Navigation überspringen
© ERF

22.07.2015 / Interview / Lesezeit: ~ 7 min

Autor/-in: Rebecca Schneebeli

Ermutigung in drei Minuten

Wieso es zutiefst geistlich ist, Menschen in ganz normalen Alltagsnöten weiterzuhelfen.

Wenn man in einer kniffligen Lebenslage ist, wünscht man sich oft einen weisen Ratgeber: Jemanden, der weiterhilft, ohne einen mit guten Ratschlägen förmlich zu erschlagen. Deshalb will die Beitragsreihe „Die ÜberLebensHelferin“ Ermutigung vermitteln – und zwar auf humorvolle Art. Schon seit April hat sie einen festen Platz in der TV-Sendung „Gott sei Dank“. Sigrid Röseler hat die Reihe mitkonzipiert und tritt darin als ÜberLebensHelferin auf. Wir haben nachgefragt, was sie dazu bewegt, andere Menschen zu ermutigen, und warum das für sie eine geistliche Angelegenheit ist.

ERF Online: Du trittst in „Gott sei Dank“ in einer neuen Themenreihe als ÜberLebensHelferin auf. Was verstehst du unter einem Überlebenshelfer?

Sigrid Röseler: Unter einem Überlebenshelfer verstehe ich einen Rettungssanitäter oder einen Ersthelfer: Leute, die bei einem Unfall geistesgegenwärtig und mutig helfen. Die ÜberLebensHelferin ist sowas ähnliches. Sie will Erste Hilfe leisten in den kleinen Momenten des Lebens, in denen wir am liebsten aufgeben würden. Doch sie ist auch eine konstruierte Figur – allerdings inspiriert von meinem eigenen persönlichen Hintergrund.

ERF Online: In den Clips siehst du nicht direkt wie eine Ersthelferin aus. Wieso habt ihr den Begriff „ÜberLebensHelferin“ gewählt?

Sigrid Röseler: Der Begriff ist ein Name und zugleich eine Marke. Er entstand in einem Brainstorming der Redaktion. Wir haben uns bewusst für eine humoristische Übertreibung entschieden. Es geht um alltägliche „Katastrophen“, um das Überleben im Alltagswahnsinn. Das wirkt auf den ersten Blick nicht lebensgefährlich. Aber Probleme an der Oberfläche haben oft eine tiefe Wurzel, die wir leicht vergessen, übersehen oder nicht wahrhaben wollen – und hier wird es spannend. Es geht nämlich um Dinge, die unser Lachen, unseren Lebensmut oder unsere Liebe töten können. Wenn wir keine Kraft mehr haben oder uns nicht mehr freuen können, sind wir tatsächlich mehr tot als lebendig und schon geht es ums Überleben.

ERF Online: Du hast von deinem persönlichen Hintergrund gesprochen ‒ was qualifiziert dich als ÜberLebensHelferin?

Teampartner Jörg Kuhn (ERF Medien)

Sigrid Röseler: Ich glaube, jeder Mensch kann anderen Menschen weiterhelfen und irgendwo haben wir alle den Auftrag, uns gegenseitig zu helfen. Die ÜberLebensHelferin ist aber keine Therapeutin, sondern präsentiert in erster Linie ein Thema, das ein Team erarbeitet hat. Mein Teampartner Jörg Kuhn und ich recherchieren Themen an und brechen komplexe Sachverhalte auf drei Minuten herunter. Wir strukturieren und sortieren Probleme, um sie überschaubar und damit leichter überlebbar zu machen. Dabei fließen persönliche Erfahrungen aus unserem Leben und unserer Beratungsarbeit mit ein.

„Du bist mit deinen Problemen nicht allein!“

ERF Online: Welche Themen haben sich aus dieser Beratungsarbeit für die ÜberLebensHelferin ergeben?

Sigrid Röseler: Im Prinzip nimmt die ÜberLebensHelferin alles unter die Lupe, was Beziehungen und Kommunikation betrifft. Es geht um Themen wie „Grenzen setzen“, „Nein sagen“, aber auch den Umgang mit Eifersucht und Erwartungen. Auch die Notwendigkeit eines gesunden Selbstwertgefühls und die Stärkung der Persönlichkeit wird immer wieder thematisiert. Hier haben Themen wie Scham, Einsamkeit oder Umgang mit Enttäuschungen ihren Platz.

