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© Vander Films / unsplash.com

27.02.2021 / Andacht / Lesezeit: ~ 9 min

Autor/-in: Steffen Brack

Die Wahrheit ist schon auf dem Weg (2)

Vom Sucher zum Gesuchten.

 

 

Wahrheit. Was ist das? Und lohnt es sich überhaupt, dass ich dem nachspüre? Ja. Es lohnt sich. Auf jeden Fall. Denn die Wahrheit zeigt mir, worauf ich mich verlassen kann. Und zwar immer. Und unter allen Umständen. Lesen Sie hier die Fortsetzung zum 1. Teil des Artikels.

Wahrheit – was das Wort in der Bibel bedeutet

Johannes, einer der ersten Begleiter von Jesus, schreibt in seinem Bericht über ihn: „Gottes ganze Gnade und Wahrheit sind in Jesus zu uns gekommen.“ (Johannes 1,14). Wie kommt Johannes eigentlich darauf, die Wahrheit mit einer Person zu verknüpfen? Und zwar derart untrennbar, dass in der Person von Jesus die ganze Wahrheit Gottes erscheint.

Um das besser zu verstehen, hilft ein Blick in die Bibel. Denn dort zeigt sich: Wahrheit meint hier mehr als die Richtigkeit einer Aussage – mehr oder weniger abstrakt. Wie z.B. „eins plus eins ist gleich zwei“. Im ersten Teil der Bibel, dem Alten Testament, geht das hebräische Wort für „Wahrheit“ auf den Wortstamm „āman“ zurück. Und „āman“ bedeutet fest sein, beständig sein, zuverlässig oder tragfähig sein. Und diese Bedeutung liegt allen Begriffen zu Grunde, die von „āman“ abgeleitet werden. Also auch dem hebräischen Wort für „Wahrheit“.

Das Verb – also das Tätigkeitswort – aus der Wortfamilie „āman“ meint zunächst einmal „halten, tragen“. Und Menschen, die in irgendeiner Form etwas halten oder tragen, werden mit Begriffen bezeichnet, die davon abgeleitet werden. Dazu gibt es ein sehr schönes Beispiel. Da diskutiert Mose mit Gott und meint: „Trage das Volk an deiner Brust, wie die Amme den Säugling trägt“ (4. Mose 11,12). Dabei wird „Amme“ von „aman“ abgeleitet.

Es geht bei der hebräischen Wortgruppe rund um den Begriff „Wahrheit“ also um etwas ganz Konkretes. Um etwas ganz Praktisches. Wie z.B. darum, ein Baby ganz nah am eigenen Körper zu tragen. Wahrheit hat demnach ganz viel mit dem menschlichen Alltag zu tun. Mit der Wirklichkeit, in der wir jeden Tag leben. Hier zeigt sich schon ein ganz erheblicher Unterschied zur klassischen griechischen Philosophie. Denn dort ist die Frage nach der Wahrheit im Lauf der Zeit immer abstrakter geworden.

Die Wahrheit tun

Zu den zentralen Begriffen in der Bibel für das Wort „Wahrheit“ gehören auch die beiden Wörter „emunah“ und „emet“. Sie bedeuten zum einen „Festigkeit, Beständigkeit“. Und andererseits „Wahrheit, Wahrhaftigkeit, Zuverlässigkeit und Treue“. In den allermeisten Fällen bezeichnen sie keinen Sachverhalt. Sondern das „zuverlässige und wahrhaftige“ Verhalten eines Menschen gegenüber anderen. Oder eben Gottes „zuverlässiges und treues“ Verhalten Menschen gegenüber (Jesaja11,5; 26,2; 2. Chronik 19,9).

