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28.12.2020 / Andacht / Lesezeit: ~ 4 min

Autor/-in: Sonja Kilian

Die wichtigste (Vor)sorge

Darf ein Christ sich Sorgen machen?

„Sie dürfen gerne eine zweite Packung nehmen.“ Die freundliche Verkäuferin im Supermarkt lächelt mich an, während sie frisch eingetroffenes Toilettenpapier auftürmt. Während der Coronazeit ist ihr Angebot nicht selbstverständlich, doch ich hole mir kein weiteres Paket. Eins reicht! Warum soll ich die Rollen bei mir lagern? Damit nehme ich nur anderen etwas weg, die nicht rechtzeitig zugegriffen haben.

Diese Einstellung habe ich einige Zeit später zwar nicht völlig aufgegeben, aber doch relativiert, als es tatsächlich manchmal zu Engpässen gekommen ist. Außerdem hat meine Schwester mir neulich versichert, dass Lagerhaltung sogar biblisch sei. Sie hat mich dabei auf die Geschichte in Matthäus 25 verwiesen.

Darin geht es um Frauen, die zu einer Hochzeit eingeladen sind und auf den Bräutigam warten. Die einen haben vorsorglich genug Brennstoff für ihre Lampen mitgenommen, um bis spät nachts Licht zu haben. Den anderen Gästen fehlt ein Vorrat an Öl, was ihnen teuer zu stehen kommt. Diese scheinbar sorglosen Frauen müssen einkaufen gehen und kommen zu spät zur Hochzeitsfeier. Ihnen bleibt letztendlich der Zutritt zum Fest verwehrt.

Was hält Jesus von der Maskenpflicht?

Meine Schwester, die beruflich im medizinischen Bereich arbeitet, gehört zu den Umsichtigen. Wie die vorausschauenden Frauen im biblischen Gleichnis möchte sie gewappnet sein für den Notfall. Sie hält viel von Vorratshaltung. Außerdem will sie sich und andere bestmöglich schützen; kein Risiko in Kauf nehmen.

Während der Coronapandemie treffe ich aber auch Menschen, die sich nicht sicher sind, welche Strategie sie im Umgang mit der neuen Krankheit bevorzugen sollen. Eine Bekannte von mir meinte kürzlich, während sie die unliebsame Gesichtsmaske nach einem Gottesdienst abnahm:

„Was Jesus wohl von diesen Masken hält?“ Sie befürchtet, die Schutzmaßnahme könnte eine Beleidigung für Gott sein. Denn wer Gottvertrauen hat, braucht sich schließlich nicht vor Krankheiten zu fürchten. Diese Einstellung brachte mich zum Nachdenken darüber, ob ich mir als Christ überhaupt Sorgen machen darf oder nicht.

Gott sorgt für uns

In Matthäus 6,26 heißt es: „Sehet die Vögel unter dem Himmel an: sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in die Scheunen; und euer himmlischer Vater nährt sie doch.“ Weiter sagt Jesus in Vers 34, dass Gott weiß, was wir brauchen: „Sorgt nicht für morgen, denn der morgige Tag wird für das Seine sorgen. Es ist genug, dass jeder Tag seine eigene Plage hat.“

Wie die Vögel sind auch wir angewiesen auf die Jahreszeiten und das Wachstum unserer Nahrung auf den Feldern. Vieles haben wir nicht in der Hand. Gerade während der Coronapandemie wird immer wieder deutlich, dass wir zwar Pläne machen, aber niemals für die Umsetzung garantieren können.

Zu vieles liegt außerhalb unserer Macht. Wenn wir sowieso nicht alles in der Hand haben und außerdem Gott sich um uns kümmert, warum sollten wir uns dann unnötig Sorgen machen?

Der Unterschied zwischen Sorge und Vorsorge

Wenn ich mir aber Vögel genauer anschaue, merke ich, dass sie nicht faul auf einem Ast sitzen und den Schnabel aufsperren, bis ein Insekt hineinfliegt. Sie säen zwar nicht und legen keine Vorräte an, aber an jedem einzelnen Tag suchen sie aktiv Nahrung. Sie bauen auch kunstvolle Nester und verstecken diese vor Feinden. Vögel machen sich keine Sorgen – aber sie sorgen gut für den Nachwuchs vor und sie sorgen für ihre eigenen Bedürfnisse.

Je mehr ich über die Vögel nachdenke, desto klarer wird mir, dass ich manchmal Sorge und Vorsorge verwechsle. Sorgen sind unnötig; Vorsorge ist nötig. Trotzdem ist es normal, dass ich Zukunftsängste habe. Jesus versteht das. Er war selbst Mensch und hat viel mit Menschen zu tun gehabt.

Im Gespräch mit seinen Freunden stellt er fest: „In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden“ (Johannes 16,33). Das klingt nach Verständnis und könnte vielleicht auch so formuliert werden: „Ihr dürft Angst haben, aber ihr braucht keine Angst zu haben.“

Die wichtigste Vorsorge

Viele Menschen wollen jederzeit „für alle Fälle“ gerüstet sein. Zum Beispiel gegen eine Virusinfektion. Oder für einen Coronafall. Für den Lockdown. Für die Quarantäne. Warum auch nicht? Vorsorge ist erlaubt, wenn sie nicht anderen schadet. Die klugen Frauen in der biblischen Geschichte haben nicht durch übertriebene Öleinkäufe den Barrellpreis in die Höhe getrieben. Sie haben kein Fass hinter sich her gerollt.

Andererseits geht es bei dem Gleichnis, das Jesus erzählt, gar nicht um eine Vorsorge, wie wir sie treffen, wenn wir uns einen Vorrat an Toilettenpapier zulegen oder uns mit Hygienemaßnahmen vor einer Krankheit schützen. Es geht um wesentlich mehr.

Die vorausschauenden Frauen in der Geschichte, wollen zum Bräutigam auf ein Hochzeitsfest gehen. Sie wollen zu Jesus und mit ihm das ewige Leben feiern. Um zu diesem Ziel zu gelangen, nutzen keine Vorräte aus dem Supermarkt und keine medizinischen Hilfsmittel. Denn es geht darum, sich auf die Ewigkeit vorzubereiten.

Wenn wir das im Blick haben, verblassen andere Sorgen. Jesus rät uns: „Setzt euch zuerst für Gottes Reich ein und dafür, dass sein Wille geschieht. Dann wird er euch mit allem anderen versorgen“ (Matthäus 6,33).

 Sonja Kilian

Sonja Kilian

  |  Redakteurin

Die verheiratete Mutter zweier Töchter liebt inspirierende Biografien. Deshalb liest sie gern, was Menschen mit Gott erlebt haben, schreibt als Autorin darüber und befragt ihre Gäste in Interviews auf ERF Plus.

Ihr Kommentar

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Kommentare (2)

Martin /

Danke , schöner Text.

Daniela /

Vielen Dank für die Antwort. Das war genau meine Frage an Gott: "Darf ich Angst haben? Und wie sie es eigentlich mit Vorrat aus?" Also mich haben diese beiden Fragen die letzten Tage beschäftigt und mehr

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