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© Andrea Bertozzini / unsplash.com

25.12.2018 / Andacht / Lesezeit: ~ 4 min

Autor/-in: Katrin Faludi

Der Retter liegt in deinen Händen

… und plötzlich bist du verantwortlich für die ganze Welt!

Die Hochzeit ist geplant, der Termin steht fest und du freust dich. Freust dich auf deine Frau, deren Wesen so schön ist, dass es selbst ihre äußere Schönheit überstrahlt. Du freust dich auf das gemeinsame Leben mit ihr, auf die Kinder, die großziehen werdet, auf euer Leben als Familie. Auf Freude, Feste, Lachen und Glücklichsein. Bald ist es so weit. Du kannst es kaum erwarten.

Der Betrug

Doch dann das. Plötzlich bemerkst du diese zarte Rundung unter ihrem Kleid. Kann es sein …?, fragst du dich. Nein, so etwas hätte sie nie getan! Sie nicht. Aber bei jeder eurer weiteren Begegnungen ist diese Rundung ein klein wenig gewachsen. Schließlich ist es unübersehbar: Sie erwartet ein Kind. Sie hat dich mit einem anderen Mann betrogen. Du bist wie vor den Kopf gestoßen. So kurz vor der Hochzeit! Die Frau, von der du nur das Beste erwartet hast, hintergeht dich, lässt sich mit einem anderen ein und tritt deine Liebe zu ihr mit Füßen!

Dein Traum von einer gemeinsamen Zukunft platzt und der Knall zerreißt dir fast das Herz. Keine Hochzeit. Keine gemeinsamen Kinder, die deine geschickten Hände und ihre Liebenswürdigkeit vereinen. Keine Familie. Alles in dir drängt dich, ihr deine Enttäuschung und deinen Zorn ins Gesicht zu schreien, damit sie erkennt, wie sehr sie dich beschämt hat. Die Wut in dir brodelt, du willst Rache üben. Sie hat deine Träume zerstört und deine Ehre verletzt. Dafür dürftest du doch im Gegenzug ihr Leben zerstören, oder? Hat sie denn etwas anderes verdient?

Der Auftrag

Du bist kein Mensch, der die Dinge übereilt. Bevor du handelst, bittest du Gott um Rat. Was würde er sagen? Sehr wahrscheinlich: „Es liegt nicht an dir, dich an ihr zu rächen. Am Ende werde ich alles richten.“ Am Ende, ja. Du bist aber jetzt mit ihr verlobt, also trägst du auch jetzt die Mitverantwortung für ihr Leben. Es wäre falsch, sie aus verletzter Eitelkeit heraus ins Unglück zu stürzen.

Der Gedanke besänftigt deinen Zorn. Sie hat dir Unrecht getan, aber nichts wird besser, wenn auch du Unrecht tust. Deshalb beschließt du, eure Verlobung stillschweigend aufzulösen. Du willst keine Schuld tragen an ihrem Elend. Auf lange Sicht hast du nichts davon, wenn du ihr Leben zerstörst.

Mit diesem Gedanken legst du dich schlafen. Erst träumst du wirr und unzusammenhängend. Doch dann durchschneidet ein greller Lichtschein deine Träume. Messerscharf und glasklar. Eine überirdische Gestalt tritt aus dem gleißenden Licht auf dich zu und du begreifst sofort: Das muss ein Engel sein! Du bist starr vor Schreck, überwältigt und gebannt, alles auf einmal! Es ist so absolut echt, es kann keinen Zweifel geben.

Der Engel sieht dich an, sein Blick geht direkt in dein Herz, und er sagt:

Zögere nicht, sie zu heiraten! Es stimmt: Das Kind, das sie erwartet, ist nicht von dir. Aber sie hat keine Schande über sich oder dich gebracht, ganz im Gegenteil. Gott hat sie aus allen Frauen auserwählt. Sie soll die Mutter seines Sohnes werden. Der Vater ihres Kindes ist niemand Geringerer als der Heilige Geist selbst. Und wenn dieser Junge auf die Welt kommt, sollst du ihn als deinen eigenen Sohn annehmen und ihn Jesus nennen. Ihn hat Gott zum Retter bestimmt.

Die Last der Verantwortung

Da erinnerst du dich an die uralte Prophezeiung: Eine Jungfrau wird schwanger und bringt ein Kind zur Welt, das „Immanuel“ heißen wird – Gott ist mit uns. Dein Innerstes beginnt zu beben. Sie, die Frau, die du liebst und mit der du dein Leben verbringen willst, wurde von Gott ausgewählt, um die wichtigste Prophezeiung der Menschheit zu erfüllen! Welche Ehre! Du schämst dich zutiefst für deinen Zweifel an ihr. Du weißt doch, wie sehr sie Gott liebt! Wie sehr ihr tiefes Vertrauen in Gott dich immer bewegt und inspiriert hat.

Dann kommt dir plötzlich ein Gedanke, der dir Angst einjagt: Gott hat seinen Sohn nicht nur ihr, deiner zukünftigen Frau, anvertraut – sondern auch dir. Einen Moment lang glaubst du, dass sich der Boden unter deinen Füßen auftut. Du! Ein einfacher Zimmermann. Ein entfernter Nachkomme König Davids zwar, aber trotzdem nur ein braver, kleiner Mann … du trägst die Verantwortung dafür, dass Gottes Sohn heranwächst. Du hast für seine Gesundheit, sein Wohlbefinden, seine Sicherheit zu sorgen, in dieser Welt voller Gefahren.

Wie viele kleine Kinder sind in deinem Bekanntenkreis gestorben, bevor sie fünf Jahre alt geworden sind? Und nun musst du das Überleben eines Kindes sichern, das die Welt verändern wird! Du bist mit dafür verantwortlich, dass der Retter der Welt seinen Auftrag erfüllen kann.

Und du fragst dich: Kann ich diese Verantwortung überhaupt tragen? Dieser Gedanke raubt dir den Atem. Er erscheint dir zu groß. Was, wenn du Fehler machst? Wenn du scheiterst? Wenn du Schuld daran bist, dass Gottes großer Plan nicht aufgeht? Welche Strafe wird dich erwarten?

Du verbirgst dein Gesicht in den Händen und tust das einzige, was dir in diesem Moment in den Sinn kommt. Du flehst zu Gott: „Herr, hilf mir!“ Du fragst ihn, warum er gerade dich ausgewählt hat. Du bist doch nichts Besonderes. Doch allmählich lässt das Beben nach. Du spürst, wie sich Ruhe auf dich herabsenkt und dich einhüllt wie in eine warme Decke. Mit ihr kommt die Gewissheit: Du bist mit der Verantwortung nicht allein. Gott traut dir zu, dass du es schaffen kannst. Weil er dich dafür starkmachen wird.

Du bist mit der Verantwortung nicht allein. Gott traut dir zu, dass du es schaffen kannst. Weil er dich dafür starkmachen wird.


Lesen Sie hier Teil 2 „Josef: 4 Dinge, die du von ihm lernen kannst“.

 Katrin Faludi

Katrin Faludi

  |  Redakteurin

In Offenbach geboren, mit Berliner Schnauze aufgewachsen. Hat Medienwissenschaft und Amerikanistik studiert, ist danach beim Radio hängengeblieben. Außerdem schreibt sie Bücher, liebt alles, was mit Sprache(n) und dem Norden zu tun hat und entspannt gerne beim Landkartengucken. Mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern wohnt sie in Bad Vilbel.

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