ist das wirklich die richtige Entscheidung? Menschlich gesehen ist das doch so abwegig!“, denkt er. Aber er spürt längst, hier geht es um Göttliches. Er überwindet sich und sagt seinem Fahrer, morgen braucht er nicht zu kommen. Damit ist es also raus. Der Taxifahrer ist fassungslos: So etwas habe er ja noch nie gehört. Seiner Erfahrung nach ginge der Krebs doch dann erst richtig los und Heinz-Jürgen müsse sterben.

Ärztlicher Rat versus göttlicher Rat

Im Gespräch mit dem Urologen sagt Heinz-Jürgen, dass er die Behandlung abbrechen möchte: „Meine Frau und ich glauben an Gott und beten für Heilung.“ Der Arzt ist völlig überrascht und kann diese Entscheidung überhaupt nicht nachvollziehen. Er ist schließlich Mediziner und wisse, was möglich ist und was nicht. Welcher vernünftig denkende Mensch, glaube denn solche Märchengeschichten? Kurz darauf ruft er Karin an und versucht sie davon zu überzeugen, Heinz-Jürgen von dieser Selbstmordaktion abzubringen. „Sonst wird es für Ihren Mann nicht gut ausgehen“, lautet seine Prognose. Sie verspricht, mit Heinz-Jürgen zu sprechen, betont aber, dass sie nicht glaubt, dass er seine Entscheidung ändern wird.

„Nun weiß ich ein bisschen was von Ihrer Glaubensgemeinschaft, aber wo steht denn soetwas in der Bibel? Was ist denn das für ein Glaube?“, fragt der Arzt. Karin zitiert den ersten Vers aus dem Hebräerbrief Kapitel 11: „Es ist ein Rechnen mit der Erfüllung dessen, worauf man hofft, ein Überzeugtsein von der Wirklichkeit unsichtbarer Dinge.“ Der Arzt jedoch ist nicht überzeugt, er hält die Daus für verrückt: „Ach ja, und spricht Gott überhaupt zu Ihnen?“ Karin erzählt ihm von ihrem Traum. „Dann hat Gott Ihnen was Falsches gesagt. Sie werden bald einen toten Mann haben“, beschließt der Arzt verständnislos.

Diese schonungslosen Worte des Arztes können Karin und Heinz-Jürgen nicht niedermachen. Im Gegenteil: Sie fühlen sich in ihrem Glauben bestärkt und wissen, Jesus ist der Chefarzt. Trotzdem werden manchmal noch Zweifel an der Entscheidung laut.

Gott tut Wunder

An dem Tag, als die einundvierzigste Bestrahlung hätte sein sollen, lässt Heinz-Jürgen sein Blut erneut untersuchen. Das Ergebnis: Die Werte befindet sich im normalen Bereich. Auch beim Ultraschall und bei der zweiten Blutuntersuchung kommt nichts Auffälliges heraus. Der Urologe ist verwundert: „Das können die sieben Bestrahlungen ja nicht gemacht haben“, bemerkt er. „Nein, das hat Gott gemacht“, bestätigt Heinz-Jürgen.

Als er diese Nachricht Karin erzählt, ist sie unendlich erleichtert und macht im Wohnzimmer Freudensprünge. Die nächsten Untersuchungen, die sechs und weitere drei Monate später erfolgen, ergeben nichts anderes. Der Krebs ist weg. Der Blutwert verbessert sich sogar von Untersuchung zu Untersuchung.

„Jesus lebt, er ist real und tut auch heute noch Wunder! Es lohnt sich, zu beten und an ihm festzuhalten“, sagen die beiden heute. Sie wollen sich in jeder leidvollen Situation an Gottes gute Versprechen erinnern, die er in seinem Wort, der Bibel, gegeben hat. Denn das bedeutet für sie echte Hoffnung und Ermutigung.

Jesus lebt, er ist real und tut auch heute noch Wunder! Es lohnt sich, zu beten und an ihm festzuhalten – Karin und Heinz-Jürgen Dau

Doch sie wissen auch: was sie erlebt haben, ist nicht selbstverständlich. „Ob Gott wirklich Heilung schenkt, bleibt immer noch seine Sache“, resümiert das Ehepaar. Für sie steht fest: Auch wenn Gott keine Heilung geschenkt hätte, ist er gut. Denn es geht ihm um ganzheitliche Heilung, das heißt, auch in besonderer Weise um eine heile Seele. Karin und Heinz-Jürgen glauben: Gott handelt an jedem Menschen anders, er schreibt mit jedem seine eigene Geschichte, die auch harte Zeiten beinhalten kann. Auch lehnen die beiden medizinische Behandlungen nicht ab. Vielmehr war ihr Erlebnis für sie ein einzigartiges, übernatürliches Eingreifen Gottes. Seitdem sind sie überzeugt: „Jesus hat die Macht in unsere Lebensumstände einzugreifen. Er ist mit uns und er sieht uns. In jeder Lebenslage.“

 Sarah-Melissa Loewen

Sarah-Melissa Loewen

  |  Redakteurin

Sie hat Literatur- und Kulturwissenschaften studiert und war schon immer von guten Geschichten in Buch und Film begeistert. Doch sie findet, die besten Geschichten schreibt Gott im Leben von Menschen. Als Redakteurin erzählt sie diese inspirierenden Lebens- und Glaubensgeschichten. Sie lebt mit ihrem Mann in der schönsten Stadt am Rhein.

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Kommentare (1)

Walter T. /

Danke haben gerade so einen Fall 62 Jahre und mit 2.2.2020 in die Alterspension und vor 3 Monaten - Krebs diagnostiziert ! Nur wissen die Ärzte bis heute noch nicht - welch genauer Krebs es ist - trotz vielfältiger Untersuchen an der Lunge und am Blut nach fast 3 Monaten.

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