David, der später einmal König in Israel werden sollte, ruft Saul – seinem Amtsvorgänger – zu: „Der Gott Israels belohnt jeden, der tut, was gut und richtig ist, und der aufrichtig und wahrhaftig handelt. Heute hat Gott dich in meine Gewalt gegeben. Doch ich wollte mich nicht an dem König vergreifen, den der Gott Israels auserwählt hat.“ (1. Samuel 26,23). „… der tut, was gut und richtig ist, und der aufrichtig und wahrhaftig handelt“, sagt David hier. Und das gibt die Bedeutung von „aufrichtige Wahrhaftigkeit“ sehr gut wieder.

„Wahrheit, Wahrhaftigkeit, Treue“ – das ist also einerseits das Verhalten eines Menschen, das sich ganz an Gott ausrichtet. Sehr deutlich zeigt sich:

Im Alten Testament bezeichnet „Wahrheit“ ein ganz praktisches Verhalten. Die „Wahrheit“ im Alten Testament gilt es zu tun. Sie wird gelebt. Nicht nur gewusst.

Gottes Wahrheit

Von Gott heißt es in der Bibel: „Vollkommen ist sein Tun, denn alle seine Wege sind recht. Ein Gott der Treue und ohne Trug, gerecht und gerade ist er!“ (5. Mose 32,4).

Der Ausdruck „Gott der Treue“ lässt sich hier auch durchaus wörtlich übersetzen. Nämlich „Gott ist Wahrheit, Gott ist Wahrhaftigkeit oder eben Gott ist Treue.“ Während Gott die aufrichtige Treue, die Wahrhaftigkeit, die Wahrheit bei seinen Menschen sucht (s.o. und Habakuk 2,4; Römerbrief 1,17), ist er selbst all das in Person.

Sein ganzes Wesen ist durch und durch treu und wahrhaftig, zuverlässig und wahr. (vgl. Jesus in Johannes 14,6; 18,37f; Römerbrief 1,25). Daraus ergibt sich dann ganz folgerichtig, dass auch Gottes Worte – also alles was er sagt – zuverlässig ist, beständig und wahr. (Psalm 119,86.138; Psalm 33,4).

Gottes „Wahrheit und seine Treue“ – das beschreibt also, dass Gott alles, was er gesprochen und zugesagt hat, auch tut bzw. tun wird. Es geschieht oder wird geschehen, darauf ist Verlass – zu 100%. Auch bei Gottes „Wahrheit“ geht es also um etwas, das zu tun ist. Und im Fall Gottes wird es auch getan. Das ist garantiert.

Denn Gott ist die Treue, die Zuverlässigkeit – die Wahrheit – in Person.

Wer tut die Wahrheit?

Zusammenfassend lässt sich festhalten: „Wahrheit“ ist in der Bibel nichts Abstraktes. Wahrheit ist kein Gegenstand, der denkerisch erforscht werden kann. Im Alten Testament taucht „Wahrheit“ vor allem anderen als Beziehungsgriff auf. „Wahrheit“ verweist darauf, dass Dinge, Tatbestände, Menschen oder auch Gott „zuverlässig“ sind und „sicher“. Es geht darum, dass Ereignisse auch tatsächlich geschehen. Oder dass Zusagen auch wirklich eintreffen werden.

Die „Wahrheit“ ereignet sich, sie geschieht. Und zwar dadurch, dass sie jemand tut. In der Bibel geht es daher weniger darum, die „Wahrheit“ zu wissen. Es kommt vielmehr darauf an, sie zu tun. Oder darauf zu vertrauen, dass Gott sie ausführt. Wahrheit ist nur, was in der geschichtlichen Wirklichkeit durch das Handeln einer Person geschieht. Die erkenntnistheoretische Frage des klassischen griechischen Denkens: „Was ist Wahrheit?“ wird in der Bibel so nicht gestellt. Stattdessen gibt die hebräische Wortfamilie zum Begriff „Wahrheit“ Auskunft auf die Frage: „Auf was oder auf wen ist wirklich Verlass?“ „Wo oder beim wem sind Menschen sicher?“ Und zwar mit ihrem gesamten Leben, mit ihrer gesamten Existenz?“

