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13.10.2014 / Andacht / Lesezeit: ~ 3 min

Autor/-in: Rebecca Schneebeli

Macht Glaube glücklich?

Warum der Segen Gottes sich nicht berechnen lässt. Eine Andacht.

„Alles für den Herrn?“ Damit tue ich mich manchmal schwer. Natürlich will ich Gott ganz nachfolgen, aber ab und an frage ich mich: Wo bleibe ich dabei? Wird sich Gott ausreichend um mich kümmern, wenn ich ihm mein Leben und meine Zeit ihm gebe? Und das obwohl ich Gottes feste Zusage habe, dass er das tun wird. In Matthäus 6, 33 sichert Jesus seinen Jüngern zu: „Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch das alles zufallen.“

Doch mal ganz ehrlich: Die Formel „Ich arbeite für Gott = Gott gibt mir, was ich brauche“ funktioniert nicht immer ganz so, wie ich mir das wünsche. Wenn ich meinen Haushalt links liegen lasse, um in der Gemeinde mitzuarbeiten, kommen selten die Heinzelmännchen und räumen meine Spülmaschine aus. Auch sonst geht diese Rechnung meist nicht auf. Schon oft habe ich erlebt, dass gerade Menschen, die ihr Leben Gott voll und ganz zur Verfügung stellen, schwere Schicksalsschläge erleben müssen. „Wieso?“, frage ich mich dann. Dass Gott meine Spülmaschine nicht ausräumt, ist klar, aber wo ist die versprochene Bewahrung für seine Kinder in solchen Situationen?

Gott schenkt kein „Rundum-Sorglos-Paket“

Als ich in den letzten Tagen wieder über diese Frage nachgegrübelt habe, fiel mir auf, dass ich diesen Bibelvers bisher falsch verstanden habe. Denn beim erneuten Lesen des Bibelverses blieb ich plötzlich an dem schönen Wort „zuerst“ hängen. Da steht tatsächlich „zuerst“, nicht ausschließlich. Das heißt: Gott erwartet zwar, dass ich ihn an die erste Stelle meiner Prioritätenliste setze, aber er weiß auch: Da stehen noch andere Dinge drauf. Auch wenn ich „alles für den Herrn“ gebe, muss ich immer noch schlafen und essen und brauche ab und an Erholungspausen – und das ist völlig in Ordnung so. Dieser Bibelvers verlangt also nicht Vollgas bis zum Anschlag von mir.

Die zweite Formulierung, an der ich hängengeblieben bin, ist „das alles“. Das klingt nach Vollversorgung bis zum Tod ‒ nach einem Haus am See, dem passenden Ehemann und süßen gesunden Kindern. Aber Moment mal! Jesus spricht mit seinen Jüngern in den Versen zuvor über Sorgen um Essen und Kleidung. Er sichert ihnen also nicht zu: „Ihr werdet krankheitsfrei und glücklich bis ans Lebensende sein.“ Er sagt: Gott wird eure Grundbedürfnisse stillen, wenn ihr euch für ihn einsetzt. Das ist eine Riesenzusicherung, aber eben nicht das „Rundum-Sorglos-Paket“, das ich manchmal von Gott erwarte.

Gott segnet, aber anders

Daran schließt sich für mich die Frage an: Wie genau erfüllt Gott diese Zusage? Und woran kann ich messen, ob er es tut? An meinem Erfolg oder meinem Kontostand? Sind das adäquate Messwerte für den Segen Gottes?

Ich glaube nicht. Ich kann nicht vorherbestimmen, wie Gott meinen Dienst segnen wird. Es gibt keinen irdischen Messwert für seinen Segen. Ein Beispiel: Mein ehrenamtlicher Dienst in einem christlichen Buchladen raubte mir während meiner Masterarbeit viel Zeit, aber mir wurde dadurch ein kostenloser Besuch bei der Frankfurter Buchmesse ermöglicht. Dadurch kam es überraschend zum Abschluss eines Buchvertrages. Zwar fiel meine Abschlussarbeit nicht mit Bestnote aus, dennoch hat Gott meinen Einsatz belohnt ‒ anders als ich je erwartet hätte. Was überwog also: Segen oder Nachteil? Für mich der Segen, denn ein Buch zu veröffentlichen war immer mein Traum.

Sicher ist für mich daher: Wenn ich Gott mein Geld, meine Zeit und meine Kraft gebe, wird das nicht leer zurückkommen. Das hat er versprochen. Aber ich kann ihm nicht vorschreiben, wie er das tun soll. Und ich muss ihm vertrauen, dass er weiß, was ich wirklich brauche. Tue ich das?

 Rebecca Schneebeli

Rebecca Schneebeli

  |  Redakteurin

Sie schätzt an ihrem Job, mit verschiedenen Menschen und Themen in Kontakt zu kommen. Sie ist verheiratet und mag Krimis und englische Serien.

Ihr Kommentar

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Kommentare (5)

Harald W. /

Die Jünger sollen nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit streben.Gott wird für sie sorgen und ihnen all das geben,wenn sie ein Leben im Glauben führen.Es nützt also nichts,sich zu sorgen.

Friedemann H. /

Ja, man kann Jesus voll vertrauen. Ich gehe meinen Weg jetzt bewußt ca. 41 Jahre mit ihm. Er hat mir aufgeholfen, als ich gebeten wurde, wegen meiner Behinderung meine Tätigkeit als Bürokaufmann zu mehr

g.jacobi /

das müssen wir jeden tag neu lernen!°°

maja /

danke für diese tolle auslegung, die ich praktisch, verständlich und nachdenkenswert finde. auch die führung Gottes und Seine "segensmischung", wie sie am ende beschrieben werden, waren für mich echt mehr

Angelika /

Danke für diese Worte, die wir uns immer vor Augen halten sollten. Ich bin auch sehr dankbar, dass wir überhaupt die Möglichkeit haben, darüber nachzudenken. Das ist ein gewisser Luxus, da wir nun mehr

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