Heimat: ein komisches Wort
Für mich ein Wort, dass nach Heimatfilm, Volksmusik und nach der Nachkriegssehnsucht von einer heilen Welt klingt. Die Heimat, die meine Großeltern in den Wirren des Krieges verloren haben und seither glauben diese nirgendwo mehr gefunden zu haben. Heimat, als eine Wurzel, die, wenn sie verloren geht, unwiederbringlich in ein haltloses Leben führt? Was, wenn man nie das Gefühl von Heimat hatte?
Ich gehe durch den kleinen Ort, in dem ich lebe und erblicke wieder eine dieser neuen aluminiumfarbenen Baracken mit Wellblechdach. Mittlerweile der dritte Ort rund um die kleine Gemeinde, wo eine neue Heimat für Flüchtlinge entsteht. Ja, das sind wortwörtlich Menschen, die ihre Heimat aufgegeben haben und eine neue suchen. Also ist diese Wellblechhütte ihre neue Heimat. Gruselig stelle ich mir das vor und frage mich, ob diese neue Heimat auch das entsprechende Gefühl dazu vermittelt.
Ist das Gefühl von Heimat an einen bestimmten Ort gebunden? Wenn ich meine Großeltern befrage, die nach dem zweiten Weltkrieg aus ihrer Heimat vertrieben wurden, würden sie die Frage mit „Ja“ beantworten. Für sie sind Ort und Gefühl untrennbar miteinander verbunden. Aber wie ist das für die Flüchtlinge in meinem Ort? Wie ist das eigentlich für mich?
Herzlich willkommen! Bitte treten sie ein
Auch die Bibel beschreibt ein Volk, das jahrelang auf der Suche nach einer neuen Heimat war und darunter sehr gelitten hat: Israel. Einer, der dieses Volk eine Zeit lang begleitet hat, war der Prophet Hesekiel. Er wird mit dem jüdischen Volk von Jerusalem nach Babylon deportiert, später wird auch der Tempel in Jerusalem zerstört. Fern der Heimat, ohne den Tempel, scheint das jüdische Volk seine hart erkämpften Wurzeln wieder einmal verloren zu haben. Doch die Verheißungen, die Hesekiel von Gott bekommt, stärken sie und das Volk Gottes versteht, dass sie eine geistliche Heimat haben die nicht ortsgebunden ist.
So heißt es auch in der Monatslosung für November: „Gott spricht: Ich will unter ihnen wohnen und will ihr Gott sein und sie sollen mein Volk sein.“ (Hesekiel 37,27).
Der Prophet Hesekiel beschreibt einen Gott, der mitten im Alltag teilhaben möchte am Leben der Israeliten, also auch an unserem Leben heute. Nicht ortsgebunden, egal ob mit Heimat oder ohne. Da, wo wir gerade sind, örtlich oder auch mental, genau da will Gott Gemeinschaft mit uns haben. Egal ob heimatlos in einer Baracke oder in meiner postmodernen Gefühlswelt. Gott ist da, mitten in meiner ganz persönlichen Turbolenz und ich muss lediglich einen Platz frei machen und sagen: Herzlich Willkommen.
Für mich ist es ganz platt: „Heimat ist für mich überall da, wo Menschen sind, die ich liebe und wo ich das Gefühl habe von Menschen angenommen zu sein.“ Heimat ist für mich nicht an einen bestimmten Ort gebunden, sondern es geht vielmehr um das Gefühl von Heimat und das kann ich an jedem Ort dieser Welt finden. Wirklich? Sich angenommen fühlen, geliebt und wertgeschätzt, angekommen sein – ist das Heimat?
Heimat ist für mich überall da, wo Menschen sind, die ich liebe und wo ich das Gefühl habe von Menschen angenommen zu sein.
Ich glaube es ist noch viel mehr. Heimat bedeutet für mich als Christ, auch eine geistliche Heimat zu haben und in sich selbst angekommen zu sein, das ist wohl in der heutigen turbulenten Zeit mitunter das Schwierigste.
Ihr Kommentar
Kommentare (5)
Guten Abend,
weihnachtet es bald sehr?
Nur die meisten Menschen haben in ihrer gelebten Kenntnislosigkeit Weihnachten zu einem Konsumfest umfunktioniert!
Was ist der echte Sinn, die … mehrKernbotschaft für Weihnachten? Wo stehen die Bibelstellen wo die
Propheten schon früh auf das ganz besonderer Ereignis hinweisen?
Ich hoffe Sie haben meine Anregung verstanden?
Mit freundlichem Gruß,
Ernst Wittfeld
Ich muss Torsten zustimmen. Ich wohne fern vom Ort, an dem ich aufgewachsen bin. Es geht mir hier gut, Freunde, Gemeinde, Arbeit, Familie. Mein Herz schlägt aber anders, wenn ich in der Heimat bin. … mehr
Ich denke, dass uns Gott nicht dafür gemacht hat, ständig den Ort zu wechseln. Ich denke, es liegt ein sehr grosser Segen darin, in einem Ort aufzuwachsen, zu leben und zu sterben. Gott hilft uns diese "Trauer" zu überstehen und ja es zieht uns mehr zu Gott. Trotzdem, in der Heimat zu bleiben, ist etwas erstrebenswertes.
Ja, so sehe ich es auch; Heimat ist auch für mich da, wo ich akzeptiert, angenommen, wohl auch ein bisschen geliebt werde;
Sehr schöner guter Beitrag !!
Heimat ist da wo ich aufgewachsen bin. Und das ist für Christen und Nichtchristen so. Heimat ist ein schönes(!) Wort. Warum wollen Sie - Frau Schaumburg - das zerreden? Flüchtlinge haben auch eine … mehrHeimat. Und ich kann mir vorstellen, dass sie innerlich zerrissen sind. Vielleicht wollen sie wieder zurück. Trauen sich aber nicht und werden auch nicht genügend dabei unterstützt. Einerseits sind sie traurig, dass sie ihre Heimat nicht wieder aufbauen können - und wer sollte dafür besser geeignet sein als sie - andererseits zieht der Wohlstand der Gastgeberländer - das kann man niemand verdenken.
Heimat ist Heimat. Ich kann irgendwo sein und mich wohlfühlen, es kann mir rundum gut gehen, ich habe Freunde - und trotzdem ist dieses irgendwo noch lange nicht meine Heimat.
Gerade das Volk Israel, das Sie als Bsp. für eine wie auch immer geartete geistliche Beheimatung anführen, wird eben Israel immer wieder als seine Heimat ansehen. Und im Himmel wird es nicht ein himmlisches Irgendwo geben, sondern ein himmlisches Jerusalem. Heimat ist etwas Gutes - Gott sei Dank. Und niemand braucht sich schämen wenn sein Heimat-Gefühl mit einem Heimat-Ort verbunden ist. Es ist eine Pseudo-Modernität zu meinen wir brauchen keine Heimat. Lassen Sie uns nicht geistlicher sein als Gott.