Jesus – Gottes Wahrheit, Gottes Zusagen und Gottes Tun in Person

Der zweite Teil der Bibel, das Neue Testament, ist im Griechisch des 1. Jahrhunderts geschrieben. Denn das war damals die meist gesprochene Sprache im gesamten Römischen Reich. Vergleichbar mit Englisch in unserer Welt heute. Und obwohl sich das griechische Verständnis von „Wahrheit“ deutlich vom hebräischen Wahrheitsbegriff des Alten Testaments unterscheidet, zeigt sich doch:

im Neuen Testament bedeutet „Wahrheit“ genau das gleiche wie im Alten Testament. Trotz des Wechsels von der Hebräischen zur Griechischen Sprache: die inhaltlichen Aussagen der Wortgruppe „Wahrheit“ aus dem Alten Testament bleiben alle erhalten. Auch, wenn sie nun sozusagen im griechischen „Gewand“ daherkommen.

Wie schon erwähnt: Gleich zu Beginn seines Berichtes über Jesus beschreibt Johannes, einer der ersten Begleitern von Jesus, was er mit dem Gottessohn erlebt hat. Und was ihm daraus klar geworden ist.

Er, das Wort, wurde ein Mensch, ein wirklicher Mensch aus Fleisch und Blut. Er lebte unter uns. Und wir haben seine Macht und Hoheit gesehen, die göttliche Hoheit, die ihm der Vater gegeben hat - ihm, seinem einzigartigen Sohn. Gottes ganze Gnade und Wahrheit sind in ihm zu uns gekommen (Johannes 1,14).

Das Wort, das Gott ist (Vers 1), wurde Mensch. Tatsächlich ein wirklicher Mensch. Ein Mensch aus Fleisch und Blut. Und dieses Wort ist der einzigartige Sohn Gottes – Jesus. Johannes und die anderen Begleiter können Jesus seine göttliche Herrlichkeit ansehen. Obwohl er nun auch ganz und gar Mensch geworden ist. Und Johannes erklärt: die göttliche Macht und Hoheit des Gottessohns hat sich in der ganzen, in der vollumfänglichen Gnade und Wahrheit Gottes gezeigt. Wie das gemeint ist, erläutert er in Vers 17:

Denn das Gesetz wurde durch Mose gegeben. Die Gnade und die Wahrheit aber kamen durch Jesus Christus (Johannes 1,17).

Und „Wahrheit“ ist hier – ganz in der Fortsetzung des alttestamentlichen Verständnisses – erneut ein Ereignis, das nun in der Wirklichkeit geschieht. In der tatsächlichen Geschichte, in der wir alle Leben. Bei Johannes heißt das: „die Gnade und die Wahrheit ist … geworden. Oder anders ausgedrückt: dieses Ereignis – dass Gottes Gnade und Wahrheit jetzt zu den Menschen kommt – dieses Ereignis wurde von jemandem getan, nämlich „durch Jesus Christus“.

Dadurch, dass Jesus Mensch geworden ist, sind Gottes „Wahrheit“ und „Gnade“ Wirklichkeit geworden. Ein wirkliches Ereignis, eine echte Tatsache in der tatsächlichen Geschichte, in der wir leben. Jesus ist Gottes Gnade auf zwei Beinen. Er ist Gottes Wahrheit zum Anfassen.

Die Wahrheit, die Jesus verkörpert – im wahrsten Sinne des Wortes – und wie Johannes sie beschreibt, diese Wahrheit hat sich ereignet. Und das tut sie immer noch. Und sie ist durch eine Person geschehen und sie geschieht immer noch. Und sie ist in der tatsächlichen Geschichte Wirklichkeit geworden. Und das ist sie nach wie vor.

Die „Wahrheit“, von der Johannes schreibt, ist unwiderruflich gebunden an die Person und die Geschichte von Jesus Christus. Das zeigt sich dann auch im weiteren Verlauf der Ereignisse. So spricht Jesus am Abend vor seiner Kreuzigung zu seinen Leuten: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater außer durch mich“ (Johannes 14,6, vgl. Johannes 4,24-26). Die „Wahrheit“, die in Jesus Christus menschliche Gestalt angenommen hat – und die damit zur echten Wirklichkeit in der Geschichte geworden ist – das ist die „Wahrheit“, die Gott durch seinen Sohn offenbart hat.