ERF Online: Warum ist es dir ein Anliegen, Menschen in ihrem persönlichen Leben weiterzuhelfen?

Sigrid Röseler: Ich möchte einfach signalisieren: „Hey, du bist mit deinem Problem nicht allein. Andere kennen das auch! Und wenn das andere überlebt haben, kannst du das auch!“ Um zu ermutigen oder zu helfen, brauchen wir Freude, und die habe ich. Aber ich weiß auch, was Traurigkeit ist. Ich habe in meinem Leben selbst schon mit Depressionen zu tun gehabt. Sehr oft  habe ich erleben dürfen, wie es ist, wenn Leute am Wegesrand stehen und dir zurufen: „Gib nicht auf!“ Das ist wunderbar und das möchte ich weitergeben.

Außerdem begeistert es mich, wenn Menschen persönlich und geistlich reifen. Ich finde es tragisch, wenn Menschen hinter ihren Möglichkeiten zurückbleiben. Wenn sie in alten Verhaltensweisen oder Verletzungen steckenbleiben und nichts von den unbewussten Motiven ahnen, von denen sie angetrieben werden. Ich möchte deshalb Menschen helfen, ihr Leben frei gestalten zu können.

ERF Online: Gibt es Situationen, in denen du dir auch einen Überlebenshelfer wünschst?

Sigrid Röseler: Eigentlich brauche ich jeden Tag einen Überlebenshelfer. Mein Gebet ist sehr oft: „Gott, hilf mir durch den Tag!“ Früher habe ich Gott nur für die großen Dinge gebraucht. Je älter ich werde, desto kleiner werden die Dinge, in denen ich Gottes Hilfe beanspruche. Gott ist definitiv mein Überlebenshelfer. Ich weiß nicht, ob ich noch leben würde, wenn er nicht in mein Leben eingegriffen hätte. Das ist vielleicht auch die Undercover-Mission der ÜberLebensHelferin: Dieses Leben hier zu überleben – hinein in das Leben nach dem Tod, das ewige Leben.

Die ÜberLebensHelferin - weise Impulsgeberin

ERF Online: Woher stammen die Tipps der ÜberLebensHelferin?

Sigrid Röseler: Ich mag das Wort „Tipps“ eigentlich nicht. Die Bezeichnung klingt ein bisschen wie „Ratschläge“ – und Ratschläge sind ja Schläge. Ein Tipp ist für mich so etwas wie der Klaps unter den Ratschlägen. Auf den können wir meist verzichten. Wir empfehlen bei der ÜberLebensHelferin eher Möglichkeiten, die uns selbst geholfen haben, die wir recherchiert oder die wir in unserer beraterischen Ausbildung gelernt haben. Aber manchmal kommt mir zu einem Thema auch mal eine spontane Idee.

Ich wünsche mir, dass mehr als bloßes „Wissen“ in den Clips der ÜberLebensHelferin steckt. Ich wünsche mir, dass echte Weisheit rüberkommt: Eine Weisheit, die nicht prahlt oder angibt und sich nicht zu fein ist, in die kleinen Dinge des Lebens zu kommen. Weisheit ist schön, aber auch schonungslos, weil sie so klar ist. Und sie antwortet auf leichte Art und Weise auf das Schwere – das finde ich toll!

ERF Online: Als ÜberLebensHelferin sprichst du in drei Minuten Themen wie Selbstwert und Streit an. Inwieweit kann ein so kurzes Format dabei überhaupt eine Hilfe sein?

Sigrid Röseler: Die ÜberLebensHelferin hat nicht den Anspruch, auf alles und jedes eine Antwort zu haben oder immer eine geeignete Hilfe anzubieten, sie ist eher Impulsgeberin. Aber daneben hat sie noch eine spezifische, indirekte Funktion: Sie ist ein Vernetzungs-Tool, wo Menschen weitere Infos finden können. Die ÜberLebensHelferin verbindet verschiedene Formate von ERF Medien. In Zukunft soll dafür eine Plattform geschaffen werden. Dort soll der Zuschauer zu ähnlichen, tiefergehenden Angeboten weitergeführt werden: zu thematisch passenden „Mensch, Gott!“–Sendungen; zu ähnlichen Beiträgen bei ERF Pop und ERF Plus und zu passenden Online-Angeboten in Form von Online-Artikeln und Workshops. Außerdem wollen wir dort auch auf weiterführende Literatur und passende Seminare hinweisen. So kann jemand, der über ein bestimmtes Thema mehr wissen will, sich weiter informieren. Aber diese Plattform muss erst noch entwickelt werden.

