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© Greg Raines / unsplash.com

19.08.2013 / Andacht / Lesezeit: ~ 3 min

Autor/-in: Rebecca Schneebeli

Heute schon gelogen?

Warum Ehrlichkeit wirklich am längsten währt. Eine Andacht.

Haben Sie heute immer die Wahrheit gesagt? Eine provozierende Frage. Sicherlich werden Sie instinktiv mit „Ja“ antworten und dabei – ja genau – lügen. Studien zufolge lügen wir etwa 200 Mal am Tag. Auch wir Christen? Sicherlich nicht! Oder vielleicht doch?

Denn auch wenn wir uns um Ehrlichkeit bemühen, rutschen uns in Alltagssituationen manchmal Lügen heraus. Wie oft haben Sie der Verkäuferin im Supermarkt einen schönen Tag gewünscht, obwohl sie insgeheim der Ansicht waren, noch nie von einer inkompetenteren Verkäuferin bedient worden zu sein? Und eine der häufigsten Lügen kommt aus unserem Mund, wenn wir gefragt werden, wie es uns geht. „Gut“ sagen wir, weil wir wissen, dass unser Gegenüber diese Antwort erwartet. „Das sind doch nur Höflichkeitsfloskeln“, werden Sie einwenden.

Natürlich, aber auch sonst haben wir oft einen laxen Umgang mit der Wahrheit. Wenn unser Ehepartner uns fragt, wieso wir den Müll nicht ausgeleert haben, sagen wir: „Ich habe es vergessen!“ Stattdessen hatten wir vielleicht einfach „keinen Bock“.

Wahrheit braucht keine großen Worte

Wie stand eigentlich Jesus zum Thema Lügen? In Matthäus 5,37 sagt er seinen Jüngern: „Eure Rede aber sei: Ja, ja; nein, nein. Was darüber ist, das ist vom Übel.“ Eigentlich wendet sich Jesus in diesem Text gegen das Schwören. Er spricht das Problem an, dass Menschen oft viele Worte machen, um andere von ihrer Wahrhaftigkeit zu überzeugen. Es beginnt schon in der Kindheit. Wir versprechen unseren Eltern hoch und heilig, bis morgen unser Zimmer aufzuräumen, oder schwören, dass nicht wir es waren, die die Fensterscheibe kaputt gemacht haben. Und dann? Dann kommt heraus, dass wir gelogen haben.

Jesus rät uns, keine großen Worte zu machen, damit andere uns Glauben schenken, sondern klar und deutlich die Wahrheit zu sagen. Denn wenn wir es uns zur Angewohnheit machen, die Wahrheit zu sagen, braucht es keine vielen Worte mehr. Das ist nicht immer einfach, aber es lohnt sich. Denn dann erleben die Menschen in meinem Umfeld, dass sie sich auf mich verlassen können. Dass ich vertrauenswürdig bin. Ehrlichkeit macht wahre Beziehungen erst möglich.

Wenn wir es uns zur Angewohnheit machen, die Wahrheit zu sagen, braucht es keine vielen Worte mehr. Das ist nicht immer einfach, aber es lohnt sich.

Wen schütze ich mit meiner Lüge?

Muss ich denn immer die Wahrheit sagen? Das ist eine heikle Frage. Einer guten Freundin ins Gesicht zu sagen, dass die neue Frisur ihr absolut nicht steht, könnte sie kränken und die Beziehung zu ihr unnötig belasten. Aber es gibt auch Situationen, in denen ich die Wahrheit sagen sollte, auch wenn ich weiß, dass ich andere damit verletze. Hier kann es hilfreich sein, sich zu fragen: Handle ich aus Liebe, wenn ich jetzt die Wahrheit sage?

Der Aufruf zu Ehrlichkeit ist kein Freibrief dafür, dem anderen frei Schnauze alles an den Kopf zu werfen, was mir an ihm nicht gefällt. Aber ich sollte auch nicht anderen nach dem Mund reden und dabei die Wahrheit verdrehen. Jesus hat sich nie gescheut, die Wahrheit zu sagen, auch wenn sie unbequem war, aber er ist genauso wenig mit ihr hausieren gegangen. Bei ihm waren Wahrheit und Liebe untrennbar verbunden, und so wünsche ich mir das auch für mein Leben.

Jesus hat sich nie gescheut, die Wahrheit zu sagen, auch wenn sie unbequem war, aber er ist genauso wenig mit ihr hausieren gegangen.

Auch bei mancher Notlüge stellt sich die Frage: Schütze ich mich selbst und mein Ego – oder mein Gegenüber? Wenn es mir nur um mich geht, gilt es manchmal, den eigenen Stolz zu überwinden und zu sagen: „Es geht mir nicht gut, aber danke der Nachfrage.“ Etwas Ähnliches habe ich letztens getan. Mein Gegenüber reagierte überrascht, aber letztlich empfanden wir beide diese Ehrlichkeit als befreiend. Solche ehrlichen Gespräche möchte ich öfter erleben. Vielleicht geht es Ihnen ja genauso.

 Rebecca Schneebeli

Rebecca Schneebeli

  |  Redakteurin

Sie schätzt an ihrem Job, mit verschiedenen Menschen und Themen in Kontakt zu kommen. Sie ist verheiratet und mag Krimis und englische Serien.

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Kommentare (2)

A. Weiss /

Liebe Frau Dittrich!
Es tut mir sehr leid für Sie, dass sie so lange unter diesen Umständen gelebt haben. Gott wird diese Menschen zur Verantwortung ziehen für diese Grausamkeiten, die Ihnen angetan mehr

C. Dittrich /

Liebe Frau Theis,
Ihre Andacht ist einerseits richtig, könnte in vielen Situationen falscher nicht sein: Ich stamme aus einem Gebirgsort im Salzkammergut(Österr.), wo jeder jeden kennt. Man mehr

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