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© Eugene Triguba / unsplash.com

25.11.2019 / Andacht / Lesezeit: ~ 3 min

Autor/-in: Katrin Faludi

Beinahe-Crash

Aufmerksamkeit ist lebenswichtig.

Das Ortsschild lag hinter mir, die Landstraße vor mir. Ich gab Gas. Gedankenverloren blickte ich geradeaus. Ich sah nicht die Straße vor mir. Ich sah nur das, was gerade meine Gedanken beschäftigte. Den dunklen Mercedes, der aus dem Gegenverkehr ausscherte und auf meiner Spur beschleunigte, nahm ich gar nicht wahr. Ich gab weiter Gas. Erst im allerletzten Augenblick sah ich das Ungetüm auf mich zurasen. Ich trat das Bremspedal durch, riss das Steuer herum und konnte mich gerade noch auf den Grasstreifen am Rand der Bundesstraße retten.

Der Luftzug des vorbeirauschenden Mercedes rüttelte an meinem Kleinwagen. Mit zitternden Händen und sehr wachen Sinnen setzte ich meine Heimfahrt unbeschadet fort. Mir wurde klar, dass mich nicht nur der Mercedesfahrer mit seinem an dieser Stelle verbotenen Überholmanöver in Lebensgefahr gebracht hatte – sondern auch meine eigene Unachtsamkeit. Wäre ich konzentrierter gefahren, hätte ich viel früher bremsen können.

Hinterher ist man immer schlauer. Immerhin konnte ich mich darüber freuen, dass es noch ein „Hinterher“ gab. Seit diesem Erlebnis fahre ich auf dieser Strecke besonders aufmerksam. Ich weiß nun, dass manch rücksichtsloser Fahrer dort waghalsige Manöver fährt. Vor allem aber weiß ich, wie leicht ich mich von meinen scheinbar wichtigen Gedanken davon ablenken lasse, was ich in diesem Augenblick viel dringender tun sollte – nämlich auf die Straße achten!

Kraftstoffreserve leer?

Mit Aufmerksamkeit ist es so ähnlich wie mit dem Kraftstofftank. Ist der Tank ausreichend gefüllt, kann ich mich auf das konzentrieren, was vor mir liegt. Geht die Kraft jedoch zur Neige, lässt die Aufmerksamkeit nach. Ich werde anfälliger für Ablenkungen. Sie beginnen, meinen ohnehin schon müden Geist zu zerstreuen, sodass ihm erst recht die Kraft fehlt, sich zu bündeln und auf das in diesem Augenblick Wichtige zu konzentrieren.

„Haltet euch bereit“, mahnt Jesus seine Jünger in der Bibel. „Lasst eure Lampen nicht verlöschen!“ (Lukas 12,35).

Damals benötigten Lampen noch Brennmaterial. Wer nicht rechtzeitig für Nachschub sorgte, riskierte, dass seine Lampe ausging und er im Dunkeln saß. Jesus rief seine Jünger dazu auf, jederzeit mit seiner Wiederkehr zu rechnen. Niemand konnte wissen, wann er zurückkommen und Gericht halten würde. Deshalb sollten sie alle nötigen Vorbereitungen treffen, um für diesen Moment bereit zu sein und nicht orientierungslos im Dunkeln herum zu stolpern.

Jesus rief seine Jünger dazu auf, jederzeit mit seiner Wiederkehr zu rechnen. Niemand konnte wissen, wann er zurückkommen und Gericht halten würde.

 

Rechtzeitig tanken!

Das Bild mit der Lampe ist geschickt gewählt. Nicht nur, weil Jesus sich selbst als Licht der Welt bezeichnet und seine Nachfolger damit auffordert, im Licht zu bleiben. Er appelliert auch daran, das Licht am Brennen zu halten. Immer rechtzeitig für Brennstoff zu sorgen. Das erfordert eine gewisse Konzentration. Wer seinen Geist müde werden lässt, sodass er zur Zerstreuung neigt, verliert schnell die Lampe aus dem Blick und vergisst, sie aufzufüllen. Sie droht, zu verlöschen. Wer dann im Dunkeln sitzt, findet – nach der Logik dieses Bildes – Jesus nicht mehr wieder.

Was Jesus in seinem Satz nicht ausdrücklich sagt, was aber mitschwingt: Er selbst ist die Quelle dieses Brennstoffs. Bei ihm können wir unsere Lampen immer wieder neu auffüllen lassen, damit sie bis zu seiner Wiederkunft hell leuchten. Er fordert uns nicht dazu auf, uns mit dem Aufpassen und Bereithalten zu verausgaben, bis wir nicht mehr können.

Wir dürfen jederzeit zu ihm kommen – nicht erst, wenn das Reservelämpchen aufleuchtet. Wer regelmäßig in kurzen Intervallen zu Jesus zum Nachfüllen kommt, hält sein Licht sicher am Leuchten und hat genügend Kraft, um aufmerksam auf dem Weg zu bleiben. Damit es gar nicht erst zum Crash kommt - und dann die Lampen ausgehen.

Wir dürfen jederzeit zu ihm kommen – nicht erst, wenn das Reservelämpchen aufleuchtet.

 Katrin Faludi

Katrin Faludi

  |  Redakteurin

In Offenbach geboren, mit Berliner Schnauze aufgewachsen. Hat Medienwissenschaft und Amerikanistik studiert, ist danach beim Radio hängengeblieben. Außerdem schreibt sie Bücher, liebt alles, was mit Sprache(n) und dem Norden zu tun hat und entspannt gerne beim Landkartengucken. Mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern wohnt sie in Bad Vilbel.

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Kommentare (1)

Hermann S. /

Einige Entwicklungen sollten Unsere Alarmglocken auslösen bzw. nachdenklich und "unruhig" machen. Auch wenn unser "Ersatzkanister voll ist, ist unsere Welt in größter Gefahr"
(W. Ischinger, Münchner Sicherheitskonferenz).
Liebe Grüße
Hermann S.

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