Ermutigung ist ein geistliches Anliegen

ERF Online: Was hat das Ganze mit dem christlichen Glauben zu tun?

Sigrid Röseler: Wie bereits erwähnt, wünsche mir bei der Umsetzung der Themen viel Weisheit. Ich glaube, dass wahre Weisheit direkt aus dem Himmel kommt und deshalb auch in der Bibel zu finden ist. Die Bibel äußert sich zu vielen menschlichen Problemen: zu Stolz, Neid oder Eifersucht, aber auch zu Trauer und Leid. Neulich haben wir bei der ÜberLebensHelferin einen Beitrag zum „inneren Schweinehund“ gedreht. Darin geht es um die Angewohnheit, Dinge auf die lange Bank zu schieben. Dabei kam mir der Bibelvers: „Kauft die Zeit aus!“ (Kolosser 4,5) in den Sinn und ich habe gespürt: Gott ist es wichtig, dass wir unsere Zeit gut nutzen und nicht verplempern.

Außerdem will die ÜberLebensHelferin ermutigen – ich finde, das ist ein echtes geistliches Anliegen. Der Heilige Geist wird in der Bibel auch Tröster und Ratgeber genannt. Es ist sein Wesen, zu ermutigen. Mein Kollege Jörg Kuhn und ich geben daher dem Heiligen Geist Raum, sich bei unseren Vorbereitungen und Produktionen einzumischen und haben jede Menge Spaß dabei! Neulich bin ich auf einen Vers in der Bibel gestoßen, der ein Leitsatz für uns sein könnte: „Helft euch gegenseitig bei euren Schwierigkeiten und Problemen, so erfüllt ihr das Gesetz, das wir von Christus haben.“ (Galater 6,2) Das versuchen wir umzusetzen.

ERF Online: Die ÜberLebensHelferin läuft schon seit einigen Monaten. Welche Rückmeldungen habt ihr bereits bekommen?

Sigrid Röseler: Obwohl die ÜberLebensHelferin noch jung ist, bekommen wir viele Reaktionen. Zuschauer bedanken sich für die erfrischende und kurzweilige Art der ÜberLebensHelferin. Viele sind begeistert, dass tiefe Einsichten so einfach und kreativ umgesetzt werden. Manche Zuschauer ermutigen mich zurück und feuern uns an. Dafür bin ich sehr dankbar. Besonders gefreut habe ich mich über das Feedback einer Frau, die sich von der Kirche und dem Glauben abgewandt hat, aber sehr angesprochen ist von den Clips.

Doch uns erreichen auch kritische Rückmeldungen: Ein Mann schrieb, dass er nicht verstehe, was es beim Thema „Kritik“ zu überleben gäbe. Er konnte nicht nachvollziehen, warum es für jemanden schwierig sein kann, kritisiert zu werden. Wir merken dadurch: Unsere Themen sprechen nicht immer alle an. Aber das ist okay.

ERF Online: Vielen Dank für das Interview.


Die ÜberLebensHelferin zum Thema Kritik:
 

Alle Videos der "ÜberLebensHelferin" finden Sie in einer Playlist zusammengestellt auf dem Youtube-Kanals von "Gott sei Dank".

 Rebecca Schneebeli

Rebecca Schneebeli

  |  Redakteurin

Sie schätzt an ihrem Job, mit verschiedenen Menschen und Themen in Kontakt zu kommen. Sie ist verheiratet und mag Krimis und englische Serien.

Ihr Kommentar

Die E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Alle Kommentare werden redaktionell geprüft. Wir behalten uns das Kürzen von Kommentaren vor. Ein Recht auf Veröffentlichung besteht nicht.

Kommentare (3)

Monika /

Schwierig, wichtiges kompakt in 3 Minuten unterzubringen. Aber hier ist es gelungen! Danke! Ich teile diese Serie auf Facebook.

Donath L. /

Super! Danke! Ein echt toller Beitrag!
Mit lieben Grüßen Donath Loibl

Gudrun /

Danke für diese Serie.
Ich sehe mir diese Beiträge sehr gern an.

Das könnte Sie auch interessieren