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30.12.2010 / Rückblick: Jahr der Stille 2010 / Lesezeit: ~ 4 min

Autor/-in: Michael Lang

Gottes Lebensrhythmus finden

Das Motto des Jahrs der Stille 2010 war gut gewählt. Hat es gehalten, was es verspricht? Ein Rückblick auf das Jahr der Stille.

Gute Vorsätze sind schnell gefasst – und ebenso schnell vergessen. War das beim Jahr der Stille 2010 anders? Schließlich haben viele Christen das Jahr 2010 mit viel gutem Willen der Stille gewidmet. Die Aktion bot viele Gelegenheiten an, Gottes Lebensrhythmus ganz neu zu entdecken. Um was ging es genau, welche Angebote hat das Jahr angeboten – und hat die Aktion etwas verändert?

30 sekunden Stille am Esstisch
Gottes Lebensrhythmus finden: Das Motto des Jahres nahmen sich auch die Organisatoren zu Herzen. Gemeinsam organisierten Frei- und Landeskirchen, Kommunitäten, Verlage und viele anderen Mitwirkenden eine Aktion, in dessen Leitungskreis sich sowohl er Jugendverband EC und FEGs, als auch die Stiftung Christlicher Medien (SCM), der Bibellesebund und allen voran das Haus der Stille in Weitenhagen befanden. Die grundlegende Idee: aus dem rasanten Lebensalltag entkommen und sich gezielte Momente der Stille gönnen, um Gott näher zu kommen.

Mit einem Ideenheft läuteten die Veranstalter selbst das Jahr der Stille ein. Darin versuchten sie, Menschen mit Andachten und zahlreichen Impulsen zur Teilnahme zu bewegen. Der Bundesverlag gab ein kostenloses Sonderheft der Zeitschrift Aufatmen heraus. In der Ideenbörse auf der Homepage www.jahr-der-stille.de findet man bis heute Anregungen, wie man Stille erfahren kann. Die User konnten hier eigene Ideen einbringen und damit anderen Christen eine weitere Praxisbeispiele vorschlagen, wie diese Stille Raum im Alltag gewinnt. Unter den Vorschlägen befanden sich mit der Zeit Tipps für eine Auszeit in der Passion über einen Stille-Raum im Einkaufscenter bis hin zu 30 Sekunden Stille am Esstisch.

Eine weitere, zentrale Anregung betraf ein weithin vernachlässigtes Thema: Das Fasten. Das Jahr der Stille regte an, Fastenzeiten neu zu entdecken und als eine Möglichkeit wahrzunehmen, um Gott besonders nahe zu kommen.

Die Idee zieht Kreise
Einige Autoren und Künstler brachten mit ihren Büchern und Projekten weitere Anregungen ein. Dazu gehört beispielsweise das Andachtsbuch „Stille – Dem begegnen, der Sehnsucht stillt“ von Elke Werner und Klaus-Günther Pache. Es ist für den einzelnen Leser ebenso geeignet wie für eine Gruppe, darüber hinaus sind ein dazugehöriges Hörbuch sowie eine passende Musik-CD im Programm enthalten.

Mit dem simplen Titel „Pssst…“ hat Jürgen Werth einen Bestseller zum Thema auf den Markt gebracht. 13.000 verkaufte Exemplare bestätigt der herausgebende Verlag Gerth Medien bislang. Das „Lebensbuch“, wie der Autor selbst es bezeichnet, widmet sich anhand Anekdoten, Gedanken und Liedtexten auf eine ganz persönliche Art der Stille mit Gott. Passend zum Buch sind weitere Artikel mit demselben Titel erschienen, beispielsweise ein Fotokalender und eine CD mit Liedern zur Stille.

Unterwegs mit einer sprechenden Eselin
Passend zum Jahr der Stille gab auch der Künstler Martin Pepper eine meditative Musik-CD heraus. Mit ruhigen Klängen lädt der Musiker zur „Siesta“ (span. Mittagsruhe, Nickerchen) ein, um sich selbst eine Auszeit zu gönnen. Der Künstler nutzte das Jahr aber nicht nur, um seinen Hörern neue Anregungen zum Nachdenken zu geben, sondern auch um seinem Leben mehr Stille einzuräumen. Martin Pepper stimmte sich auf das Jahr der Stille auf ganz besondere Weise ein. Vier Tage lang wanderte er nur mit einer Eselin im Schlepptau in einer Wüste. Seine Erfahrung: „Ich habe dabei mein Leben entschleunigt, Schrittgeschwindigkeit eingeübt und meine Antennen auf die Verbundenheit mit der Natur neu ausgefahren.“  Ganz frei nach der Bibel schien es ihm gelegentlich so, als spräche Gott durch die Eselin zu ihm. Der Musiker lernte zudem auf seiner „Eselwanderung“, dass es gar nicht schlimm ist, wenn etwas im Leben wie der störrische Esel von Zeit zu Zeit stockt oder blockiert. 

Nach diesem besonderen Einstieg in ein besinnliches Jahr, wollte Martin Pepper auch weiterhin in regelmäßigen Abständen die Stille suchen. „Ich habe in diesem Jahr häufig eine Weile in der Stille gewartet, manchmal nur 10 Minuten, manchmal auch 30 bis 40“, erzählt der 52-jährige. Mit der Zeit spürte er, wie seine Verbundenheit mit Gott immer tiefer wurde. Natürlich waren diese Zeiten nicht jedes Mal hochgeistlich und ergiebig. Trotzdem gab es die Momente, in denen ihn die Tränen still überkamen. Diese stillen Zeiten waren selten eine Sensation, aber immer ein Erlebnis.“, so der Musiker.

Gewonnenes nicht wieder verlieren
Stille kommt an. Das ist nicht nur das Fazit von Martin Pepper nach einem besonderen Jahr. Genauso zeugen die zahlreichen Vorschläge der Ideenbörse auf www.jahr-der-stille.de davon, dass viele Christen die Sehnsucht spüren, der Stille in ihrem Leben Platz einzuräumen. Erlebnisse wie die von Martin Pepper verdeutlichen, dass es beim Jahr der Stille 2010 nicht um außergewöhnliche Erlebnisse ging, sondern darum, einen neuen Zugang zu Gott und seinem Lebensrhythmus zu finden.

Die Verkaufszahlen von Verlagen und Buchhandlungen legen nahe, dass Stille mehr ist als nur ein Begriff. Stille gehört in den Tagesablauf wie Schlafen und Essen. Stille ist der Ausgleich zum rasanten Alltag. Stille bietet die Möglichkeit einen Moment innezuhalten und die Gedanken zu ordnen. Und vor allem ist Stille der Weg zur Verbundenheit mit Gott. Ob das Jahr der Stille alles gehalten hat, was es versprochen hat? Wahrscheinlich nicht. Ein guter Anfang war es allemal. Jetzt ist jeder wieder ein wenig mehr selbst gefragt, die persönliche Stille mit Gott zu gestalten.

Ihr Kommentar

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Kommentare (2)

Lydia Bergmann /

Schon erstaunlich, daß niemanden bei den Kirchen zu Bewußtsein kommt, daß auch das längst fällige Abstellen des nächtlichen Zeitläutens über Glocken sehr zur Stille beiträgt.

Christian Nordt /

Ihr seid liebevoll verückt und naiv.
Ihr schreibt so gute Beiträge die anregend sind und unter die Haut gehen und gebt Eure Stimme der Hure Facebook. Schämt Euch! Es gibt keine Möglichkeit bei mehr

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