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04.04.2011 / Angedacht / Lesezeit: ~ 2 min

Autor/-in: Joachim Bär

Die Chance im Windhauch

Müssen Christen immer höher, schneller und weiter? Nicht unbedingt, wie eine Begegnung im Leben Elias nahelegt.

Ich glaube, wir haben einen Hang zum Großen. Männer reden lieber über Borussia Dortmund als über Rot-Weiß Ahlen. Frauen flippen eher bei Manolo Blahniks für 500 € aus, weniger bei Deichmanns für 30 €. Und die Grünen reden in Baden-Württemberg lieber über aktuell 24,2% als über 11,7% im Jahr 2007.

Nicht anders in vielen Gemeinden. 250 Mitglieder scheinen besser zu sein als 50. Ein vollmächtiger Lobpreis mit Band scheint mehr zu bewirken als ein verhaltenes Lied auf der Gitarre. Und 800 Euro im Kollektenbeutel sind allemal besser als 80. Größer, höher, schneller, weiter.

Dagegen ist gar nichts zu sagen. Schließlich sollen immer mehr Menschen von Jesus hören. Wer hätte also etwas daran auszusetzen, wenn mehr Leute die Gemeinde besuchen? Wir sollen für Gott unser Bestes geben. Warum sollten wir ihn nicht mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln loben? Und kann man mit mehr Geld nicht auch mehr Gutes tun?

Beängstigende Vorboten

Das Große hat durchaus seine Berechtigung. Die Gegenseite aber auch. Gerade, wenn wir Gott begegnen wollen. Das wird bei einer Episode aus dem Leben Elias deutlich. Völlig ausgelaugt von seiner Aufgabe als Prophet flüchtet er in eine Höhle am Berg Horeb (1 Kön 19, 8). Wie zur Neuausrichtung und zum Trost will Gott ihm dort begegnen.

Und Gott zieht mit gewaltigen Naturphänomenen an der Höhle vorbei. Seine Vorboten sind beängstigend: Ein starker Wind lässt Felsen zerbersten, ein Erdbeben bringt Hänge ins Rutschen und ein Feuer verzehrt die wenigen Pflanzen umher. Offenbart sich Gott in diesem Schauspiel? Pustekuchen!

Erst als ein stilles, sanftes Sausen in der Luft liegt, eine gerade noch wahrnehmbare Luftbewegung den Vorraum der Höhle erfüllt, zeigt sich Gott. „Was willst du hier?“ (1 Kön 19, 14), fragt er Elia erneut, als der ganze Hokuspokus vorbei ist.

Gott kann laut!

Das sagt mir: Gerade als Christ muss ich nicht immer dem Großen nachjagen, um Gott zu begegnen. Es muss nicht immer höher, schneller und weiter sein. Oft ist sogar das Gegenteil besser: Kleiner. Langsamer. Mehr Tiefe. Mehr Nähe. Gerade dann lässt sich Gott erfahren.

Natürlich kann Gott auch zu mir sprechen, wenn es laut ist, ich einen großen Kongress besuche oder wenn es hektisch zugeht. Gott kann groß und laut! Wer aber dieser Seite immer den Vorzug gibt, wird einen großen Teil des Reichtums verpassen, in dem wir Gott begegnen können. Nicht zuletzt in der Fastenzeit.

 Joachim Bär

Joachim Bär

  |  Unit Leader erf.de / Antenne

Koordiniert die übergreifenden Themen der redaktionellen Angebote des ERF. Er ist Theologe und Redakteur, ist verheiratet und hat zwei Kinder.

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Kommentare (3)

Katharina Schäfer /

Das zu lesen tut heute Morgen richtig gut, da mir eine Fastenzeit (unerwünscht) auferlegt wurde... Danke, das macht Mut, dass der Weg (gerade so) weitergeht und zwar nicht ins Leere!
P. S. "Was machst du hier" - Gott weiß es wohl, aber ob Elia, äh ich meine ICH, es auch weiß...?

JoachimKnoll /

In der Bibel gibt es viele Geschichten, wo erzählt wird, dass Gott einem Menschen persönlich begegnet. Weil es bei mir auch so war, bin ich Christ geworden. Elia hat diese Begegnung ja offenbar (vielleicht unbewusst) gesucht. Das nehme ich mir auch vor. Danke, Herr Bär.

Bernd Schneider /

Vor vielen Jahren hatte ich eine Bibelstunde zu halten. Am Abend erschien "nur" eine ältere Frau. Ich war enttäuscht, wollte die Frau nach Hause schicken. Dann hielt ich die einfache Stunde doch und mehr

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