Und weil diese „Wahrheit“ nun tatsächlich geschehen ist, sich ereignet hat, durch Jesus, deshalb ist diese Wahrheit auch nur bei Jesus zu finden. Deshalb sagt er hier auch: ich bin die Wahrheit. Die Wahrheit über Gott. Und deshalb bin ich alleine der Weg, auf dem Du wirklich zu Gott gelangen kannst. In mir ist das ganze Leben, das in Gott selbst ist.

Die „Wahrheit“, die Jesus verkörpert und verkündigt, kommt nicht aus ihm selbst, sondern sie stammt von Gott, dem Vater. Dort hat sie ihren Ursprung, wie Jesus betont: „Ich sage euch die Wahrheit, die ich von Gott gehört habe“ (Johannes 8,40). Im Gespräch mit Pilatus -dem Römischen Stadthalter in Israel – dort spricht Jesus dann schließlich von der „Wahrheit“, die mit ihm erschienen ist: „Ich bin dazu geboren und in die Welt gekommen, dass ich die Wahrheit bezeuge“ (Johannes 18,37).

Es scheint so zu sein, dass Pilatus diesen Satz etwa so verstanden hat, als stehe hier die „Wahrheit“ als eine eigenständige Größe Jesus gegenüber. Doch das hat Jesus offensichtlich nicht gemeint. Sondern: Gottes „Wahrheit“ wurde geschichtliche Wirklichkeit – und zwar durch Jesus. Nur durch ihn. Und dadurch, dass Jesus Mensch geworden ist, ist die Wahrheit Gottes tatsächlich wirklich geworden. Und so wird nur durch den Gottessohn die „Wahrheit“ Gottes bezeugt.

An seiner Person wird die göttliche „Wahrheit“ zugänglich. Er ist der Zugang zur letztgültigen Wirklichkeit Gottes. Das heißt: Jesus bezeugt die Wirklichkeit Gottes und offenbart sie damit auch.

In Jesus ist Gottes Wahrheit gegenwärtig. Durch ihn gelangte sie in die erfahrbare Welt der geschichtlichen Wirklichkeit.

Pilatus‘ Frage zeigt, dass er diese Zusammenhänge wohl nicht erfasst hat. Ganz nach den Vorstellungen der griechisch geprägten Antike begreift er „Wahrheit“ offensichtlich als ein „Was“. Deshalb seine Frage an Jesus: „Was ist Wahrheit?“ (Johannes 18,38). Und dabei steht „die Wahrheit“ vor ihm. Die Wahrheit in Person: Jesus.

Er ist die Wahrheit, die sich auf die Suche gemacht hat. Nach Ihnen – und nach mir. Ich habe es zu meinem großen Glück vor über 30 Jahren erfahren: bei Jesus bin ich der ganzen Wahrheit Gottes begegnet. Allem, was Gott jemals zugesagt hat, das wird Wirklichkeit bei seinem Sohn Jesus: Dass Gott uns annimmt. Dass er uns liebt. Dass er uns vergibt. Und dass er eine ganz neue Welt schaffen wird, die rundum gut ist. Und in der jeder dabei sein wird, der sich von Jesus finden lässt. Und dann wird alles wahr werden, was Gott versprochen hat.

Ich wünsche Ihnen das von ganzen Herzen, dass Sie das alles selbst erfahren können. Dass Sie sich finden lassen – von Jesus.

Hier gelangen Sie zum ersten Teil des Artikels.


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 Steffen Brack

Steffen Brack

  |  Coach Evangelisation & Follow-Up

Theologe und Redakteur, verheiratet, drei Kinder. Begeistert von Gottes unerschütterlicher Liebe.

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